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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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ab, ich habe nämlich im Büro zu tun, bin aber bald zurück. Vergiß nicht, daß wir heute abend zur Party anläßlich des 4. Juli in der amerikanischen Botschaft eingeladen sind. Zieh etwas richtig Aufregendes an.«
     »Denen werden die Augen aus dem Kopf fallen.«
     »Das passiert ihnen bei dir immer, Liebling. Deine Mutter wäre stolz auf dich gewesen«, erklärte er und ergriff ihre Hand, während der Rolls-Royce anfuhr.
    Hannah Bernstein klopfte an und betrat Fergusons Büro. Sie fand ihn in seine Arbeit vertieft am Schreibtisch vor. »Papier, Papier und noch mehr Papier.« Er lehnte sich zurück. »Was ist los?«
     »Kim in Ardnamurchan Lodge hat mich angerufen. Er ist gestern wohlbehalten mit dem Range Rover, den Sie empfoh­ len haben, eingetroffen. Er sagte, die Reise sei sehr anstren­ gend gewesen und daß die Berge ihn an Nepal erinnern, aber die Jagdhütte sei sehr schön. Offenbar ist Lady Katherines Köchin mit einem Kartoffel- und Fleischauflauf dort aufge­ taucht, um nachzusehen, ob ihm nichts fehlt.«
     »Sehr schön, und Morgan?«
     »Der Prinz zieht am Sonntagvormittag aus. Er hat sich von der Flugüberwachung Starttermine vom Flugplatz in Ardna­ murchan geben lassen. Ich habe mich erkundigt und erfahren, daß Morgan seine Ankunft gegen Mittag mit seiner Firmenma­ schine, einer Citation, angekündigt hat. Damit bleibt uns leider keine Zeit für einen Einbruch.«
     »Und wo ist er jetzt?«
     »Er ist vor einer Stunde mit seiner Stieftochter in Heathrow gelandet. Sie wohnen in der Wellington-Suite im Berkeley.«
     »Lieber Gott, der Herzog muß sich im Grabe umdrehen.«
     »Er ist außerdem heute abend in der amerikanischen Bot­
    schaft, Sir.«
     »Das heißt, daß ich auf diese Party zum 4. Juli verzichten muß. Nicht schlimm. Ist die andere Sache in die Wege gelei­ tet?«
     »Ja, Sir.«
     »Hervorragend. Dann bis später.«
     Er widmete sich wieder seiner Arbeit, und Hannah verließ das Büro.
    Dillon erwachte aus seinem tiefen Schlaf und sah sofort das Licht des frühen Abends, das durch den Vorhang drang. Er war alleine. Er drehte sich um, betrachtete das Kissen neben ihm, die Einbuchtung, wo ihr Kopf gelegen hatte. Dann stand er auf, trat ans Fenster und blickte durch den Vorhangschlitz auf das Straßenpflaster der Stable Mews hinunter.
     Es war ein schöner Abend, und er wandte sich um und ging zum Kleiderschrank. Er fühlte sich entspannt und lebendig, aber was noch wichtiger war, er fühlte sich völlig wiederherge­ stellt. Seine Augen blickten ruhig, sein Kopf war klar, und der leichte Schmerz in seinem Magen war echter Hunger. Er stellte sich vor den Spiegel und betrachtete sich. Er sah jünger aus und in jeder Hinsicht fitter als zuvor. Die tiefroten Wülste der Operationsnarben verblaßten bereits zu weißen Linien. Es war phantastisch. Der Abend in Wapping lag kaum vier Wochen zurück. Was Yuan Tao geschafft hatte, war ein Wunder. Dillon schlüpfte in seinen Trainingsanzug, dann ging er dem Geräusch fließenden Wassers im Badezimmer nach. Su Yin stand unter der Dusche.
     »Ich bin es«, rief er. »Essen wir heute abend zusammen?«
     »Ich habe einige Dinge zu erledigen«, rief sie zurück. »Das hattest du wohl vergessen.«
     »Wir könnten später essen.«
     »Wir werden sehen, aber jetzt mach deine Übungen.« Er schloß die Tür und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Es war kühl dort und leise. Der Verkehrslärm war nur schwach zu hören. Er konnte die Stille fast spüren und stand da, entspannte sich vollkommen und rief sich die Zeilen des alten taoistischen Gedichts ins Gedächtnis, das Yuan Tao ihn gelehrt hatte.

    Sei in der Bewegung wie Wasser In der Ruhe wie ein Spiegel

    Reagiere wie das Echo Schleiche, als seist du gar nicht da.

    Die Fähigkeit, sich völlig zu entspannen, die wichtigste Fähigkeit von allen, beherrschten alle Lebewesen mit Ausnah­ me des Menschen. Entsprechend ausgebildet und gepflegt, konnte sie eine übermenschliche Kraft erzeugen. Der Weg dorthin führte über strenge Disziplin und ein Übungsschema, das mindestens tausend Jahre alt war. Daraus entstand die innere Energie ch’i, die Lebenskraft, die dem Menschen im Ruhezustand die Geschmeidigkeit eines Kindes verlieh und in der Aktion die Kraft eines Tigers.
     Er saß mit übereinandergeschlagenen Beinen auf dem Fußbo­ den, entspannte sich total, atmete durch die Nase ein und durch den Mund aus. Er schloß die Augen und bedeckte sein linkes Ohr mit der rechten Hand. Er

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