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Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Titel: Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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dem Vater unter den Lichterbaum legen wollte: zwei andere Formen einer Schere: nämlich eine Schmiedezange, mit der er das Eisenstück, das er bearbeiten wollte, leichter festhalten konnte als mit der Klemme, und eine Beißzange mit breiten, kurzen, scharfkantigen Kiefern.
    Am Heiligen Abend war die Freude beider Eltern groß. Die Güte der Schere erprobte Eva sofort an Hansens Kopfhaar, sie schnitt es im Nacken ab, so daß er es nicht mehr zu knoten brauchte. Peters Weihnachtsgabe für Frau und Sohn war eine hochgebaute Harfe mit siebzehn Saiten.
    Hans verbrachte jede freie Stunde in seiner Sammlung, betrachtete seine Schätze, dachte nach, versuchte dies und das und verließ höchst ungern seine Stube, wenn sein Vater, der das Bauholz für den Laubengang sägte, Hilfe brauchte. Das kostete nur Zeit, die er so dringend für seine eigenen Arbeiten benötigte. Was lag näher, als wieder das Wasser für sich arbeiten zu lassen. Damit die Säge sich der Drehung des Mühlrades anpaßte, schmiedete er eine dünne, kreisrunde Scheibe aus Harteisen und versah ihren Rand mit geschränkten Zähnen. Dann brauchte er nur das Ende der Radwelle vierkantig zu beschneiden, die viereckig durchlochte Sägescheibe daranzustecken und mit zwei Querzapfen, anzuklemmen, oder nicht? Wie er es sich erdacht hatte, so ging es: Schob er an die sich drehende Sägescheibe einen Baumstamm der Quere nach, so schnitt sie Scheiter oder Scheiben, schob er ihr den Stamm der Länge nach zu, so schnitt sie Bretter. Aber auch das Schieben kostete Zeit! Da baute Hans oberhalb der Säge eine schräge Gleitbahn. Darauf legte er den entrindeten Stamm über Rollhölzer, so daß er sich durch die eigene Schwere auf die Säge zubewegte.
    Die fast mühelose Herstellung glatter Bretter, von denen sich nach und nach die schönste Stubenausstattung tischlern ließ, erregte Peters unverhohlene Bewunderung, und aus Evas Augen strahlte die Freude. Doch wenn Hans seine Sammlung betrachtete und die Blicke über den Inhalt der unteren Wandbretter gleiten ließ, wurde er ganz bescheiden. Was hatte der Vater alles vor ihm ersonnen! Mit Vater hatte alles angefangen, ohne ihn wäre nichts von dem geworden, was nun war. Und weilten seine Blicke auf den Kristalldrusen, den Versteinerungen, den Früchten, den Schädeln, den Eiern, den gestreiften Schneckenschalen, dann dachte er an das, was die Mutter gesagt hatte, daß der Allmächtige alles geschaffen hatte. Und seine Ehrfurcht vor dem unsichtbaren Gott wuchs, der nur durch seinen Willen alles hat werden lassen, während er, Hans, doch zu allem die Hände brauchte. Fragen stiegen in ihm auf: Wie ist das geworden? Wie? Und warum gerade so und nicht anders? Was er wußte, was er selbst konnte, wie gering war es im Vergleich zu dem, was er nicht verstand, und zu dem vielen, was er nie und nimmer zu schaffen vermocht hätte! Vor ihm lagen Rätsel über Rätsel, die er lösen wollte, eines nach dem anderen. Ob er lange genug lebte? Jedes Weilchen seines Lebens war ihm kostbar geworden. Keine Gelegenheit durfte er versäumen, um neue Erkenntnisse zu erschauen, zu erlauschen, zu erforschen, zu erarbeiten. Die Menschen draußen in der großen Welt mochten wohl vieles wissen, das er von ihnen erfahren könnte. Und wieder packte ihn die Sehnsucht nach der Ferne und drängte, so daß er sich eiserne Schuhe mit abwärts gebogenen, scharfen Rändern schmiedete. Wie die Steinböcke mit ihren scharfkantigen Hufen, wollte er dann über Fels und Eis klimmen eines Tages, eines Tages …

Gesäuertes Brot
    Gegen Ende des Winters wurde Eva wieder krank, und Hans, der alle Hausarbeit auf sich nahm, verbrachte die meiste Zeit in ihrer Nähe. Ihr zuliebe sang er zum neuen Saitenspiel seine Erzählungen von längst und jüngst geschehenen Taten. Sooft er abkömmlich war, meißelte er heimlich an einem Backtrog, den sich die Mutter längst wünschte.
    Im Frühling wimmelte es von Jungtieren, die Erde mußte bearbeitet werden, Frühlingsblumen prangten und dufteten, bunte Schmetterlinge, Hummeln und fremde Bienen kamen auf die Sonnleiten zu Gast. Was aber machten die Hausbienen in ihrem Baumstamm? Noch keine hatte das Flugloch des Stocks verlassen. Und doch war es hohe Zeit, daß sie mit dem Sammeln begannen. Der Honigvorrat Evas ging rascher zur Neige, als die sparsame Hausfrau vorausgesehen hatte. Peter, den Evas Kränklichkeit oft verdroß, kehrte wieder zum alten Brauch zurück, kleine Mengen Honig heimlich mit Wasser zu mischen und den gegorenen

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