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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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kleinen Gruppen zur Hand. Einige hatten sich schon in ihre Decken ausgestreckt, andere saßen noch zusammen und schienen miteinander zu sprechen. Die Wachtposten befanden sich im unmittelbaren Umkreis des Lagers auf den sanften Anhöhen, die das Lager umgaben. Die Gelegenheit war so günstig, wie Brennendes Wasser und Kluge Schlange sie Mattotaupa geschildert hatten.
    Mattotaupa und Kluge Schlange gaben das Zeichen, mit dem Büffelspiel zu beginnen. Mit Ausnahme Mattotaupas rutschten darauf alle an der dem Assiniboinelager abgewandten Seite des Höhenrückens ein Stück hinunter und machten sich zwei und zwei als Büffel zurecht. Mattotaupa begutachtete die Maskerade und fand nichts auszusetzen. Die vier vermeintlichen Büffel verteilten sich am Hang. Mattotaupa rannte schnell zum Fluß hinunter und ließ von dort das erste dumpfe, noch leise Brüllen hören. Es war dem Naturlaut täuschend ähnlich, und der Laut mischte sich mit dem Rauschen des Flusses. Kluge Schlange antwortete am Hang mit einem ähnlich dumpfen, leisen Brüllen aus dem Büffelkopf heraus, den er über seinen Kopf gesetzt hatte. Dann zeigte sich der erste Büffelrücken über dem Scheitel der Anhöhe. Mattotaupa mußte am Flußufer unten inzwischen schon ein großes Stück flußaufwärts, nach Norden, gerannt sein, denn von dort erklang sein nächstes Brüllen.
    Harka, der mit Stark wie ein Hirsch zusammen unter einem Büffelfell steckte, hörte, daß die Assiniboine schon auf das Possenspiel reagierten. Sie mußten sich zwar wundern, daß Büffel mitten in der Nacht unterwegs waren, denn nachts pflegten die Herden nicht zu wandern. Aber die Freude, auf die Büffel zu treffen, übertönte sicher alle solche Erwägungen. Warum sollten die Büffel nicht auch einmal des Nachts aufgestört und in Bewegung sein?
    Der erste aufreizende Büffeljagdruf ertönte schon vom Lager der Assiniboine her. Die vermeintlichen Büffel mußten nun sehr umsichtig handeln, wenn sie der Jagd durch die Assiniboine nicht zum Opfer fallen wollten. Kluge Schlange zeigte sein mächtiges Büffelhaupt mit Hörnern über dem Kamm der Anhöhe und brüllte, daß es allen Büffeljägern durch Mark und Bein gehen mußte. Gleich darauf verschwand der Kopf wieder für die Blicke der Assiniboine. Es tauchten aber, weit auseinandergezogen, drei Büffelrücken auf, bei dem einen auch die zu dem Büffel gehörigen Hörner. Zur selben Zeit brüllte es markerschütternd aus dem Tale unten. Das war Mattotaupa. Bei den Assiniboine gab es jetzt kein Halten mehr. Aus fünfzig Kehlen drang der Büffeljagdruf! Die Krieger sprangen auf ihre Mustangs, die den durchdringenden Ton kannten und schon voll Aufregung stiegen und tänzelten, und dann begann die wilde Jagd! Das Donnern der Hufe kam aus dem Wiesental herüber zu der Anhöhe am Fluß, über den kleinen Bach hinweg, der von der Quelle beim Lager der Assiniboine gespeist wurde und dann am Ostfuße der Anhöhe nach Süden dahinplätscherte, um sich weiter unten mit dem Fluß zu vereinigen.
    Die Schwarzfußkrieger, Burschen und Jungen hatten die Felle schleunigst abgeworfen. Sie ließen sie liegen. Mit diesen vier Büffelfellen konnten sich die Assiniboine später trösten! Wo sich Mattotaupa jetzt befand, wußten sie selbst nicht mehr, aber sie wußten, was sie zu tun hatten. Mit großen Sprüngen gelangten sie noch rechtzeitig den Steilhang hinunter und schossen wie Fische in die Flut, um unter Wasser abwärts zu schwimmen. Da die Flut sie trieb, kamen sie außerordentlich schnell voran. Hinter der nächsten größeren Biegung wagten sie schon, den Kopf über das Wasser zu heben und Luft zu holen. Dabei hörten sie auch etwas von dem, was weiter oben am Fluß vorging.
    Die Assiniboine ritten rufend und schreiend am Fluß und den angrenzenden Höhen umher. Westlich des Flusses, weit draußen in der nächtlichen Prärie, erklang wieder das dumpfe Büffelgebrüll, wie Mattotaupa es nachzuahmen verstand, und gleich darauf der Grußruf der Dakota: »Hi- je-he! Hi-je-he!«
    Die Assiniboinekrieger schienen die Felle noch nicht gefunden zu haben. Sie nahmen vielleicht an, daß Dakota in der Nähe seien, die ihnen die Büffel wegtrieben, und schrien darüber zornig auf. Sie setzten über das Flußtal und galoppierten dann regellos in die Prärie hinaus. Kluge Schlange gab seiner Gruppe das Zeichen, noch ein Stück weiter abwärts zu schwimmen. Als volle Sicherheit gewonnen schien, stiegen alle an Land.
    Harka horchte nordwestwärts; die Assiniboine

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