Die Hölle ist die Abwesenheit Gottes (German Edition)
Bashaarats Geschäft befand.
Dem Ladenbesitzer erzählte ich, dass ich mit seinem Vater in Bagdad gesprochen hatte, und ich überreichte ihm Bashaarats Brief. Nachdem er diesen gelesen hatte, führte er mich in einen Raum im Inneren des Hauses, in dessen Mitte ein weiteres ›Tor der Jahre‹ stand, und er bedeutete mir, es von seiner linken Seite zu betreten.
Als ich vor dem wuchtigen Metallkreis stand, überlief mich ein kalter Schauer, und ich schalt mich für meine Nervosität. Mit einem tiefen Atemzug trat ich hindurch und fand mich in demselben Raum wieder, dessen Möbel nun aber andere waren. Ohne diesen Unterschied hätte ich das Tor für einen gewöhnlichen Durchgang gehalten. Dann bemerkte ich, dass der Schauer, den ich verspürt hatte, daher rührte, dass es in diesem Raum merklich kühler war, denn der Tag hier war nicht so heiß wie der Tag, den ich hinter mir gelassen hatte. Ich spürte den warmen Luftzug des zurückliegenden Tages, der wie ein Seufzen durch das Tor strömte.
Der Ladeninhaber folgte mir und rief: »Vater, du hast einen Besucher.«
Ein Mann betrat den Raum, und es war niemand anderer als Bashaarat, allerdings zwanzig Jahre jünger, als ich ihn zuletzt in Bagdad gesehen hatte. »Willkommen, mein Herr«, sagte er. »Ich bin Bashaarat.«
»Ihr erkennt mich nicht wieder?«, fragte ich.
»Nein. Ihr müsst meinem älteren Ich begegnet sein. Für mich ist dies unser erstes Treffen, doch ist es mir eine Ehre, Euch zu Diensten zu sein.«
Eure Majestät, wie es dieser Chronik meiner Unzulänglichkeiten geziemt, muss ich Euch nun gestehen, dass ich mich auf meiner Reise von Bagdad her allzu sehr meinem Kummer hingegeben hatte und folglich erst jetzt begriff, dass Bashaarat mich von dem Augenblick an, da ich seinen Laden zum ersten Mal betrat, wohl wiedererkannt haben musste. Als ich einst seine Wasseruhr und seinen Singvogel aus Messing bewunderte, muss er bereits gewusst haben, dass ich nach Kairo reisen würde ... und ob ich mein Ziel erreichen würde oder nicht.
Der Bashaarat, mit dem ich nun sprach, wusste jedoch nichts von diesen Dingen. »Ich bin für Eure Höflichkeit doppelt dankbar«, sagte ich. »Mein Name ist Fuwaad ibn Abbas, und ich bin soeben aus Bagdad eingetroffen.«
Bashaarats Sohn verabschiedete sich, und Bashaarat und ich berieten uns. Ich fragte ihn nach Tag und Monat und stellte fest, dass ich noch reichlich Zeit hatte, um wieder in die Stadt des Friedens zu reisen, und ich versprach, ihm bei meiner Rückkehr alles zu erzählen. Sein jüngeres Ich war ebenso liebenswürdig wie sein älteres. »Ich freue mich darauf, Euch wiederzusehen, und darauf, Euch in zwanzig Jahren helfen zu können«, sagte er.
Seine Worte ließen mich innehalten. »Hattet Ihr vor dem heutigen Tag schon die Absicht, ein Geschäft in Bagdad zu eröffnen?«
»Warum fragt Ihr?«
»Ich wundere mich nur über den Zufall, dass wir uns in Bagdad gerade rechtzeitig begegnet sind, damit ich die Reise hierher antreten, das Tor durchschreiten und wieder zurück nach Bagdad reisen kann. Nun frage ich mich, ob das womöglich überhaupt gar kein Zufall war. Ist meine heutige Ankunft hier der Grund, warum Ihr euch in zwanzig Jahren nach Bagdad aufmachen werdet, um einen Laden zu eröffnen?«
Bashaarat lächelte. »Zufall und Bestimmung sind wie die beiden Seiten eines Wandteppichs. Eine Seite mag für das Auge schöner zu betrachten sein, aber Ihr könnt nicht sagen, ob die andere Seite wahr oder falsch ist.«
»Wieder einmal eröffnet Ihr mir etwas, über das ich gründlich nachdenken muss«, erwiderte ich.
Ich dankte ihm und verabschiedete mich. Als ich das Geschäft verließ, eilte eine Frau an mir vorbei. Ich vernahm, wie Bashaarat sie als Raniya begrüßte, und hielt überrascht inne.
Von direkt vor der Schwelle konnte ich hören, wie die Frau sagte: »Ich habe die Halskette. Ich hoffe, mein älteres Ich hat sie nicht verloren.«
»Ich bin sicher, dass Ihr gut darauf aufgepasst habt, denn Ihr wusstet, dass Ihr kommen würdet«, sagte Bashaarat.
Ich begriff, dass dies Raniya aus der Geschichte war, die Bashaarat mir erzählt hatte. Sie war dabei, sich mit ihrem älteren Ich zu treffen, um mit ihr in die Tage ihrer Jugend aufzubrechen, dort die Diebe mit der doppelten Halskette zu verwirren und so ihren Ehemann zu retten. Das Gefühl, in eine Erzählung eingedrungen zu sein, ließ mich einen Augenblick lang zweifeln, ob ich wach war oder träumte. Die Vorstellung, mit den Figuren der Erzählung zu
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