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Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus

Titel: Die Höhlenkinder 3 – Im Steinhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Theodor Sonnleitner
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Frühlingsföhn die Schnee- und Steinmassen donnernd zu Tale schickte, konnte Eva vor Schwäche nicht mehr aufstehen. Eine unbeschreibliche Sehnsucht nach frischer Luft, nach Sonne ergriff sie. Sie, die in den Wohnräumen keinen Zug duldete, litt nun an Lufthunger. »Am liebsten möcht ich durch die Wand hinaus ins Freie!« Lächelnd stieß Peter seinen Sohn an: »Hans, mir scheint, wir werden mit dem Bauen nie fertig – die Mutter will durch die Wand ins Freie.« Er nahm Evas Rede wörtlich: Eine Türöffnung wollte er in die Mittelwand sägen und rund um das Haus einen luftigen Laubengang bauen, dessen Stützen vom Erdboden bis zum Dachrand ragen sollten. Dann konnte Eva zu jeder Tageszeit die Sonne aufsuchen, die ihr vielleicht Heilung brachte. Hans schilderte der Mutter die Aussicht über den ganzen Heimlichen Grund, wie er sie vom Dach aus genossen hatte. Da leuchtete ihr Gesicht vor Begeisterung: »Ja, ja, baut nur den Laubengang, das wird schön!«

Der Hakenpflug
    Der Bau des Laubenganges drängte, aber noch unaufschiebbarer waren die Frühlingsarbeiten im Garten und auf dem Feld. Peter begnügte sich damit, in der Stirnwand des Hauses die Fenster auszuheben. Er und Hans fällten noch rasch die zum Bau des Laubenganges nötigen Bäume, sie sollten in der Sonne gut austrocknen. Nun begannen sie, die Erde mit Spaten und Haue zu bearbeiten. Doch das Graben und Hacken in der Erde ging nur Stich für Stich, Hieb für Hieb. Am liebsten hätten sie mit ihren Hauen den Erdboden langhin aufgerissen; aber dazu waren diese Geräte viel zu schwach. Eines Morgens musterte Hans die Überreste einiger gefällter und zum Teil verbrannter Bäume, ob sich darunter etwas Brauchbares fände, das die Arbeit abkürzen könnte. Ein angekohlter, schräg abgebrochener Buchenblock mit einem lang abstehenden Gabelast drängte sich förmlich auf. So mochte das Hakenholz des dummen Riesen ausgesehen haben im Märchen von Kannalles. Hans zerrte den Block aufs Feld, wo Peter schon den Spaten handhabte. Noch wendete Hans das Holzstück zweifelnd hin und her, da nahm es der Vater aus seinen Händen, drückte die Spitze des Blocks in den Boden und begann zu ziehen. Sie ritzte den Boden nur leicht. Dem ließ sich durch einen aufgebundenen Stein abhelfen. Tiefer wurde die beim Ziehen gerissene Furche. Als die Spitze unversehens aus dem Boden heraussprang, band Peter ans hintere Ende des Buchenblocks einen gabeligen Ast als Druck- und Führungsholz. Dann trieb er die Spitze wieder in den Boden. Hans verstand die Absicht seines Vaters. Unaufgefordert spannte er sich vor den so entstandenen Hakenpflug, den Peter mit dem Gabelholz lenkte. Die Hakenspitze riß eine grobe Furche. So arbeiteten die Männer, bis sie beide in Schweiß gebadet waren. Zwei Schläge auf die Bratpfanne riefen Hans zum Kochen des Mittagmahles; er ging ohne Widerstreben, hatten sie doch mehr Boden aufgepflügt, als sie mit Haue und Spaten in einer Woche hätten aufgraben können.
    Die Spitze des hölzernen Pflughakens war bald abgerieben und wurde durch eine eiserne ersetzt. Ein altes grobes Messer, in einen gesägten Ritz des Pflughakens geschäftet, riß viel zu schmale Furchen. Der Holzpflug mußte mit einem eisernen Schuh versehen werden, der, spitz und scharfkantig, leicht in den Boden eindringen sollte. Drei Tage Arbeit an der Grubenesse, und Peter hatte mehr Schmiedeeisen, als er brauchte. Mit dem vervollkommneten Pflug gelang es den beiden, vor Ablauf einer Woche alles Ackerland aufzureißen. Dann säten sie Getreidekörner in die Furchen. Hans, der die hart gewordenen Erdschollen mit dem Rechen zu bearbeiten begann, um das Saatgut zu decken, wurde ungeduldig, ihm ging es zu langsam. Er verfertigte vier armlange Rechen mit eisernen Zinken, verband sie durch einen Rahmen aus Hartholz, nagelte eine gegabelte Stange als Deichsel daran, belastete den Rechenrahmen mit Steinen und zog ihn über die Schollen hin und her, bis alles Saatgut mit Erde bedeckt war. Das neue Ackergerät, die Egge, war da! Eine Woche später setzten die Frühlingsregen ein. Vater und Sohn verbrachten die nasse Zeit in ihrer Werkstatt. Sie halfen einander beim Schnitzen der groben, schmalen Fensterrahmen, die sich wie eine Tür auf- und zumachen lassen sollten; deshalb wurden an einer Seite breite, zähe Bänder aus Schweineschwarte aufgenagelt.
    Mehr als Peters Kräuterabsud wirkten frische Luft und Sonnenschein auf Evas Befinden. Sie kam wieder so weit zu Kräften, daß sie die sonnigste Zeit

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