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Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Die Höhle in den Schwarzen Bergen

Titel: Die Höhle in den Schwarzen Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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einen schwarz gefärbten Bart trug. Er erwiderte nur: »Mein weißer Bruder!«
    »Jawohl, das bin ich! Ich, genannt Fred, Fred, verstehst du?«
    »Mein Bruder Fred.«
    »Mein Bruder Top! Komm, wir lassen uns noch ein wenig in dieser Station nieder.«
    Die beiden ritten in den Hof ein, bis zum zweiten Blockhaus, und hängten dort ihre Tiere an. Fred stieg dann sofort in das Haus hinein, dessen Inneres als Schlafraum diente und jetzt am Morgen leer war. Mattotaupa folgte ihm. Im Inneren des Blockhauses war es düster. Es roch nach Schweiß und Tabak. Habseligkeiten der Gäste und Kunden der Station lagen noch bei den Schlafplätzen. Fred setzte sich hin, in die Mitte des Raumes; die Tür hatte er im Auge. »Top, Top!« sagte er leise. »Was für ein Glück, daß ich dich hier treffe. Wohin bist du unterwegs?«
    »Ich werde Tashunka-witko töten, der mich beleidigt und die Büchse Harkas gestohlen hat. Dann hole ich meine Tochter Uinonah und bringe sie zu den Zelten der Siksikau, wo ich mit Harka jetzt lebe.«
    »Dacht’ ich mir, daß ihr da Obdach gefunden habt. Ihr hättet in Minneapolis nur nicht so offen davon sprechen sollen, daß ihr zu den Blackfeet reiten wollt.«
    »Das wußtest nur du, mein weißer Bruder.«
    »Leider eben nicht nur ich. Weiß der Teufel, wann und bei wem du oder Harry auch sonst ’ne Andeutung gemacht hast. Vielleicht der Junge bei Old Bob, mit dem er gearbeitet hat. Jedenfalls ist man dir auf der Spur, und ich möchte dich warnen!«
    »Wer sucht meine Spur und warum?«
    »Könntest du dir denken, Top! Unsere letzte Galavorstellung als Cowboys und Indianer im Zirkus in Minneapolis ist doch nicht unbeachtet geblieben. Der Herr mit dem weißen Haar in der Loge sieben ­ erinnerst du dich?«
    »Hau. Er hat in der zweiten Pause mit dem Ältesten der Dakotagruppe aus Minnesota und mit Harka gesprochen.«
    »Eben der. Er hat Anzeige bei der Polizei erstattet, daß es diese Dakota gewesen seien, die bei dem Aufstand in Minnesota vor zwei Jahren seine Mutter erschossen und seine Farm verbrannt hätten. Zum Glück waren die Dakota schon alle entflohen, als die Sache bei der Polizei ruchbar wurde und der Tanz losging. Das hattest du mit denen ausgezeichnet organisiert.«
    »Hau.«
    »Dacht’ ich mir. Sie sind vermutlich alle längst über der Grenze in den kanadischen Wäldern. Gut. Mich hat man verleumdet! Dieses abgefeimte blonde Frauenzimmer, die Kassiererin, die wir in Omaha noch beim Zirkus hatten und die mit der ganzen Kasse durchgegangen ist ­ also dieses Aas einer räudigen Kojotin hat mich beschuldigt, ich hätte das Geld geraubt! Folge, daß mich die mit Dummheit geschlagene Polizei einkassieren und mir den Garaus machen wollte. Ich bin ihren Händen aber wieder mal entwischt. Nach einiger Zeit werden sie sich beruhigen. Sie können nicht jedem kleinen Diebstahl nachlaufen. Da passieren doch täglich ganz andere Sachen. Ich muß nur diesen Sommer über noch etwas vorsichtig sein, dann sind diese Akten vergessen. Aber du, mein roter Bruder, du hast eine gute, sogar eine sehr gute Tat auf dem Kerbholz ­ leider. Die vergessen dir die weißen Männer nicht so leicht! Du hast Ellis ermordet, den Inspizienten, den Schurken!«
    »Ich habe ihn erschossen.«
    »Ja. So ist es. Beim Hinausreiten aus der Manege am Schluß der Vorstellung hast du ihn erschossen, und dann bist du mit Harry gleich weitergeritten in die unwegsame Wildnis.«
    »Hau.«
    »Ellis war eine niederträchtige Kreatur. Den Ronald, den Dompteur, hat er beinahe zum Selbstmord getrieben, obwohl der Mann wirklich etwas konnte. Die Tiger wollte er vergiften, um Ronald vollends zur Verzweiflung zu treiben, und unsern Harry wollte er nach der Vorstellung prügeln lassen, weil der Junge zu Ronald hielt. Ja, so ein Schuft. Der hätte mehr als eine Kugel verdient gehabt. Und es wäre alles gut, wenn ihr nur nicht verlautbart hättet, daß ihr zu den Blackfeet reiten wollt. Jetzt sind sie dir auf der Spur, und für die dumme Polizei ist eben Mensch gleich Mensch und Mord gleich Mord. Sie werden nie begreifen, daß du nicht gemordet, sondern gerichtet hast.«
    »Hau.«
    Mattotaupa hatte den Kopf gesenkt und starrte in dem düsteren Raum auf den Boden, ohne zunächst ein weiteres Wort hervorzubringen.
    »Gegen Harry haben sie natürlich nichts. Er ist ein Kind. Jedermann glaubt, daß nicht er, sondern du geschossen hast. Zwei Zirkusdiener wollen es auch beeiden. Es geht gegen dich.« Mattotaupa schwieg. Fred wartete.
    »Was werden die

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