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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und hatte ein faltiges und durch­ aus freundliches Gesicht.
     »Mein Gott, Leute, das ist doch nicht nötig. Sagt mir nur, was ihr wollt«, erklärte Dillon, während er zum breiten viktoriani­ schen Kamin ging und eine Hand auf den Kaminsims legte.
     »An Ihrer Stelle würde ich nicht versuchen, die Walther zu angeln, die an einem Nagel im Kamin hängt, Sir. Die haben wir bereits entfernt«, teilte ihm der ältere Mann mit. »Also legen Sie sich auf den Fußboden, und verschränken Sie die Hände hinter dem Kopf.«
     Dillon folgte der Aufforderung, während Smith von der Treppe herbeikam. »Immer mit der Ruhe, Mr. Dillon«, sagte er, und Dillon spürte, wie sich eine Nadel in seine rechte Gesäßhälfte bohrte.
     Was immer es war, es war gut. Gerade noch hellwach, und schon im nächsten Moment weggetreten, so einfach war das.

    Er kam genauso schnell zu sich, wie er sich abgemeldet hatte. Mittlerweile war die Nacht angebrochen, und das einzige Licht im Zimmer kam von einer Art Nachtlampe auf der Kommode neben dem Einzelbett, in dem er lag. Er war noch immer mit seinem Trainingsanzug bekleidet. Sie hatten ihm nicht einmal die Turnschuhe ausgezogen. Er schwang die Beine auf den Boden, machte zwei tiefe Atemzüge, dann hörte er Stimmen, und ein Schlüssel rasselte im Schloß. Schnell legte er sich wieder hin und schloß die Augen.
     »Immer noch weggetreten. Ist das in Ordnung, Doc?« Dillon erkannte die Stimme von Smith wieder.
     Jemand anderer sagte: »Lassen Sie mich mal sehen« und tastete den Puls am rechten Handgelenk. Dann wurde die Trainingsjacke geöffnet und ein Stethoskop auf seine Brust gedrückt. »Der Puls ist in Ordnung, das Herz auch«, sagte der Arzt, schob Dillons Augenlider nacheinander zurück und prüfte die Reaktion der Pupillen mit einer Taschenlampe. Der Arzt war ein hochgewachsener, hagerer Inder in einem weißen Kittel. Dillon mobilisierte seine gesamte Willenskraft, blieb stocksteif liegen und starrte ins Nichts. »Nein, er wacht bald auf. Beim Dosieren der Drogen kann man sich nicht auf genaue Zeitangaben verlassen. Jeder Mensch reagiert anders. Wir sehen ihn uns in einer Stunde noch einmal an.«
     Die Tür fiel ins Schloß, der Schlüssel wurde umgedreht. Zusätzlich wurden zwei Riegel vorgeschoben. Dillon glitt aus dem Bett, huschte zur Tür und lauschte. Es hatte wenig Sinn, Zeit mit der Tür zu vergeuden, das war klar. Er bewegte sich zum Fenster, zog die Vorhänge auf und sah vor sich ein solides Eisengitter. Er schaute hinaus. Es regnete in Strömen. Wasser tropfte aus der undichten Regenrinne, die gleich über seinem Kopf angebracht war. Draußen befand sich ein Garten, der an einer hohen Mauer in etwa fünfzig Metern Entfernung endete.
     Wenn das über ihm die Regenrinne war, dann mußte er sich direkt unter dem Dach befinden. Es könnte ein Speicher sein, aber es gab nur eine Möglichkeit, das genau festzustellen.
     An der Wand standen ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Er zog den Tisch in die Ecke neben dem Fenster und kletterte hinauf. Der Verputz der Decke war so alt und porös, daß er sofort zerbröckelte und herabrieselte, als er mit dem Ellbogen dagegen stieß. Er vergrößerte das Loch schnell, riß dabei einige Holzbretter weg, sprang vom Tisch, stellte den Stuhl darauf, kletterte wieder hoch, zog sich mit einem Klimmzug durch das Loch und blickte in einen dunklen leeren Speicher. Hier und da drang Licht durch winzige Spalten im Dach ein.
     Vorsichtig bewegte er sich vorwärts, balancierte über Holz­ balken. Der Raum schien sich über das gesamte Haus zu erstrecken: der reinste Kaninchenstall mit seinen halbhohen Zwischenwänden und Nischen. Schließlich gelangte Dillon zu einer Falltür, die er behutsam öffnete. Darunter befand sich ein dunkler Treppenabsatz, Stufen führten in die Tiefe, aus der diffuses Licht heraufschien.
     Dillon sprang auf den Treppenabsatz, hielt inne, um zu lauschen, und wagte sich dann auf die Treppe. Schließlich kam er zum Ende eines langen, hell erleuchteten Korridors. Er zögerte, und in diesem Moment schwang eine Tür links von ihm auf. Smith und der indische Arzt kamen heraus. Und Smith war schnell, das mußte Dillon ihm lassen. Er riß eine Walther aus der Tasche, während Dillon ihn angriff, ihm eine Faust in den Magen rammte und ihm das Knie ins Gesicht wuchtete, als Smith nach vorne einknickte. Smith ließ im Sturz die Walther fallen, und Dillon hob sie auf.
     »In Ordnung, mein Freund«, sagte er zu dem Arzt. »Ein paar

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