Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
in Gefahr begeben und sie angreifen, oder sie lieber fliehen lassen sollten.
    Tio kappte die Taue eines zweiten Bootes. »Kommt, Sonja – beeilt Euch!«
    Mit der Klinge in der Hand schaute sie über die Schulter. Aus dem Schatten des Niedergangs rannte ein Mann mit blutigem Gesicht auf sie zu. Ein anderer verfolgte ihn schwertschwingend.
    »Desmos!«
    Er schrie, als er sie sah. Der Verfolger hieb das Schwert herab, gerade als Desmos die niedrige Reling erreichte, die die Decks voneinander trennte. Sonja rannte vorwärts, und der Verfolger fiel durch ihre Klinge.
    »Lauft, Desmos!«
    »Kommt schon!« brüllte Tio, während sein Boot platschend aufschlug.
    Sonja fletschte die Zähne, als sie sah, dass Verbannte beide Niedergänge zum Vorderdeck hochstürmten. Sie packte Desmos an Hemd und Beinkleid und schwang ihn über Bord. Schreiend und um sich schlagend stürzte er hinunter und landete im Wasser.
    Sonja folgte ihm. Ein Schwert spaltete das Holz der Reling genau dort, wo einen Herzschlag zuvor noch ihr Stiefel, gestanden hatte.
    Das dunkle Wasser raubte ihr kurz das Gehör, als sie sich mit den Füßen und der freien Hand wieder hochstieß und mit der Rechten das Schwert an sich drückte.
    Als sie auftauchte, keuchend, denn das kalte Wasser brannte in ihren zahllosen Wunden, schaute sie sich nach dem kleinen Boot um. Es war nur eine Lanzenlänge entfernt.
    »Beeilt Euch!« rief Tio.
    Sonja sah Desmos hinter sich schwimmen, mit beiden Händen frei. Er hatte sein Schwert fallenlassen.
    Über ihnen fluchten Gesetzlose. Ein paar Messer flogen ihnen nach – aber Tios Männer legten sich in die Riemen und die Rettungsboote entfernten sich vom Schiff. Die Burschen an Bord strengten sich nicht wirklich an, die Fliehenden zu treffen, sie lachten zum größten Teil nur.
    Sonja schwamm, so gut sie mit dem Schwert konnte. Tio streckte ihr den Arm entgegen und zog sie ins Boot. Dann brüllte er Desmos zu. »Verdammt, beeilt Euch!«
    Rachen mit spitzen weißen Zähnen ragten hinter Desmos aus dem Wasser. Er wusste jedoch nichts davon und glaubte, seine schlimmste Gefahr bestünde darin, das Boot nicht zu erreichen.
    »Schwimmt, Desmos! Verdammt! Schwimmt!«
    Er streckte eine Hand aus. Sonja griff danach. Der weit geöffnete Rachen näherte sich. Desmos erwischte Sonjas Hand nicht. Er stieß sich mit den Beinen vorwärts und streckte erneut die Rechte hoch.
    Wieder griff Sonja danach.
    Die Gesetzlosen auf der Niros brüllten vor Lachen.
    Desmos warf einen Blick über die Schulter – dann schrie er und stieß verzweifelt mit den Beinen.
    Sonja stand auf, zog eines ihrer Messer vom Schenkel und warf. Es drang in den klaffenden Rachen und bohrte sich in die Zunge. Die Kiefer schlossen sich und das Krokodil tauchte mit peitschendem Schwanz.
    Tio streckte die Hand nach Desmos aus, der sie zu fassen bekam und in seiner Verzweiflung ins Boot zu gelangen, den stämmigen Kapitän fast ins Wasser gezogen hätte. Als er endlich im Boot war, ließ er sich der Länge nach fallen und wimmerte.
    Tio schaute zu Sonja – und seine Miene änderte sich.
    »Ihr seid ja nackt!« rief er. Er bemerkte es jetzt erst.
    »Ich weiß.« Sonja blickte an ihm vorbei zu der mit der Entfernung kleiner werdenden Niro. Dann flüsterte sie: »Was ist das, bei Erlik?«
    Tio folgte ihrem Blick. »Noch mehr?« staunte er laut.
    Ganz deutlich waren die Männer an Bord zu sehen: die Verbannten, die das Schiff eingenommen hatten – und unter ihnen einer in einem Umhang aus dunklem Fell.
    Da hörten sie Kampflärm von der Niros.
    »Kämpfen sie jetzt untereinander?« fragte Sonja.
    Tio schüttelte den Kopf. »Seht – in den Bäumen am Ufer! Da sind weitere von der Insel. Offenbar wollen sie das Schiff an sich bringen.«
    Sonja fluchte. Plötzlich deutete sie. »Schaut Euch das an!«
    Es bestand kein Zweifel. Die blutigen Männer, gegen die sie gekämpft hatten, mussten sich nun gegen andere wehren. Und dann hob der Mann im Pelzumhang die Fäuste, zum Himmel und schrie in einer Sprache, die keiner von ihnen je gehört hatte:
    »Laikada-ayalz, kalhun, na Arkatu …«
    Ferner Donner grollte.
    »Zauberei!« hauchte Sonja.
    Sie hörten gellende Schreie auf dem Schiff, als sich ein flimmernder Dunst, wie heiße Luft über einem Feuer, langsam über der Niros bildete. Und während Tio, Sonja und die eine Pause einlegenden Ruderer des Bootes zusahen, schrien unzählige Männer wie in schrecklichen Qualen und sprangen – oder wurden irgendwie geworfen – von den Decks des

Weitere Kostenlose Bücher