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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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denke, ich bleibe zwei oder drei Wochen hier, um zu gewährleisten, daß es keinen weiteren Ärger mehr gibt.«
     »Deshalb würde ich mir keine Sorgen machen. Ich glaube, sie haben verstanden.«
     McGuire, Terry und einer der Schwarzen lagen noch immer auf dem Pflaster, und der Koch und die beiden Kellner brach­ ten den vierten Mann. Yuan Tao sprach mit ihnen kantonesisch und kam dann zurück. »Sie werden sich hier um alles küm­ mern. Su Yin wartet in ihrem Wagen vor dem Restaurant.«
     Sie begaben sich zurück zum Lokal und sahen eine dunkle Limousine unter dem roten Drachen stehen. Während sie darauf zugingen, stieg die junge Frau aus und sagte, wobei sie ihren Onkel ignorierte, auf kantonesisch zu Dillon: »Geht es Ihnen gut?«
     »Jetzt ja.«
     »Ich möchte mich für mein Benehmen entschuldigen.« Sie verneigte sich. »Ich verdiene eine Strafe, wie mein ehrenwerter
    Onkel mir erklärt hat. Bitte verzeihen Sie mir.«
     »Es gibt nichts zu verzeihen«, erwiderte Dillon, und vom Fluß hallte ein Schrei herüber.
     Sie drehte sich zu ihrem Onkel um. »Was war das?«
     »Der kleine Wurm mit dem weißen Haar, der dich vor unse­
    ren Augen beleidigt hat. Ich habe Anweisung gegeben, ihm das rechte Ohr abzuschneiden.«
     Su Yins Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Ich danke dir, Onkel.« Sie verbeugte sich erneut, dann sah sie Dillon an. »Sie kommen jetzt mit uns, Mr. Dillon.« Diesmal redete sie englisch.
     »Liebes Mädchen, das möchte ich um nichts in der Welt versäumen«, sagte er und stieg in den Wagen.

    »Wenn Sie Judo und Karate erlernt haben, dann haben Sie sicherlich schon von kiai gehört, der Kraft, die einen Menschen zu geradezu wunderbaren Leistungen befähigt. Nur die größten Meister erlangen sie, und das auch erst nach vielen Jahren des Trainings und der Disziplin, und zwar in mentaler wie auch physischer Hinsicht.«
     »Nun, Sie verfügen wohl über diese Kraft«, sagte Dillon. »Ich sehe noch immer die Eisenstange von Ihrem Arm abprallen.«
     Dillon lag bis zum Hals im Wasser, das so heiß war, daß ihm der Schweiß übers Gesicht strömte. Yuan Tao hockte in einem alten Morgenmantel neben der Badewanne, lehnte sich an die Wand und fixierte ihn durch den Dampf.
     Dillon fuhr fort: »Einmal, als ich in Japan war, wurde ich mit einem Mann bekannt gemacht, der achtzig Jahre alt war. Er war Zenpriester und hatte Arme wie Streichhölzer. Ich glaube, er wog nicht viel mehr als fünfzig Kilo. Er saß die ganze Zeit, während zwei Männer, die beide den schwarzen Gürtel des Karatemeisters trugen, ihn wiederholt attackierten.«
     »Und?«
     »Er wehrte sie mühelos ab. Später erfuhr ich, daß seine Kraft aus etwas entsprang, das sie landen oder zweites Gehirn nannten.«
     »So etwas kann nur in jahrelanger Meditation entstehen. All das entwickelte sich aus der uralten chinesischen Kunst des Shaolin-Tempelboxens. Es kam im sechsten Jahrhundert mit dem Zenbuddhismus aus Indien und wurde von den Mönchen des Shaolin-Tempels in der Provinz Hohan ausgeübt.«
     »Ist das nicht ein ziemlich rauher Sport für Priester? Sicher, ich hatte einen Onkel, der katholischer Priester war und mir als Junge den Boxkampf mit bloßen Fäusten beibrachte, aber dieser …«
     »Bei uns gibt es ein Sprichwort: Ein Mann vermeidet den Krieg, indem er darauf vorbereitet ist. Die Mönche haben diese Lektion gelernt. Vor vielen Jahrhunderten erlernten Angehöri­ ge meiner Familie diese Kunst und vererbten sie weiter. Im Laufe der Jahrhunderte kämpften meine Vorfahren für die Armen gegen verbrecherisches Gesindel, ja, sogar gegen die Streitmacht des Kaisers. Wir haben unserer Gemeinschaft gedient.«
     »Reden Sie von der Triaden-Gesellschaft?« fragte Dillon. »Ich dachte, es handelt sich bei ihr einfach um eine Art chinesischer Version der Mafia.«
     »Genauso wie die Mafia waren es zuerst geheime Gemein­ schaften zum Schutz der Armen vor den reichen Landbesitzern, und genauso wie die Mafia wurden sie im Laufe der Jahre verdorben, aber nicht alle.«
     »Ich habe einiges darüber gelesen«, sagte Dillon. »Heißt das, daß Sie ein Triaden-Mitglied sind?«
     »Genauso wie meine Vorväter bin ich ein Mitglied des Ge­ heimen Atems, der ältesten Triade, die im 16. Jahrhundert in Hohan gegründet wurde. Im Gegensatz zu den anderen wurde meine Gesellschaft nicht verdorben. Ich bin ein Shaolin-Mönch und verfolge gleichzeitig auch geschäftliche Interessen. Das ist nichts Schlechtes, und deshalb

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