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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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drehte sich um und schaute tiefer in die Höhle. Eine Gänsehaut lief ihm über Nacken und Arme. Plötzlich sprang er rückwärts und schlug auf etwas ein, das sich wie Spinnfäden anfühlte, da sah er, wie Athus Blut einem lebenden Wesen gleich zu dem Erdhügel im hinteren Höhlenteil floss. Das Zischen wurde stärker.
    »Aleil!« donnerte Urdus.
    Sie fiel auf die Knie, dass die Kniescheiben auf dem Boden knirschten. Athus Blut glühte, als es in die Lehmform drang, doch Urdus achtete nicht darauf, sondern ging auf das Mädchen zu.
    Da schrie Betos gellend.
    Urdus drehte den Kopf, sah wie Betos deutete, und blickte auf das, was er für einen Erdhügel gehalten hatte. Er konnte es nun nicht länger missachten: es nahm den letzten Rest von Athus glühendem Blut auf – und begann sich zu rühren.
    »Ymirs Axt!« keuchte er.
    Aleil röchelte und fiel in Ohnmacht.
    Bestürzt versuchte Urdus zu schlucken, zu atmen, zu blinzeln – er vermochte es nicht. Nun bewegte die Lehmform sich schon stärker.
    »Ymir!« brüllte Urdus, der seine Stimme wieder gefunden hatte. »Es lebt!«
    Die Lehmgestalt bewegte und verdichtete sich, nahm erkennbare Form an. Ein Lehmarm hob sich, ein Arm dreimal so lang und kräftig wie der eines Menschen. Er zitterte, als müssten seine Muskeln sich erst anpassen. Dann bewegte sich der zweite Arm, scharrte kurz über den Boden und erhob sich ebenfalls.
    Der Kopf folgte langsam. Er war riesig, hatte einen klaffenden Mund, und leere Höhlen, wo man eigentlich die Augen erwartete, und bot den schreckerregenden Anblick eines’ unfertigen Menschengesichts.
    In seiner Furcht verlor einer von Urdus’ Männern das Gleichgewicht. Er stolperte rückwärts und stürzte scharrend an der Wand des Schwertschädels entlang in die Tiefe. Ein lautes Aufplatschen im Teich würgte seinen Schrei ab.
    Ein Bein bewegte sich, ein zweites, dann richtete sich der Rumpf der Gestalt auf und Lehm bröckelte ab. Sie fiel auf den Rücken, stützte sich mit beiden Armen auf und versuchte es erneut. Es gelang ihr, sich aufzusetzen, und schließlich kam sie auf die Beine.
    Einen Augenblick blieb sie reglos stehen, nach vorn gebeugt, und ihr Rücken berührte die Höhlendecke. Dann drehte sie den Kopf. Der gigantische Körper erbebte. Ein riesiger Fuß bewegte sich mit zitterndem Bein – dann der zweite. Der Rücken, der gegen die Decke kratzte, ließ dunkle Lehmspuren auf dem Gestein zurück.
    Sie stapfte vorwärts.
    Urdus’ Männer schrien. Sie drängten zurück über das Sims und kletterten in verzweifelter Hast den Hang hinunter.
    Aber Urdus stieß einen aus Furcht und Wut geborenen Schrei hervor, hob sein Schwert und griff an.

 
10
     
    »Horcht!« zischte Sonja.
    Hubarthis und seine Männer blieben stehen. Viele zogen ihre Klingen und lauschten angespannt.
    Die Hyrkanierin runzelte die Stirn und schüttelte schließlich den Kopf. »Was sind das für Geräusche?«
    »Irgendein Tier«, vermutete Desmos.
    »Es kommt aus der Richtung des Schwertschädels«, erklärte Hubarthis.
    »Horcht!« rief Sonja erneut. »Das waren Schreie!«
    »Urdus’ Leute?« fragte Desmos.
    »Kein Zweifel. Bei Erlik, dahinter steckt Athu! Beeilen wir uns!«
    Sie rannten durch den Wald, knickten Äste und Zweige und bahnten sich mit Schwertern und Messern einen Weg durch das Unterholz.
    »Athu!« brüllte Urdus. »Komm her, du – Ungeheuer!« Herausfordernd blieb er stehen und hob sein Schwert, wahnsinnig vor Angst. »Komm her, Athu! Ich kenne dich!«
    Der Othalus stapfte schwerfällig näher. Seine Lehmmassen schwankten und verlagerten sich. Nur mühsam hielt er sein Gleichgewicht. Er schwankte und musste sich mit den Armen an die Höhlenwände stützen. Seine Füße zermalmten oder verstreuten die paar Haushaltsgegenstände in Athus Höhle: das Bett aus Stroh, die Tierfelle, die Wasserbeutel, die leere Zederntruhe mit ihren Bronze- und Kupferbeschlägen. Als die Truhe von einem Lehmfuß gestoßen über den Boden scharrte, bemerkte Urdus, dass kein roter Dunst in ihr glühte. Er blickte wieder auf das Ungeheuer, und es wurde ihm bewusst, dass das Blut nun in dieser Lehmkreatur war – die Leben aller in letzter Zeit Getöteten.
    Unheimlicherweise gab dieses Monstrum keinen Laut von sich. Urdus hatte erwartet, dass eine solche Kreatur brüllen und knurren würde, aber der Othalus mit all seiner schreckerregenden Kraft bewegte sich stumm. Nur seine schwerfälligen Schritte und das Scharren seiner Arme und des Rückens gegen die Höhlenwände und

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