Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus
Peter und Hans zum Einfahren von Brennholz benützten, entdeckte sie in einem Napf auf dem Herdrand einen Teigrest vom Tag vorher. Zu ihrem Staunen war der Teig bis zum Rand des Napfes gequollen und roch eigentümlich säuerlich, aber keineswegs widerwärtig. Eva scheute sich, den Teigrest in den Abfall zu tun. Ohne sich zu besinnen, vermischte sie ihn mit frischem Mehl, knetete das Ganze mit Milch und Wasser durch, gab etwas Salz darein und ein paar Körner Fenchel. Mit diesem Gewürz hoffte sie den vielleicht faden Geschmack des sauer gewordenen Teigs zu vertreiben.
Ehe sie den Kuchen formen konnte, mußte sie die Pfanne, die mit den angetrockneten Teigresten bekleckst war, reinigen und mit einem Brocken Schweinefett über dem Pfannenträger erhitzen. Wie erstaunte sie, als sie zu ihrem Teigklumpen zurückkehrte und sah, daß er viel größer geworden war!
Was sie mit der Hand herausnahm, war auffallend leichter als der Teig, den sie sonst zu verwenden pflegte. Nicht ohne Neugierde, was aus dem wunderlich angewachsenen Teig beim Backen werden würde, legte sie handtellergroße Stücke davon in heißes Fett auf die Pfanne. Die Laibchen wuchsen, und die gelbliche Rinde, die an der Oberfläche entstanden war, bekam Risse; dann wuchsen sie nicht mehr, aber ein köstlicher Geruch verbreitete sich durch den Raum. Eva, die aus dem Duft der neuen Speise voll Zuversicht auf einen ebenso guten Geschmack schloß, wendete die Brote, so daß die blasse Oberseite auch in das heiße Fett zu liegen kam. Gerade als das Gebäck fertig war, verkündeten die höheren Töne der Wasseruhr, daß der Mittag nahe war. Eva öffnete die Tür zu ihrem Sonnenplatz und schlug mit dem Kochlöffel dreimal kräftig gegen den Boden der Bratpfanne: Mittagessen!
Die beiden Männer ließen sich nicht lange rufen.
Diesmal wurde ihr das höchste Lob zuteil, das Peter zu vergeben hatte: »Ja, Everl, dein Brot schmeckt ja besser als der Ahnl ihres.« Und nach einigen Bissen setzte er hinzu: »So backen's die reichen Leute draußen in der großen Welt.«
»Reiche Leute?« fragte Hans dazwischen.
»Nun ja, Menschen, die mehr haben, als sie selber brauchen.«
Hans aß nachdenklich … große Welt, schon wieder die große Welt, aus der das Korn gekommen war, die Kornblumen und die Schwalben! Nun war er überzeugt, daß die Menschen dort draußen wohl manches konnten und vieles wußten, wovon er im Heimlichen Grund nichts ahnte.
Als er einige Tage darauf der Mutter zusah, wie sie die halbgaren Brote in der Pfanne wendete, verfiel er auf den Gedanken, den Herd so zu verbessern, daß die Mutter das Brot, ohne es zu wenden, ausbacken konnte. Aus dicken Tonplatten, die zum Ersatz der hölzernen Wasserleitungsrohre gebrannt worden waren, beim Brennen jedoch ihre Wölbung eingebüßt hatten, baute er über die Feuerstelle des Obergeschosses eine Backröhre, die er auf Steinen hohlliegen ließ, so daß die unter und über ihr brennenden Flammen sie von oben und unten, von rechts und links erhitzen mußten. Besser als der tägliche Brei, besser als die Fladen schmeckte den Sonnleitnerleuten das tägliche Brot, eine Erfindung, an der sie sich alle beteiligt hatten.
Stillstand und Rückschritt
An Mühsalen ärmer, an Muße reicher, gingen die Tage der Sonnleitner dahin.
Seit Feuer, Wasser und Wind ihnen dienstbar waren, seit der Ziegenbock den Karren zog, verbessertes Werkzeug und Gerät die Arbeit leichter machten, ging alles auch viel schneller von der Hand. Was Peter zu bauen begonnen hatte, war fertig geworden. Den Nuß- und Kastanienwald umgab eine mannshohe Mauer; der Laubengang war vollendet; zwischen Brunnstube und Haus war eine kleine Waschkammer unter dem Laubengang eingebaut. Und der Südwand zu war ein Keller mit dicken Steinmauern und rasenbedeckten Wölbungen angeschlossen. Da Hansens kleine Backröhre sich bewährte, hatte er zu ebener Erde, dem Herd gegenüber die Steinmauer gewissermaßen ausgestülpt und einen großen Backofen errichtet, der, gut geheizt und reingefegt, zwölf Brotlaibe gleichzeitig buk, den Vorrat für ein paar Wochen. So gut hielt er die Hitze, daß nachher noch Früchte oder Flachs gedörrt werden konnten.
Im Winter verbrachte Hans halbe Tage auf den Eisflächen der beiden Seen. Es machte ihm Vergnügen, auf den hölzernen Schlittschuhen, denen er alte Messerklingen als Kufen eingetrieben hatte, über die glatten Flächen weit schneller hinzugleiten, als Peter es auf seinen knöchernen Schlittschuhen gekonnt hatte. In
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