Die Hölle lacht
Luft und versanken weit hinter dem Schiff im Shirki: ein verzweifelter Vergeltungsversuch jener, die auf der Insel bleiben mussten, während Urdus mit seinen Leuten und dem shemitischen Zauberer unbehelligt in die Freiheit segeln konnte.
Veljo, der alles hinter einem Baum versteckt beobachtet hatte, wehrte fuchtelnd die Mücken ab und machte sich daran, etwas zum Abendessen zu suchen.
4
»Jetzt seht Ihr schon eher wie eine Kriegerin aus«, sagte Tio zu Sonja, »und weniger wie eine Frau, die sich mit etwas schmückt, das sie für eine Rüstung hält.«
Sonja verzog das Gesicht zu etwas, das ein Grinsen sein mochte. »Ihr habt mich also nicht wirklich für eine Kriegerin gehalten?«
»Um ehrlich zu sein«, er griff nach dem Wein, um seinem Besucher nachzufüllen, »fragte ich mich, als ich Euch zum ersten Mal sah, ob Ihr vielleicht das Haremsmädchen irgendeines Edelmannes seid.«
Wieder verzog Sonja auf gleiche Weise das Gesicht, dann machte sie versuchshalber verschiedene Bewegungen, um ihr neues Kettenhemd auszuprobieren. »Es ist ein bisschen eng um die Hüften«, beschwerte sie sich. »Und es ist zu lang. Ich möchte mir ungern mit einer rostigen aquilonischen Rüstung die Beine aufschürfen.«
»Diese Rüstung wird nie rosten«, versicherte ihr Tio voll Stolz auf die Arbeit seiner Landsleute. »Und Aquilonier tragen darunter gewöhnlich Beinkleid und Hemd.«
»Ich brauche wenigstens ein bisschen Bewegungsfreiheit! Es ist schlimm genug, dass ich zehn Pfund mehr mit mir herumzuschleppen habe. Zumindest die Ärmel müssen weg!«
»Man merkt eben doch, dass Ihr im Grund genommen eine echte Frau seid, Sonja«, sagte Tio lächelnd.
»Das könnte ich als Kränkung auffassen.«
»Habt Ihr je daran gedacht, dass diese Rüstungen als Schutz im Kampf gedacht sind?«
»Guter Freund, meine bisherige Rüstung mag zwar nur wenig von mir verborgen haben, dafür gestattete sie mir jedoch ungehinderte Bewegungsfreiheit. Seht her!« Sonja riss ihr Schwert aus der Scheide und stach in Richtung Fensterbrett.
»Immer noch schnell wie ein Aal.«
»Ich komme mir langsamer als aufgehender Brotteig vor.«
»Ihr habt gerade einen Schurken auf das Fensterbrett gespießt.«
»Im Gegenteil, ich gab ihm ausreichend Zeit, mir den Kopf abzuschlagen.« Verärgert schlüpfte Sonja aus dem Kettenhemd. Sie achtete nicht auf Tios große Augen und machte sich daran, die Schnüre durchzutrennen, die die Ärmel an den Schultern hielten.
»Haltet Ihr denn gar nichts von Schicklichkeit?« fragte Tio.
»Schicklichkeit, mein Freund, hängt vom Betrachter ab.« Ein schwerer Ärmel fiel auf den Boden. Sonja stieß ihn zur Seite und löste den zweiten.
»Ich wollte, Ischtar hätte meinem Weib – meinem ehemaligen Weib – solche Formen geschenkt! Dann wäre ich nie Kapitän geworden!«
»Welch ein Lüstling! Sie hat Euch vermutlich aus ihrem Haus geworfen, deshalb seid Ihr Schiffer geworden. Na also!« Der andere Ärmel folgte dem ersten. Sonja schlüpfte wieder in das Kettenhemd und nickte mit geschürzten Lippen zufrieden über die größere Bewegungsfreiheit, die sie so gewonnen hatte.
Nun erst setzte sie sich Tio gegenüber. Er schob einen Becher für sie über den schmalen Tisch und schenkte ihn voll.
»Ganz ernsthaft«, sagte er, »dieses Kettenhemd erfüllt seinen Zweck wirklich viel besser als Eure vorherige, so genannte Rüstung. Sagt mir, wie konntet Ihr Euch je so etwas Unpraktisches ausdenken?«
»Ich habe es mir nicht ausgedacht. Euer erster Eindruck war auch durchaus nicht so abwegig, Tio; ich meine, als Ihr meine Rüstung mit der Kleidung einer Haremsfrau verglichen habt. Als solche wurde es auch für mich hergestellt - nicht im Auftrag eines Edlen, sondern eines hyrkanischen Regenten.«
Tio beugte sich gespannt über den Tisch.
»Seine Armee nahm den Söldnertrupp gefangen, zu dem ich gehörte«, erzählte Sonja in Antwort auf Tios fragenden Blick. »Seine Soldaten brachten mich in seinen Palast in Khorlu. Das fette Schwein ließ mich vor ihm posieren wie eine Sklavenhure bei der Versteigerung. Dann erklärte er, dass er an mir Gefallen finde und er vorhabe, mich zu einer seiner Konkubinen zu machen. Es schien ihn zu belustigen, als ich ihm empört erklärte, ich sei Kriegerin. Daraufhin ließ er von seinen Schmieden diesen Witz von einer Rüstung für mich anfertigen.
Die Geschichte ist zu lang, sie jetzt ganz zu erzählen. Jedenfalls gelang es mir, das Schwein zu töten, als er mich zu nehmen versuchte, und
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