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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Zauberer, den sie inzwischen fürchten gelernt hatten.
    Urdus erinnerte sich, was er dem Shemiten versprochen hatte. »Sie werden zu stinken anfangen, Athu. Du weißt so gut wie ich, dass ein Schlachtfeld die Brutstätte für Krankheiten ist.«
    Athu blickte ihn giftig an.
    Urdus senkte die Augen nicht, aber sein Gesicht erbleichte ein wenig in dem warmen Sonnenschein. Gedämpfter sagte er: »Nimm die restlichen Toten.«
    Athu knurrte: »Mir waren alle versprochen!«
    »Eine gute Gottesmenge ist übrig geblieben!« entgegnete Urdus. Das Schwert in seiner vor Ärger verkrampften Faust zitterte leicht. »Nimm sie!«
    »Ich werde eine Gottesmenge und mehr brauchen!« antwortete Athu grimmig. Eine ›Gottesmenge‹ war ein in Aquilonien üblicher Ausdruck, der von einem religiösen Gleichnis herrührte und in etwa dreiundsiebzig bedeutete.
    Ohne sich um die Angst in den Augen der meisten und den Hass in Urdus’ zu kümmern, wandte er sich den am nächsten liegenden Leichen auf dem Mitteldeck zu und murmelte etwas, das selbst die neben ihm Stehenden nicht verstanden. Dabei drückte er die Zederntruhe an sich und hob die freie, zur Faust geballte Hand.
    Das Blut der Toten, ob verkrustet auf ihren Wunden, in Lachen auf dem Deck oder noch in ihren Adern, stieg in die Luft auf, verdampfte zu scharlachfarbenem Gas und drang in Trichterform in die Zederntruhe. Die Männer auf dem Deck keuchten und wichen zurück.
    »Was macht er denn?« hauchte Aleil verstört und klammerte sich von hinten an die breite Brust Urdus’.
    Von Leiche zu Leiche, von einem Haufen zusammengetragener Toter zum andern ging Athu. Überall murmelte er vor sich hin und hob die Faust in die Luft. Und überall stieg das rote Gas von einer Leiche oder mehreren gleichzeitig auf und verschwand in der Truhe.
    Niemand blickte hinein, um zu sehen, wie die Dämpfe sich dort vermischten. Es wollte auch gar niemand so nahe an Athu herankommen.
    Athu brauchte für seine grauenvolle Arbeit mehr als eine halbe Stunde. Die Sonne sank tiefer und nahm die dunklere Tönung des Spätnachmittags an, während Athu sich schweigend vom Mitteldeck zum Achterdeck begab, dann backbords zum Vorderdeck und von dort steuerbords zurück zum Mitteldeck, wo er begonnen hatte. Nicht einer der Anwesenden hatte sich währenddessen vom Platz gerührt.
    Als er fertig war, klappte Athu die Zederntruhe zu. Er machte sich nicht die Mühe, sie abzuschließen; ihm genügte es, den Kupferriegel vorzuschieben. Ohne Urdus oder die anderen eines Blickes zu würdigen, stieg Athu zu den Kabinen hinab, um sich auszuruhen. Er hatte sich Kapitän Tios Kabine ausgewählt, und niemand machte sie ihm streitig.
    Wie, um sich selbst wieder Mut zu machen, brüllte Urdus: »Macht schon endlich weiter! Werft die Toten ins Wasser! Kümmert euch ums Takelwerk!« Halbgelähmt setzten seine Leute ihre Arbeit dort fort, wo sie sie unterbrochen hatten.
    Doch nun waren keine Blutflecken mehr auf den Decks, noch tropfte Blut auf die Planken oder die Reling, als die Leichen über Bord gehievt wurden – und kein weiteres Blut im Shirki lockte Krokodile und Schlangen an.
    »Ist das Steuerruder wieder in Ordnung?« brüllte Urdus den Männern auf dem Heck zu.
    »Ja, Urdus! Wir können aufbrechen!«
    »Und die Segel?«
    »Können gesetzt werden!«
    »Dann tut es! Wir sind frei!«
    Jubel brach aus und die Männer nahmen ihre Plätze ein. Allerdings stritten drei sich um den Platz am Steuerruder, bis Urdus selbst das Rad übernahm und das Ruder aus dem. Wurzelnetz befreite, in dem es sich verfangen hatte. Und schon blähte der Wind die großen aquilonischen Segel und schob die ächzende Niros zur Strommitte.
    Aleil, die in Urdus’ Nähe geblieben war, lehnte sich gegen die Heckreling, doch ihr Blick wanderte unwillkürlich zu dem Niedergang, über den Athu zu den Kabinen hinuntergestiegen war.
    »Was ist mit ihm?« fragte Urdus und drehte sich ihr zu.
    Aleil zuckte die Schulter, aber ihre Augen blitzten. Ihr schwarzes Haar flatterte im Wind und peitschte ihr sonnengebräuntes Gesicht. Sie lächelte Urdus an und zuckte erneut die Schulter, als wollte sie sagen, dass sie viel zu froh über ihre gelungene Flucht von der Insel war, um sich jetzt Sorgen über den Shemiten zu machen.
    Aber Urdus war schlechter Laune. Er brummte, wandte sich von ihr ab und steuerte die Niros.
    Aleils Lächeln schwand, als sie auf die Stufen starrte, die unter Deck führten.
    Ein paar Pfeile, wütend, aber sinnlos abgeschossen, pfiffen durch die

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