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Die hölzerne Hedwig

Die hölzerne Hedwig

Titel: Die hölzerne Hedwig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: zu KLAMPEN
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und keine 60 Minuten später liegt seine Welt in Trümmern. Absurd.
     Du drehst dich um und der Raum ist voller Opfer. Alles, was du gelernt hast, funktioniert nicht mehr. Gut und Böse, Täter
     und Opfer, alles dummes Zeug. Was euch jeden Morgen zur Arbeit treibt, sind wirklich edle |281| Motive. Aber ihr habt keine Chance. Die Welt ist zu schlecht für die paar Guten. Da hilft nichts, kein Schnaps, keine Religion,
     gar nichts. Wir sind verloren, du und du und ich schon lange.«

52
    Landmann fuhr in die Höhe: Sie holen dich. Sie stellen dich an die Wand, und du wirst dich vor Angst nass machen.
    Draußen war es dunkel und doch wusste er, wer geklingelt hatte. Er ließ seine Frau öffnen, Frauen würden sie nichts tun. Sie
     ließ sich Zeit, vielleicht dachte sie, er werde gehen. Sie hätte es besser wissen müssen.
    »Wenn Sie uns einen Kaffee anbieten, schreie ich«, sagte der Kommissar zur Begrüßung. »Nichts essen, nichts trinken, am besten
     nicht hinsetzen. So langsam reichen mir eure Sitzgarnituren. Nur Fragen und Antworten, und wir sind weg.«
    »Fragen Sie«, forderte Frau Landmann die Ermittler auf. Sie machte im Morgenmantel eine bessere Figur als Landmann im Anzug.
     Er wollte sich gar nicht vorstellen, wie er im Morgenmantel auf andere Menschen wirken mochte.
    Im Wohnzimmer standen sie sich gegenüber wie Gegner. Aber die beiden Kommissare bildeten ein Team, die Eheleute Landmann nicht.
    »Wir haben uns vor Kurzem nett unterhalten«, begann die Kommissarin die Kampfhandlungen.
    »War schön, über den Tellerrand zu schauen«, bestätigte die Hausherrin.
    |282| »Schade, dass die Zeit nicht gereicht hat, um über alles zu sprechen.«
    »Ist das nicht oft so? Ehe du dich versiehst, sind zwei Stunden vergangen.«
    »Beim Hereinkommen habe ich Bettwäsche auf der Treppe liegen sehen, frisch gewaschen.«
    »Das liegt daran, dass mein Mann seine Pflichten im Haushalt manchmal großzügig auslegt. Solange er darüber wegsteigen kann,
     bleibt die Wäsche liegen.«
    »Sie meinen, er ist ein fauler Sack. Das kenne ich, so war ich früher auch. Hatten Sie Gäste? Ich meine: Besuch?«
    Gleichzeitig sagten Frau Landmann: Ja und ihr Mann: Nein.
    »Wollen Sie sich beraten?«, fragte die Kommissarin mit giftiger Süße.
    »Nein, sie hat Recht«, gab Landmann zu.
    Es klopfte, Marvin Graf, verdreckt und eifrig, sagte: »Wir haben ihn. Ab ins Verlies mit dem Lumpen.«
    »Sie dürfen meine Werkstatt nicht betreten!«, protestierte Landmann. »Das ist Hausfriedensbruch. Dafür kann ich Sie verklagen.«
    »Wollen Sie das tun?«, fragte der Kommissar.
    »Was?«
    »Verklagen? Wollen Sie uns verklagen, weil wir Ihre Werkstatt betreten haben? Bevor Sie antworten: Bedenken Sie die Konsequenzen.
     Man hat nur ein Leben.«
    »Im besten Fall«, sagte Frau Landmann bitter. »Im allerbesten Fall kommt man auf ein Leben. Und dann fragt man sich, ob sich
     dieses Leben gelohnt hat.«
    »Erwachsenen-Unterhaltung«, sagte Marvin, rollte die Augen und wollte berichten.
    |283| »Ach was, das gucken wir uns an«, sagte der Kommissar unternehmungslustig und hakte sich bei dem schockierten Landmann unter.
    Zu fünft standen sie in der Werkstatt. Die Türen hatten offen gestanden, Marvin schwor Stein und Bein, sie so vorgefunden
     zu haben. Er sei nur hineingegangen, um zu überprüfen, ob das private Eigentum gefährdet sei.
    »Den Gedanken würde ich nämlich nicht ertragen«, behauptete er. Wie immer, wenn er etwas tat, übertrieb er. Aber das war die
     geringste Sorge der Landmanns.
    »Natürlich kriege ich auch mal neuere Modelle auf die Grube«, behauptete Landmann. »Von irgendwas muss ich ja leben. Das ist
     der Preis, weil ich mich so ungern von meinen Babys trenne.«
    Frau Landmann stieß ein Geräusch aus, das einen empfindsameren Mann als ihn alarmiert hätte.
    »Ihr Pech, unser Glück«, murmelte Küchenmeister. »Weil Sie nichts wegschmeißen, finden wir es leichter. Manchmal ist die Welt
     gerecht.«
    Sie begannen, die Teile zusammenzulegen. Landmann musste zwei Wagen ins Freie fahren, damit Platz geschaffen wurde. Kein Teil
     der Karosserie war noch im alten Zustand vorhanden, er hatte geschweißt und zertrennt und verkleinert, immer weiter verkleinert.
     Die meisten Stücke waren kleiner als DIN A 4-Papier. 32 Teile ergaben die rechte Seite, 30 Teile ergaben das Dach. Die Türen
     waren unversehrt in einer Abseite untergebracht und mit Planen abgedeckt.
    Frau Landmann murmelte: »Warum klebst du nicht einen Zettel ran:

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