Die Höhle in den Schwarzen Bergen
Felle schlecht, die Thomas und Theo gebracht hatten; die Zwillinge aber schalten in allen Tonarten über den unverschämten Wucher, den Abraham im Auftrag der Pelzkompanie zu treiben sich nicht schäme. »Sünde und Schande über dein altes Haupt!« schrie eben Thomas. »Schämst du dich nicht, wie ein Wucherer uns das Blut auszusaugen? Abraham, Abraham! In der Hölle wirst du braten, und deine Gebete werden unerhört im Winde verwehen! Das will ein Christ sein, und kurz ehe er das Totenbett besteigt, dreht er seinen besten Freunden noch den Hals herum! Abraham, ich wußte, daß es so mit dir kommen würde, wenn du die Handelsstation übernimmst! Aber daß ein alter, ehrlicher Fallensteller, wie du es mal gewesen bist, ganz in den Pfuhl der Lüge und Gemeinheit taucht, das, nein, das …«
»Das ich nicht lache!« brüllte Abraham dagegen. »Alte, ehrliche Fallensteller! Ich kenne doch eure Witze! Sich in der Prärie aalen, faulenzen wie der Büffel in der Sonne, Lendenbraten essen und an ein paar Biberchen Kindermord begehen! Das ist ein Leben! Dann die Fallen zurückbringen, die man sich eben erst geliehen hat! Ins Tollhaus gehört so was, ins Tollhaus! Hölle ist viel zu schade für solche Gesellen, wie ihr seid! Vielleicht den Teufeln auch noch Arbeit machen! Die haben schon genug zu tun, heutzutage, wo die Welt immer schlechter wird!«
»Wer macht sie denn schlechter, du hartgesottener Wucherer, du oder wir? Wir leben in aller Unschuld wie die Engel und die Indianer, die uns nicht mit Zins und Zinseszins die Gurgel zuschnüren, sondern uns mit Büffellende königlich bewirten. Hätten wir uns nie eine Falle bei dir geholt und dir nie ein Fell gebracht! Uns wäre wohler im Diesseits und im Jenseits.«
Adamson, der alles mit Mattotaupa zusammen anhörte, machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das Geschwätz dauert noch zwei Stunden mindestens«, sagte er, »dann einigen sie sich. Ich möchte die Zeit nutzen. Ein Bauer wie ich kann mit der Zeit nicht so umgehen wie ein Händler und ein Jäger. Ich muß rechnen. Hab’ eine Bitte an dich, Häuptling.«
»Mein weißer Bruder mag sprechen.«
»Bin hier, um mit zwei Dakota den Kaufvertrag über das Land abzuschließen, das ich schon bewirtschafte. Wir sind uns über alles einig. Die beiden sind auch hier, da drüben am unteren Ende des Sees lagern sie. Ich soll ein Totem bekommen oder wie man das nennt. Hätte gern, daß du dir diese Sorte Kaufbrief ansiehst. Du weißt mit den Indianersachen besser Bescheid als ich.«
»Ich werde mir das Totem ansehen. Wie heißen die Männer, mit denen mein Bruder sich hier trifft, und zu welchem Ratsfeuer der Dakota gehören sie?«
»Teton-Dakota sind es, und ihre Namen die Namen hab’ ich schon wieder halb vergessen. Aber sie haben mir versprochen, das Totem eines Oberhäuptlings zu bringen. Dafür habe ich ihnen zugesagt, daß ich meinerseits den Dakota beistehe, wenn unerwünschte Eindringlinge sich in ihrem Land sehen lassen.«
»Gut. Aber du hast das Totem noch nicht in der Hand?«
»Nein, ich soll es heute morgen erhalten. Ich gehe jetzt hinaus zu den beiden. Kommst du mit?«
»Nein. Ich bleibe hier bei unseren Pferden. Willst du mir das Totem bringen, damit ich es studieren kann?«
»Ja, so geht das auch. Also warte, ich werde gleich wieder da sein.« Adamson lief durch das Tor hinaus und eilte am See entlang bis zum Südende, wo das Wasser abfloß. Mattotaupa konnte ihm mit den Augen folgen. Adamson schien das Gewünschte schnell zu erhalten, denn er machte schon nach wenigen Minuten kehrt und eilte zu der Station zurück.
Als er wieder bei Mattotaupa stand, entfaltete er das Leder, das er zusammengerollt in der Hand getragen hatte, und reichte es dem Indianer.
Mattotaupa studierte die Bildzeichen. Seine Stirnhaut zuckte, als ob er sie habe runzeln wollen. Schließlich sagte er: »Gut.«
»Also, du meinst, damit kann ich etwas anfangen?«
»Hau. Das ist in den Augen der Dakota ein sicherer Schutz für dich, deine Frau, dein Kind und für das Land und das Vieh, von dem ihr lebt. Du wirst den Dakota und sie werden dir beistehen.«
»Richtig. Die beiden da unten am See haben gesagt, der Brief sei mit dem Totem eines ihrer angesehensten Häuptlinge gezeichnet. Den Namen habe ich nicht ganz verstanden, aber ich möchte ihn mir merken. Ta … Ta … Kannst du den Namen dem Totem entnehmen?«
»Hau. Tashunka-witko.«
»Ja, ja, so hieß das. Er hat Einfluß?«
»Hau.«
»Also alles in bester Ordnung. Auf
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