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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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in wasser- und staubdichte Folie, im Sand des Feuerlöscheimers in einer der Herrentoiletten deponiert, und zwar nachdem die Sicherheitsleute mit ihrem Check durch waren.«
     »Sehr clever.«
     »Ich bin kein Selbstmörder, Norah, ich habe vor, diesen Einsatz zu überleben. Wir schlagen vom Oberdeck aus zu. Dank der Schalldämpfer wird er umkippen, als hätte er einen Herzanfall.«
     »Und was geschieht mit uns?«
     »Das Schiff besitzt ein Schlauchboot an einer Leine am Heck. Mein Genosse hat alles überprüft. Es verfügt über einen Außenbordmotor. In dem allgemeinen Durcheinander springen wir rein und nehmen Kurs auf die andere Flußseite.«
     »Aber nur so lange, wie das Durcheinander ausreicht, um uns entkommen zu lassen.«
     »Nichts in diesem Leben ist wirklich perfekt. Machst du mit?«
     »Aber ja«, sagte sie. »Bis zum Ende, Michael, wie immer es aussehen mag.«
     »Bist ein braves Mädchen.« Er legte einen Arm um ihre Schultern und drückte sie an sich. »So, können wir jetzt endlich essen gehen? Ich sterbe vor Hunger.«

    2

    »Ein seltsamer Mensch, dieser Sean Dillon«, sagte Ferguson.
     »Ich würde meinen, seltsam ist stark untertrieben, Sir«, bemerkte Hannah Bernstein.
     Sie saßen im Fond von Fergusons Daimler, der sich durch den dichten Verkehr des West End schlängelte.
     »Er wurde in Belfast geboren, aber seine Mutter starb bei der Geburt. Sein Vater fand in London Arbeit, daher ging der Junge hier zur Schule. Schauspielerisch unglaublich begabt. Er studierte ein Jahr lang an der Royal Academy of Dramatic Art und bekam sogar zwei oder drei Rollen am Nationaltheater. Außerdem ist er ein Sprachgenie, kann alles vom Irischen bis zum Russischen.«
     »Sehr eindrucksvoll, Sir, aber trotzdem erschoß er am Ende Menschen im Auftrag der Provisorischen IRA.«
     »Nun, das kam daher, weil sein Vater während einer Fahrt nach Belfast in eine Schießerei geriet und von einer britischen Armeepatrouille getötet wurde. Dillon verpflichtete sich, absolvierte einen Schnellkurs in Waffenkunde in Libyen und hat seitdem einen steilen Aufstieg hinter sich.«
     »Weshalb der Wechsel von der IRA in die internationale Szene?«
     »Enttäuschung über das edle Anliegen. Dillon ist ein im Grunde unbarmherziger Mensch, wenn es von ihm verlangt wird. Er hat während seiner Laufbahn sehr oft getötet. Aber die wahllos gelegte Bombe, die auch Frauen und Kinder trifft? Sagen wir mal, das ist nicht sein Stil.«
     »Wollen Sie damit etwa andeuten, daß er so was wie Moral hat?«
     Ferguson lachte. »Nun er hat ganz gewiß keine Lieblinge. Er hat für die PLO gearbeitet, war aber auch als Unterwasserex­ perte für die Israelis tätig.«
     »Gegen Bezahlung, natürlich.«
     »Natürlich. Unser Sean liebt nun mal die schönen Dinge im Leben. Bei dem Versuch, Downing Street Nummer 10 in Schutt und Asche zu legen, ging es nur um Geld. Saddam Hussein steckte dahinter. Und nur achtzehn Monate später steuert Sean ein Kleinflugzeug, beladen mit medizinischem Nachschub für Kinder, nach Bosnien und erhält dafür keinen Penny.«
     »Was ist passiert, hat Gott durch die Wolken zu ihm gespro­ chen, oder was?«
     »Macht das einen Unterschied? Die Serben hatten ihn ge­ schnappt, und seine Aussichten waren, milde ausgedrückt, ziemlich trübe. Ich machte mit ihnen ein Geschäft, das ihn vor dem Erschießungskommando rettete. Dafür kam er zu mir, um für mich zu arbeiten, und schon hat er wieder eine weiße Weste.«
     »Entschuldigen Sie, Sir, aber das ist eine Weste, die wohl niemals wieder weiß wird.«
     »Mein lieber Chief Inspector, es gibt viele Gelegenheiten in diesem Job, bei denen es sinnvoll ist, sich eines Diebs zu bedienen, um einen anderen zu schnappen. Wenn Sie weiterhin bei mir arbeiten wollen, müssen Sie sich an diesen Gedanken gewöhnen.« Er schaute hinaus, als sie in die Grafton Street einbogen. »Sind Sie sicher, daß er wirklich dort anzutreffen ist?«
     »So hat man es mir mitgeteilt, Sir. Es ist sein Lieblingsrestau­ rant.«
     »Na wunderbar«, sagte Ferguson. »Ich könnte selbst auch einen Happen vertragen.«

    Sean Dillon saß in der Bar im ersten Stock von Mulligan’s Irish Restaurant, kämpfte sich durch ein Dutzend Austern und spülte kräftig mit Krug-Champagner nach, während er die Abendzeitung las. Er war ein kleiner Mann, unter einssiebzig, mit Haaren, die so hell waren, daß sie weiß erschienen. Er trug eine dunkle Cordjeans, eine alte Fliegerjacke aus schwarzem Leder

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