Die Hoehle
zögerlich.
Nachdem sie erfolgreich einen lockeren Knoten in die beiden Enden gemacht hatten, sagte sie »okay, ich bin so weit. Die Folter kann losgehen !«
»Bitte stecke dir irgendwas zwischen die Zähne, damit du sie dir nicht kaputtbeißt. Wenn du am Strumpfende ziehst, beiße die Zähne kräftig zusammen. Was jetzt auf dich zukommt, verursacht höllische Schmerzen. Du wirst mich danach hassen. Hoffentlich nicht allzu lang.«
»Ist schon okay« sagte sie ängstlich. »Ich weiß ja, dass du mir nur helfen und mich nicht quälen willst. Oder stehst du auf Fo ltern?«
»Wir werden den Knoten jetzt strammziehen. Nicht zu stramm, wir wollen ja nicht, dass dir die Hand abstirbt. Wenn der Knoten einmal zu stramm angezogen ist, wird es unerträglich sein, ihn wieder zu lockern. Wir müssen es schaffen, eine Art Druckverband zu binden, um den Blutverlust zu stoppen. Wir müssen also genau den richtigen Zug auf den Strumpf ausüben. Bereit?«
»Bereit !«
»Auf geht´s. Halt e bitte das Ende fest. Hast du es?«
»Ja. Ich hab es. Jetzt zieh !«
Franklyn packte das Ende des Strumpfes mit der Hand und zog es vorsichtig zu sich.
»Aaaah! Verdammt tut das weh! Verflucht, aaah, ich kann nicht mehr! Stopp!«
»Nicht zu fest, es soll nur nicht mehr bluten«, sagte Franklyn. »Wir dürfen es nicht abbinden .«
Als sie beide losließen, fiel jegliche Spannung aus Carlas Kö rper. Sie ließ alle Körperteile auf den Boden sinken und ruhte sich erst einmal ein paar Minuten aus. Den verwundeten Arm legte sie auf ihren Bauch.
Sie erholte sich schnell von den plötzlich aufgetretenen Schmerzen in ihrem gebrochenen Arm und entspannte sich ein wenig.
»Jetzt werde ich dich abtasten. Ich will wissen, ob du auch irgendwo blutest. Wenn ja, müssen wir uns etwas überlegen«, sagte Carla.
»Ist gut, kannst du dich denn schon wieder so gut bewegen, dass du mich abtasten kannst?«
»Ja, ich denke schon. Es wird schon funktionieren. Es muss !«
»Dann viel Erfolg beim Abtasten. Aber fummele mir nicht zwischen den Beinen herum. Da blutet nichts«, sagte Franklyn scherzhaft. Sein Humor war trotz Schmerzen ungebrochen.
»Keine Hoffnung, mein Lieber, auch wenn uns hier niemand sehen kann. Ich will an so einem kleinen armseligen Würmchen gar nicht herumfummeln. Wenn ich am etwas herumfummle, brauche ich eine große Bratwurst, kein Cornichon.«
»Blöde Kuh !«, fluchte Franklyn. »Fang schon an!«
»Ist ja gut. Sobald etwas wehtut, sagst du bitte Bescheid. Und spiel mir keine falsche Männlichkeit vor. Wenn etwas kaputt ist, sag es.«
»Verstanden, Mama .«
Carla begann bei den Füßen und betastete vorsichtig jede Ste lle auf seinen Beinen. Sie versuchte, möglichst jede Unebenheit zu untersuchen und stellte nach einer Weile fest, dass Franklyn keine offenen Wunden an den Beinen hatte. Franklyn genoss diese Art von Streicheleinheiten, die zwar eigentlich gar keine waren, sich aber dennoch so anfühlten.
»Nun ist der Oberkörper dran. Glaub aber bitte nicht, dass ich dich unwiderstehlich finde und dich deshalb streichle. Ich führe das hier aus rein medizinischen Aspekten durch. Streicheleinheiten gibt es keine.«
Diesen Kommentar hätte sie sich auch gern ersparen können , dachte Franklyn. Ein wenig Verwöhnung würde mir jetzt nämlich gut tun.
»Du hast ein verdammtes Glück gehabt, mein Freund. Bei dir ist alles in Ordnung. Du hast keine offenen Wunden. Zumindest alles, was ich betastet habe, scheint unbeschadet zu sein. Ich habe keine Undichtigkeiten gefunden.«
»Das ist ja beruhigend. Dem Gefühl nach zu urteilen hätte auch alles Mögliche bluten können. Aber endlich habe ich einmal einen Vorteil durch mein dickes Fell. Irgendeinen Vorteil muss man ja haben, wenn man so viel Speck auf den Rippen hat. Ich falle weicher. Und als Airbag habe ich mich doch auch ganz gut gemacht. Stimmt´s?«
»Ja, mein Dickerchen, du hast mich gut abge fangen. Hätte ich gewusst, dass du unter mir landest, hätte ich bestimmt keinen gebrochenen Arm gehabt. Ich hätte mich wie auf ein Sofa fallen lassen können.
Carla und Franklyn mussten ein wenig lachen und genossen es, dass wieder bessere Stimmung vorherrschte. Sie legten sich nebeneinander auf den Rücken und versuchten, ihre körperlichen Schmerzen durch Ruhe auf ein Minimum zu reduzieren.
Gedankenübertragung
John erschrak heftig, als seine schöne Traumwelt plötzlich wie eine Seifenblase zerplatzte und er stattdessen das Bild seiner beiden schwerverletzten Freunde vor
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