Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)
mietete einen der Lustprahme, die auf den Kanälen südlich der Stadt schwammen, veranstaltete ein Fest mit Musikanten und Tänzern und beschenkte Taahira mit einer wunderschönen Perlenkette. Im ganzen Viertel sprach man angeregt über diese Festlichkeiten.
Ajib schwelgte in der Freude, die ihm das Geld und Taahira bereiteten, und eine Woche lang verbrachten die beiden die schönste Zeit ihres Lebens. Eines Tages dann kam Ajib nach Hause und fand die Tür zu seinem Haus aufgebrochen und seinen Hausrat um alle Silber- und Goldgegenstände erleichtert. Der verängstigte Koch wagte sich aus seinem Versteck hervor und berichtete ihm, dass Räuber Taahira entführt hätten.
Ajib betete zu Allah, bis er erschöpft vor Sorge in den Schlaf sank. Am nächsten Morgen wurde er von einem Klopfen an der Tür geweckt. Ein Fremder sprach ihn an: »Ich habe eine Botschaft für dich.«
»Was für eine Botschaft?«, fragte Ajib.
»Deine Frau ist in Sicherheit.«
Ajib spürte, wie Angst und Wut in seinem Magen gleich schwarzer Galle schäumten. »Wie lautet die Lösegeldforderung?«, fragte er.
»Zehntausend Dinare.«
»Das ist mehr als alles, was ich besitze!«, rief Ajib aus.
»Feilsch nicht mit mir«, sagte der Räuber. »Ich habe gesehen, dass du Geld ausgibst, wie andere Wasser verschütten.«
Ajib sank auf die Knie. »Ich war verschwenderisch. Ich schwöre beim Namen des Propheten, dass ich nicht so viel Geld besitze«, sagte er.
Der Räuber musterte ihn eindringlich. »Trage alles Geld zusammen, das du hast«, sagte er, »und bringe es morgen zur gleichen Stunde hierher. Wenn ich den Eindruck habe, dass du uns etwas vorenthältst, wird deine Frau sterben. Wenn ich glaube, dass du ehrlich bist, werden meine Männer sie dir zurückbringen.«
Ajib sah keine andere Möglichkeit. »Einverstanden«, sagte er, und der Räuber ging davon.
Am nächsten Tag ging Ajib zu seinem Bankier und ließ sich von ihm alles noch vorhandene Geld aushändigen. Er gab es dem Räuber, der die Verzweiflung in Ajibs Augen sah und sich mit dem begnügte, was er bekommen hatte. Der Räuber hielt sein Wort, und am Abend wurde Taahira freigelassen.
Nachdem sie sich umarmt hatten, sagte Taahira: »Ich habe nicht geglaubt, dass du so viel Geld für mich bezahlen würdest.«
»Ohne dich hätte ich keine Freude daran gehabt«, sagte Ajib, und zu seiner Überraschung wurde ihm bewusst, das es die Wahrheit war. »Nun aber bedauere ich, dass ich dir nicht zu kaufen vermag, was dir zusteht.«
»Du brauchst mir nie wieder etwas zu kaufen«, sagte sie.
Ajib beugte sein Haupt. »Mir scheint, ich bin für meine Missetaten bestraft worden.«
»Was für Missetaten?«, fragte Taahira, doch Ajib antwortete nicht. »Bisher habe ich dich nie gefragt«, fuhr sie fort. »Aber ich weiß, dass du all das Geld nicht geerbt hast. Sage mir: Hast du es gestohlen?«
»Nein«, sagte Ajib, nicht Willens, ihr oder sich selbst die Wahrheit einzugestehen. »Man hat es mir gegeben.«
»Also ein Kredit?«
»Nein, ich muss es nicht zurückzahlen.«
»Und du willst es auch nicht zurückzahlen?«, fragte Taahira bestürzt. »Du gibst dich also zufrieden damit, dass ein anderer für unsere Hochzeit bezahlt hat? Dass ein anderer mein Lösegeld gezahlt hat?« Sie schien den Tränen nahe zu sein. »Bin ich deine Frau, Ajib, oder die eines anderen Mannes?«
»Du bist meine Frau«, sagte er.
»Wie kann das sein, wenn ich mein Leben einem anderen verdanke?«
»Ich möchte nicht, dass du an meiner Liebe zweifelst«, sagte Ajib. »Ich schwöre dir, dass ich das Geld zurückzahlen werde, alles bis auf den letzten Dirham.«
Und so zogen Ajib und Taahira wieder in Ajibs altes Haus und begannen zu sparen. Beide arbeiteten für Taahiras Bruder, den Apotheker, und als dieser schließlich als Parfümhändler für die Reichen erfolgreich wurde, übernahmen sie sein Geschäft und verkauften Heilmittel an Kranke. Es ging ihnen gut, doch sie gaben so wenig wie möglich aus, lebten bescheiden und ließen ihre Möbel reparieren, statt sich neue zu kaufen. Jahrelang lächelte Ajib, wann immer er eine Münze in seine Kiste fallen ließ, und erzählte Taahira, dass dies ein Zeugnis dafür sei, wie viel sie ihm wert war. Er sagte, dass er selbst dann, wenn er die Kiste bis zum Rand füllte, immer noch ein gutes Geschäft gemacht hätte.
Aber es ist nicht leicht, eine Kiste mit Gold zu füllen, wenn man nur ab und zu ein paar Münzen übrig hat, und was als Sparsamkeit begonnen hatte, wandelte
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