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Die Hofnärrin

Die Hofnärrin

Titel: Die Hofnärrin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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können.«
    Er verstummte. Lord Robert lächelte auf mich herab.
    »Ich weiß, was sie tun wird«, sagte er versonnen. »Weil sie
immer noch mein zärtlicher holder Knabe ist. Sie wird alles sagen, was
nottut, um die Königin in ihren letzten Stunden zu trösten, Gott hab
sie selig, die arme Frau. Niemals hat eine Königin den Thron
hoffnungsvoller bestiegen und ist so bitterlich enttäuscht worden.«
    Ich beugte mich hinab und nahm Daniel auf den Arm. Die Knechte
brachten mein Pferd, und nun trat auch Jane Dormer aus dem Haus und
nahm ohne einen Gruß ihren Platz in der Sänfte ein.
    »Viel Glück in Calais«, wünschte mir Robert Dudley lächelnd.
»Nicht viele Frauen finden die Liebe ihres Lebens. Ich hoffe, dass es
dir gelingt, holder Knabe.«
    Dann winkte er und trat zurück, ließ mich ziehen.
    Es war ein langer Ritt zum St.-James-Palast,
doch Dannys kleiner Körper wärmte mich, und von Zeit zu Zeit hörte ich,
wie er Zeilen aus Kinderliedern sang.
    Ich ritt schweigend. Das Ende der Reise, der Gang zur Königin
erhob sich vor mir wie ein dunkler Schatten. Ich wusste noch nicht, was
ich ihr sagen sollte. Elisabeth hatte ihre rechte Hand gehoben und den
Eid geleistet, um den sie gebeten worden war, sie hatte also ihren Teil
erfüllt. Nun lag es an mir zu beurteilen, ob sie es ehrlich gemeint
hatte oder nicht.
    Die große Halle im Palast lag still da, nur ein paar Wächter
spielten Karten. Das Feuer im Kamin flackerte spärlich, die Fackeln
waren heruntergebrannt. Will Somers und ein halbes Dutzend Hofbeamte
und Ärzte hielten sich im Audienzzimmer auf. Freunde oder liebe
Verwandte der Königin, die für ihre Gesundheit gebetet hätten, waren
nicht zu sehen. Maria war nicht mehr Englands Liebling, und in ihrem
Palast herrschte furchtbare Leere.
    Danny erblickte Will und sprang auf ihn zu. »Geh hinein«,
sagte dieser. »Sie hat nach dir gefragt.«
    »Geht es ihr ein wenig besser?«, fragte ich hoffnungsvoll.
    Er schüttelte den Kopf.
    Behutsam öffnete ich die Tür zum Privatgemach der Königin und
schlüpfte zusammen mit Jane Dormer hinein. Zwei Hofdamen saßen am Kamin
und ergingen sich in Hofklatsch, statt nach ihrer Herrin zu sehen. Bei
unserem Anblick sprangen sie schuldbewusst auf. »Sie wollte niemanden
sehen«, verteidigte sich die eine vor Jane Dormer. »Und sie hat einfach
nicht aufgehört zu weinen.«
    »Nun, ich hoffe, dass auch Ihr eines Tages weinend und
verlassen im Bette liegt!«, fauchte Jane sie an. Wir ließen die beiden
stehen und begaben uns in die königliche Schlafkammer.
    Sie hatte sich im Bett zusammengerollt wie ein kleines
Mädchen, ihr Haar umstand ihr Gesicht wie eine Wolke. Sie wandte nicht
einmal den Kopf, als sie die Tür gehen hörte, so tief war sie in ihren
Schmerz vergraben.
    »Euer Hoheit?«, fragte Jane Dormer mit rauer Stimme.
    Die Königin regte sich nicht, doch ab und zu vernahm man ein
Schluchzen, so gleichmäßig wie ein Herzschlag. Es war, als sei ihr das
Weinen so selbstverständlich geworden wie das Atmen.
    »Ich bin es«, sagte Jane. »Und Hannah die Hofnärrin. Wir sind
von Prinzessin Elisabeth zurückgekehrt.«
    Die Königin seufzte tief und wandte uns müde ihren Kopf zu.
    »Sie hat den Eid abgelegt«, sagte Jane. »Sie hat geschworen,
dem Land den wahren Glauben zu bewahren.«
    Ich trat neben das Bett und nahm Königin Marias Hand. Es war
eine kleine Hand, leicht wie die eines Kindes. Trauer und Kummer hatten
die Königin fortgeweht wie Staub im Wind. Ich erinnerte mich, wie sie
in ihrem schäbigen roten Reitkostüm mit hoffnungsvoll strahlendem
Gesicht in London eingeritten war; ich dachte an ihren Mut, mit dem sie
sich die mächtigen Männer des Reiches vorgenommen und sie mit ihren
eigenen Waffen geschlagen hatte. Ich dachte an die Freude, die sie an
ihrem Mann gehabt hatte, an ihre Sehnsucht nach einem Kind, das sie
lieben konnte, einen Sohn für England. Ich dachte daran, wie absolut
sie der Erinnerung an ihre Mutter und ihrer Liebe zu Gott ergeben war.
    Ihre kleine Hand zitterte in der meinen wie ein sterbender
Vogel.
    »Ich habe gesehen, wie Elisabeth den Schwur leistete«, hob ich
an – um dann mit der mildesten Lüge fortzufahren, die ich mir
ausdenken konnte. Doch dann trieb mich die Treue zu Maria dazu, ihr die
Wahrheit zu sagen – und es war, als spräche meine Gabe durch
mich: »Maria, sie wird diesen Schwur nicht halten. Aber sie wird
Besseres tun. Ich hoffe, dass Ihr dies nun versteht. Als Königin wird
Elisabeth besser sein denn als Frau. Sie

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