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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Prärie. Sie bemerkten, daß ein einzelner Reiter noch spät die Station verließ und ostwärts ritt. Aber sie hatten keinen Anlaß, sich darum zu kümmern.
    Als der Morgen graute, wurden Mattotaupa, Harka und Kluge Schlange schnell wach. Sie frühstückten aus ihrem Proviant. Die Mustangs begannen zu grasen. Die drei Indianer beobachteten in der sich ausbreitenden Helligkeit wieder die Handelsstation und die beim See lagernden Indianer. Sie hatten unterdessen erkannt, daß die meisten dem Stamme der Assiniboine angehörten, die den Siksikau feindlich und ihren eigenen Verwandten, den Dakota, nicht sehr freundlich gesinnt waren, zur Zeit aber doch mit allen in Frieden lebten. Vier Dakota, darunter zwei Häuptlinge, lagerten etwas abseits am Abfluß des Baches aus dem See.
    Es dauerte nicht lange, da kam Thomas durch das Palisadentor heraus und winkte. Die Indianer verstanden, daß sie zum Blockhaus kommen sollten. Sie machten ihre Pferde los und galoppierten über die Wiesen bis zu dem Toreingang.
    »Guten Morgen!« rief ihnen Thomas entgegen. »Da seid ihr ja! Flinte ist auch da, aber altes Eisen ­ hat vielleicht Adam im Paradiese schon den Apfel damit runtergeschossen ­ oder war’s die Eva …, verflucht, ich bringe die Geschichten immer durcheinander. Immerhin, knallen wird das Ding, und das ist auch schon etwas wert! Ihr könnt es euch mal anschauen.«
    Die Indianer begrüßten auch Theo und machten sich in ihrer höflichen und zurückhaltenden Art mit Adamson bekannt. Dann gingen alle zusammen zum ersten Blockhaus und traten in den Laden ein. Nur Theo blieb draußen bei den Mustangs der Indianer.
    Old Abraham war schon in Bewegung. »Das ist ’ne Flinte!« rief er den Eintretenden entgegen und legte das Schießeisen an. »Eine Flinte ist das! Die ist ihr Geld wert! Der Junge soll die haben?« Harka betrachtete die Waffe, ohne näher zu treten.
    »Was sagst du, Junge?« fragte Thomas.
    »Vorderlader!« Harka kräuselte die Lippen verächtlich.
    »Aber billig!«
    »Zu billig!«
    »Junge, bist du aber anspruchsvoll. Das Ding knallt doch!«
    »Mein Bogen schießt besser.«
    Kluge Schlange kam näher und ließ sich von Old Abraham und Thomas die Waffe erklären. Schließlich verlangte der Siksikau einen Probeschuß. Abraham ging mit seinem Kunden in den Hof und schoß auf ein Astloch in einem Pfahl der Palisade.
    Der Schuß krachte, das Ziel war getroffen.
    Mattotaupa merkte wohl, daß der Siksikau diese Waffe gern haben wollte. Er öffnete einen Beutel, zählte den verlangten billigen Preis in Münzen ab, winkte Abraham und ging mit ihm wieder in den Laden. Dort nahm er die Flinte und einige Munition dazu in Empfang, händigte Abraham das Geld aus und überreichte dann draußen Kluge Schlange die Waffe.
    »Sie sei dein. Du bist es, der uns zuerst begegnet ist und uns zu den Zelten der Siksikau eingeladen hat.«
    Kluge Schlange nahm das Geschenk an. Seine Augen sagten, daß er sich darüber freute. Er ließ sich die Waffe nochmals erklären und wagte dann den ersten Schuß. Der Rückstoß erschreckte ihn etwas, und das Ziel war noch nicht gut getroffen. Aber er war mit dem Geheimniseisen doch zurechtgekommen. Alles andere mußte die Übung ergeben.
    »Junge, Junge«, wandte sich Thomas an Harka, »du warst doch dumm, daß du die Flinte nicht genommen hast. Aber andererseits ist es auch so gut! Kluge Schlange hat mich und Theo in seinem Zelte stets bewirtet wie im Paradiese, und er verdient es, ein Schießeisen zu besitzen. Mattotaupa, du bist ein Gentleman, das habe ich immer gesagt und werde es immer sagen, solange ich lebe! Ich habe gesprochen! Und was tun wir jetzt?«
    Abraham machte sich bemerkbar. »Kattunhemden kaufen. Schöne Decken kaufen! Werde ein paar vorlegen.«
    Er ging voran in das erste Blockhaus, die anderen folgten zögernd. Als sie den Ladenraum betreten hatten, lief Old Abraham nebenan in den Warenvorratsraum, um einiges herauszusuchen, was ihm für seine Kunden passend schien. Während diese allein unter sich waren, besprachen sie sich kurz.
    »Kauft das schlechte Zeug nicht«, riet Adamson energisch. »Was soll einer in Wald und Prärie mit Kattunhemden und Baumwolldecken! Werden vom Regen durch und durch naß, halten im Winter nicht warm und zerreißen bei jeder Gelegenheit. Das ist nichts für unsereinen, schon gar nicht für einen Indianer. Das neumodische Zeug ist nur erfunden, damit die Händler verdienen und die Indianer betrogen werden.«
    Kluge Schlange stimmte zu.
    Thomas aber, der

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