Die Hölle lacht
können eine Weile hier bleiben. Sag den Männern, sie sollen an Essen zusammentragen, was sie finden können, und füllt die Wasserbeutel.«
Er hielt plötzlich inne und zuckte zusammen, als ein Vogel so tief über ihn flog, dass er sich fast in seinem Haar verfing. Er versuchte ihm nachzublicken. »Eine Fledermaus?«
»Ein Vogel, Urdus«, antwortete Betos. »Ein Spatz, glaube ich. Schau doch!«
Der Spatz setzte sich auf einen niedrigen Zweig ganz in der Nähe. Er betrachtete Urdus mit schräg gelegtem Kopf und schilpte.
Ein Verbannter legte einen Pfeil an die Sehne und zielte, aber Urdus bemerkte es und schüttelte den Kopf.
»Leg den Bogen nieder und vergeude keinen Pfeil, wir brauchen jeden für Wichtigeres.«
»Ist gut, Urdus.«
Der Spatz flatterte hoch und flog nordwärts durch die Bäume, wo er bald verschwand.
»Kommt!« Etwas taumelnd stand Urdus auf und streckte einen Arm aus, um sein Gleichgewicht zu finden. Betos wollte ihn stützen, doch der Vanir schüttelte ihn ab. »Ich bin schon in Ordnung. Ehe ich mir beim Laufen von jemandem helfen lasse, lehne ich mich lieber an mein Schwert.« Er machte eine kurze Pause. »Wir gehen nordwärts, suchen uns ein gutes Versteck und ruhen uns ein paar Stunden aus. Sobald es dunkel wird, kehren wir zum Fluss zurück und versuchen, ein Beiboot zu stehlen.«
Athu saß mit überkreuzten Beinen auf dem Höhlenboden. Schilpend kehrte der Spatz zurück, flatterte durch die Höhle und ließ sich sanft auf Aleils Brust nieder.
Athu lächelte.
Der Spatz wartete, während der Shemit aufstand und zur Schlafenden trat. Dann machte Athu ein Zeichen.
Der verstörte Vogel flatterte wild in der Höhle herum, ehe er den Ausgang fand und hastig davonflog.
Aleil setzte sich auf, schüttelte den Kopf und lächelte schwach. »Ich – ich habe geträumt«, murmelte sie und blickte Athu an.
»Ich träumte, ich flöge durch die Luft wie ein Vogel. Ich war ein Vogel! Ich fraß sogar Insekten. Dann sah ich Urdus und Betos gar nicht weit von hier, fast unmittelbar am Rand des Waldes im Süden.«
Athu lachte.
Aleil gähnte, dann blickte sie den Zauberer durchdringend an. »Was hast du mit mir gemacht?« fragte sie.
Doch der Shemit lächelte nur geheimnisvoll und reichte ihr ein paar Früchte zum Frühstück.
Die Sonne schien auf den Schwertschädel. Wie Lichtsäulen flimmerten ihre Strahlen, und winzige Dunsttropfen wirbelten in ihnen. Auf den Lehm am Teichufer warfen sie ein verwirrendes Muster. Die einzigen Laute waren das leise Summen von Insekten, das ferne Zwitschern von Vögeln und das Rauschen des schmalen Wasserfalls an der Felswand.
Als Schritte sich näherten›huschten zwei Spitzmäuse in den Wald. Die Schritte wurden zunehmend lauter, dann knickten Zweige oder bogen sich, und Urdus kam mit seinen Männern auf die Lichtung.
Langsam führte der Vanir seine Leute an. Er ging leicht gebückt und konnte kaum die Füße vom Boden heben. Betos und die anderen folgten ihm. Urdus schaute sich um und sog witternd die Luft ein.
Sein Blick, wanderte zu der einem Totenschädel ähnlichen Form des Felsens. Niemand war zu sehen. Nichts. Aber warum hatte er dann das Gefühl, beobachtet zu werden? Es sprach doch gewiss nichts dagegen, dass sie sich hier ausruhten?
»Du bist gekommen.«
Es war die Stimme des Shemiten. Zusammenzuckend sahen sich alle um. Es war schwer zu sagen, von woher die Stimme kam.
»So bist du also zurückgekehrt, Urdus.«
Der Riese blickte hoch. Die Höhle – das linke Auge des Schädels.
Auf halber Höhe des Felsens erschien Athu gewollt langsam und verlieh der Stimme Gestalt. In dem hellen Sonnenschein wirkte er größer als üblich, in dieselbe Tierfellkleidung gehüllt wie immer, mit zerzaustem Haar und brennenden Augen. Hinter ihm bewegte sich etwas Weißes, ohne jedoch ganz Form anzunehmen. Aleil!
Urdus trat vor und zog sein mächtiges Schwert.
»Ah, komm nur näher, Urdus!« Athu hob eine Hand. »Aber du allein!«
Urdus legte den Kopf zurück und machte einen Schritt. »Was willst du?«
Die Männer hinter ihm brummten, aber Urdus gebot ihnen Schweigen.
»Hör mir zu, Urdus. Die Zeit, dass wir beide etwas klarstellen, ist gekommen.«
Urdus wartete einen langen Moment.
»Komm hoch, Urdus.«
Der Riese fletschte die Zähne und schwieg.
Betos hinter ihm flüsterte: »Du hattest hohes Fieber. Vielleicht hat ein Zauber es verursacht …«
»Ruhe!« donnerte Urdus und drehte sich zu ihm um. »Seine Zauberei versagte – aber mein Stahl wird
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