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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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ein Indianerwort kann man sich noch verlassen und auf das meine auch!« Adamson schien tief befriedigt. »Endlich wieder Land unter den Füßen, das wirklich das meine ist! Nun soll aber doppelt und dreifach gearbeitet werden. Ich hab’ auch so einen Jungen wie du, Häuptling, ein paar Jahre jünger als Harry, aber helfen kann er dem Vater schon, und wenn jetzt alles gesichert ist, kann er mit der Großmutter zu uns kommen. Heißt wie ich, der Bengel, Adam Adamson. So hießen mein Vater und mein Großvater und mein Urgroßvater, und wahrscheinlich heißen wir so, seitdem der alte Adam aus dem Paradies vertrieben wurde und zu ackern anfing. Die Arbeit war immer schwer, aber die Adamssöhne waren auch immer tüchtig. Eine gute Frau hab’ ich auch, arbeitet wie ein Mann.« Adamson machte einen tiefen Atemzug.
    »Ja, wieder eigenes Land!«
    »Du hattest dein Land verloren?«
    »Durch die Wucherer, die vermaledeiten, in der Heimat. Aber hier ist ganz anderer Boden! Jungfräulicher Boden! Hier rentiert die Arbeit, und wir kommen wieder auf einen grünen Zweig. Was hältst du übrigens von Thomas und Theo?«
    »Aufrichtig.«
    »Ja, das sind sie. Aber Thomas redet mir zuviel, das muß er sich noch abgewöhnen. Abends bei einem Glas Bier lasse ich mir auch ein spaßiges Wort gefallen, aber bei der Arbeit hält ein Mann den Mund.«
    Unwillkürlich horchten die beiden Männer wieder nach dem Blockhaus hin, wo das Streitgespräch noch immer im Gange war. »Komm«, forderte Adamson Mattotaupa auf. »Komm, wir setzen uns zu den Pferden und frühstücken. Ich muß wohl oder übel abwarten, bis die mit ihrem Fellhandel fertig sind. Dann aber auf und davon! Handel ist nichts als Zeitverlust und Betrug, taugt nicht für einen Bauern.«
    Der Indianer ließ sich mit Adamson zusammen innerhalb der Palisaden nieder. Der Farmer packte Schinken aus, schnitt sich ein großes Stück ab und aß. Er bot Mattotaupa an mitzuhalten, aber dieser liebte weder Schweinefleisch noch Räucherware und dankte. »Du reitest mit uns auf unsere Farm?« erkundigte sich Adamson, während er den letzten Bissen kaute. »Thomas sagte mir das.«
    »Ich reite nicht mit euch.«
    »Nein? Ich denke, du willst auch über den Missouri hinüber.«
    »Hau. Aber ich reite allein.«
    »Wie du willst. Aber ein Mann allein in der Wildnis, das ist nicht gut. Komm doch mit! Mich freut’s.«
    »Ich möchte meinen weißen Bruder nicht beleidigen, aber ich kann nicht mit ihm zu seiner Farm reiten. Ich werde das erklären. Tashunka-witko und ich, wir sind persönlich verfeindet. Tashunka-witko schützt dich, Adam Adamson, dich und deine Frau, dein Kind und dein Land. Es würde dir schlecht anstehen, das Totem Tashunkas entgegenzunehmen und zugleich seinen Todfeind zu Gast zu laden.«
    »Ach, zum Donner, das ist allerdings kitzlig. Ist die Feindschaft wirklich so groß und unerbittlich?«
    »Hau.«
    »Schade. Dann muß ich dir recht geben. Ich danke dir, daß du so aufrichtig gegen mich bist. Hätte dich um so lieber auf dem Ritt dabei gehabt!«
    Adamson hatte fertig gefrühstückt, und aus dem Laden kamen Thomas und Theo heraus. Ihre Mienen waren vergnügt, und Old Abraham schalt hinter ihnen her:
    »Unzuverlässige Burschen! Jetzt die Fallen zurückbringen! ’nen Stapel lausiger Pelze ­ und ich sitz’ da als der Betrogene. Mit euch mach’ ich nie wieder ein Geschäft, nie wieder! Auf Wiedersehen!«
    »Auf Wiedersehen, alter Stammvater! Auf Wiedersehen!« Die beiden kamen zu Adamson und Mattotaupa herbei.
    »Was sagt ihr jetzt? Noch nicht einmal eine Stunde geredet, und schon ist die Sache perfekt. Die Felle, die wir gebracht haben, sind aber auch erstklassig.«
    »Dann können wir also reiten?« knurrte Adamson.
    »Wie’s beliebt! Aber Top hat sich nicht umgezogen.«
    »Er kommt nicht mit uns.«
    »Warum denn nicht?«
    Mattotaupa selbst übernahm die Antwort. »Unsere Wege trennen sich, aber wir bleiben Freunde«, sagte er so bestimmt, daß Thomas’ nächste Frage im Halse steckenblieb. »Lebt wohl!«
    Adamson und die Zwillinge stiegen auf. Thomas schüttelte immerzu den Kopf. Der Farmer nickte dem Indianer noch einmal zu, mit einem aufrichtigen, dankbaren Blick.
    Mattotaupa blieb bei seinem Schecken stehen und schaute den dreien durch das offene Tor nach, bis sie um den See herumgeritten waren und im Morgendunst von Gewässer und Prärie verschwanden.
    Dann war er ganz allein.
    Er nahm sich zunächst nichts vor, sondern ritt nur hinaus zu jenem Hügel, bei dem er mit

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