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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Ganze ist für ihn schon immer mehr wie ein Spiel gewesen. Er ist ein brillanter Manipulator. Ich erinnere mich an seinen Lieblings­ spruch: Daß er es nicht mag, wenn seine linke Hand weiß, was seine rechte gerade tut.«
     »Und was soll das heißen?« wollte Ferguson wissen.
     »Daß bei Ahern nichts so ist, wie es auf den ersten Blick erscheint.«
     Eine kurze Pause trat ein, dann räusperte Ferguson sich. »Jeder beschäftigt sich mit dem Fall«, sagte er. »Wir haben dafür gesorgt, daß ein nicht sehr gutes Foto von dem Mann veröffentlicht wird.«
     »Und ein noch schlechteres von der Frau«, sagte Bernstein.
     Ferguson verzehrte eine Auster. »Haben Sie irgendwelche Ideen, wo man ihn finden könnte?«
     »Allerdings«, sagte Dillon. »In Kilburn gibt es ein protestan­ tisches Pub, das William of Orange. Ich könnte mich dort umhören.«
     »Worauf warten wir dann noch?« Ferguson schlürfte seine letzte Auster und stand auf. »Gehen wir.«

    Das William of Orange verströmte eine erstaunlich echte Belfaster Atmosphäre mit dem Fresko von König William nach seinem Sieg in der Schlacht von Boyne auf der weiß gekalkten Wand. Es hätte auch jedes andere oranische Pub im Shankill sein können.
    »Ihr beiden paßt nicht unbedingt in die Bar«, sagte Dillon,
    während sie in den Fond des Daimler stiegen. »Ich muß vorher mit einem Mann namens Paddy Driscoll sprechen.«
     »Was ist er, Mitglied der Ulster Volunteer Force?« fragte Ferguson.
     »Sagen wir, er ist ein Spendeneintreiber. Warten Sie hier. Ich gehe hinten rein.«
     »Begleiten Sie ihn, Chief Inspector«, befahl Ferguson.
     Dillon seufzte. »Na schön, Brigadier, aber ich bin der Chef.«
     Ferguson nickte. »Tun Sie, was er sagt.«
     Dillon stieg aus und machte sich auf den Weg. »Sind Sie bewaffnet?« fragte er seine Begleiterin.
     »Natürlich.«
     »Gut. Man weiß ja nie, was einem in dieser schlechten Welt als nächstes zustößt.«
     Er blieb am Eingang zu einem Hof stehen, holte eine Walther aus dem Hosenbund am Rücken, zog einen CarswellSchalldämpfer aus der Tasche und schraubte ihn auf die Mündung. Dann verstaute er die Waffe in der Innentasche seiner Fliegerjacke. Sie liefen über das regennasse, rutschige Kopfsteinpflaster des Hofs und hörten deutlich aus der Bar, wie irgendeine Loyalistenkapelle »The Sash My Father Wore« lautstark intonierte. Durch ein Hinterfenster konnte man in eine geräumige Küche blicken und auf einen kleinen grauhaarigen Mann, der an einem Tisch saß und Eintragungen in Geschäfts­ bücher vornahm.
     »Das ist Driscoll«, flüsterte Dillon. »Los, gehen wir rein.« Driscoll, in seine Arbeit vertieft, bemerkte, daß einige Papiere in einem plötzlichen Luftzug zu flattern begannen, blickte hoch und gewahrte Dillon, der gerade den Raum betrat, und Hannah Bernstein hinter ihm.
     »Gott schütze alle, die hier sind«, sagte Dillon, »und dabei ist die Nacht noch jung, Paddy, mein alter Junge.«
     »Herrgott im Himmel, Sean Dillon.« Nackte Angst lag auf
    Driscolls Gesicht.
     »Sowie dein ganz persönlicher Detective Chief Inspector. Wir behandeln dich heute wirklich königlich.«
     »Was wollen Sie?«
     Hannah lehnte sich an die Tür, während Dillon sich einen Stuhl heranzog und Driscoll gegenüber auf der anderen Seite des Tisches Platz nahm. Er holte eine Zigarette heraus und zündete sie an. »Michael Ahern. Wo könnte der im Augenblick sein?«
     »Mein Gott, Sean, den habe ich seit Jahren nicht mehr gese­ hen.«
     »Billy Quigley? Erzähl mir nicht, du hast auch Billy nicht gesehen, denn ich weiß zufälligerweise, daß er hier regelmäßig trinkt.«
     Driscoll versuchte, überzeugend zu wirken. »Sicher, Billy ist ständig hier, aber was Ahern betrifft …« Er hob die Schultern. »Er ist ein ganz übler Bursche, Sean.«
     »Ja, aber ich bin noch schlimmer.« In einer einzigen schnel­ len Bewegung zog Dillon die Walther aus seiner Fliegerjacke, zielte und feuerte. Ein dumpfer Knall ertönte, und die untere Hälfte von Driscolls linkem Ohrläppchen löste sich auf. Stöhnend preßte er eine Hand auf sein Ohr, aus dem Blut herausspritzte.
     »Dillon, um Gottes willen!« rief Hannah.
     »Ich glaube nicht, daß der da oben in dieser Angelegenheit viel ausrichten kann.« Dillon hob drohend die Walther. »Und jetzt das andere.«
     »Nein, ich erzähl’s ja«, jaulte Driscoll. »Ahern hat gestern hier angerufen. Er hinterließ für Billy eine Nachricht. Ich gab sie ihm gegen fünf

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