Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)
der Prophet selbst Sklaven sein Eigen genannt hatte. Sie erwiderte jedoch, dass ich unmöglich wissen konnte, wie die künftigen Besitzer mit ihren Sklaven umgehen würden, und dass es besser sei, mit Waren statt mit Sklaven Handel zu treiben.
Am Morgen meiner Abreise stritten Najya und ich miteinander. Ich sprach ungehalten mit ihr, und ich bitte Eure Majestät um Vergebung dafür, dass ich mich meiner groben Worte von damals so sehr schäme, dass ich sie hier nicht wiedergeben mag. Zornerfüllt reiste ich ab – und sah sie nie wieder. Ein paar Tage, nachdem ich aufgebrochen war, wurde sie beim Einsturz der Mauer einer Moschee schwer verletzt. Man brachte sie in das Bimaristan, doch die Ärzte dort konnten nichts für sie tun, und so verstarb sie bald darauf. Erst eine Woche später, bei meiner Rückkehr, erfuhr ich von ihrem Hinscheiden, und mir war, als hätte ich sie mit meinen eigenen Händen umgebracht.
Können die Qualen der Hölle schlimmer sein als das, was ich in den folgenden Tagen durchlitten habe? Fast schien es, als würde ich das bald herausfinden, so nahe brachte mich meine Seelenpein dem Tod. Diese Erfahrungen gleichen sich gewiss sehr, denn wie das Höllenfeuer brennt auch die Trauer, ohne zu verzehren; stattdessen macht sie das Herz nur noch verletzlicher für weiteres Leid.
Die Zeit meiner Trauer verging schließlich und ließ mich innerlich leer zurück, ein Hautsack ohne Eingeweide. Die Sklaven, die ich gekauft hatte, entließ ich in die Freiheit und wandte mich dem Handel mit Stoffen zu. Im Laufe der Jahre kam ich zu Wohlstand, heiratete aber nicht wieder. Einige der Männer, mit denen ich Geschäfte machte, versuchten mich mit ihren Töchtern oder Schwestern zu verkuppeln, und erklärten, die Liebe einer Gattin ließe einen den Schmerz der Vergangenheit vergessen. Vielleicht hatten sie recht damit, aber den Schmerz, den man anderen zugefügt hat, kann nichts vergessen machen. Wann immer ich mir vorstellte, mich wieder mit einer Frau zu vermählen, erinnerte ich mich des verletzten Ausdrucks in Najyas Augen, als ich sie zuletzt gesehen hatte, und mein Herz verschloss sich gegenüber allen anderen Frauen.
Ich sprach mit einem Mullah über meine Taten, und er war es, der mit sagte, dass Reue und Sühne die Vergangenheit auslöschen könnten. Ich bereute und tat Buße nach bestem Wissen und Gewissen; zwanzig Jahre führte ich das Leben eines aufrechten Mannes, betete und fastete, spendete den Unglückseligen Almosen und pilgerte nach Mekka, und dennoch wurde ich von Schuldgefühlen heimgesucht. Da Allahs Barmherzigkeit keine Grenzen kennt, musste der Grund dafür bei mir liegen.
Hätte mich Bashaarat gefragt, was ich mir erhoffte, hätte ich ihm keine Antwort geben können. Die Geschichten, die er erzählte, legten unmissverständlich dar, dass ich nicht würde ändern können, was, wie ich wusste, geschehen war. Niemand hatte mein jüngeres Ich davon abgehalten, sich bei unserem letzten Gespräch mit Najya zu streiten. Doch die Geschichte von Raniya, die sich in der Geschichte vom Leben Hassans verbarg, ohne dass er davon wusste, beflügelte mich mit vager Hoffnung: Vielleicht würde ich in die Geschehnisse eingreifen können, während mein jüngeres Ich unterwegs war, um Handel zu treiben.
War es nicht möglich, dass jemand einen Fehler begangen und meine Najya überlebt hatte? Vielleicht war es der Leichnam einer anderen Frau gewesen, den man während meiner Abwesenheit in ein Leichentuch gewickelt und begraben hatte. Vielleicht konnte ich Najya retten und in das Bagdad meiner eigenen Zeit mitnehmen. Mir war klar, dass ich mich töricht verhielt. Weise Männer sagen: »Vier Dinge gibt es, die nicht wiederkehren: das gesprochene Wort, der verschossene Pfeil, das vergangene Leben und die verschmähte Gelegenheit«, und niemand begreift besser als ich, wie wahr diese Worte sind. Dennoch wagte ich zu hoffen, dass Allah meine zwanzigjährige Reue und Buße für hinreichend erachtete, um mir die Gelegenheit zu gewähren, das wiederzuerlangen, was ich verloren hatte.
Die Reise mit der Karawane verlief ereignislos, und nach sechzig Sonnenaufgängen und dreihundert Gebeten erreichte ich Kairo. Dort musste ich mich im Gewirr der Straßen zurechtfinden, verglichen mit dem harmonischen Grundriss der Stadt des Friedens ein verwirrendes Labyrinth. Ich begab mich zur Bayn al-Qadrayn, der Hauptstraße, die durch das Fatmid-Viertel Kairos verläuft. Von dort aus fand ich die Straße, in der sich
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