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Die Hongkong-Papiere

Die Hongkong-Papiere

Titel: Die Hongkong-Papiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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nachzuholen.
     Campbell, der wieder eingedöst war, erwachte, als der Funker bei Caine stand und ihn an der Schulter rüttelte. »Wir sind in fünfzehn Minuten in Delhi, Skipper.«
     Caine stand gähnend auf. Er grinste Campbell an. »Das reinste Zuckerschlecken, diese Etappe, was?«
     Während er sich umdrehte, um hinauszugehen, gab es eine Explosion. Metalltrümmer flogen vom Backbordmotor weg, dicker Qualm wallte hoch, und während der Propeller stehen­ blieb, beschrieb die Dakota einen Bogen und ging abrupt in den Sturzflug über, wobei Caine weggerissen wurde.
     Campbell flog mit derartiger Wucht gegen die Kabinenwand, daß er nicht mehr richtig mitbekam, was überhaupt passierte. Ein wuchtiger Aufprall, durchdringender Brandgeruch, und irgend jemand schrie.
     Er spürte, daß er im Wasser lag, blinzelte so lange, bis er etwas erkennen konnte, und sah, daß er von einem wild blickenden Tanner mit blutüberströmtem Gesicht durch ein Reisfeld geschleift wurde. Der Korporal hievte ihn auf einen Damm, machte sogleich kehrt und eilte durch knietiefes Wasser zur Dakota zurück, die nun in hellen Flammen stand. Er hatte etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt, als das Wrack mit einem ohrenbetäubenden Knall in die Luft flog.
     Niedergeschlagen kam Tanner zurück. Er zog den Major behutsam ein Stück höher auf den Damm und holte ein Zigarettenetui heraus. Seine Hände zitterten, als er sich eine Zigarette anzündete.
     »Waren wir das?« brachte Campbell mühsam hervor.
     »So sieht es wohl aus, Laird.«
     »Lieber Himmel!« Campbells Hände wanderten über seine Brust. »Die Bibel«, flüsterte er.
     »Beruhigen Sie sich, Laird, ich bewahre sie für Sie auf.«
     Tanner holte sie aus der Kartentasche, und dann verhallten für Campbell alle Geräusche, verblaßten alle Farben, und es blieb nichts als eine stille Dunkelheit.

    In Tschungking betrachteten Mountbatten und Stilwell auf der Karte die anhaltenden Erfolge der vordringenden Japaner, die bereits die meisten Flugplätze der Alliierten in Ostchina überrannt hatten.
    »Ich dachte, wir sollten den Krieg gewinnen«, sagte Stilwell.
    Mountbatten lächelte wehmütig. »Das habe ich auch ge­
    dacht.«
     Hinter ihnen ging die Tür auf, und ein Adjutant betrat mit einem Funkspruchformular den Raum. »Entschuldigen Sie die Störung, Sir, aber das ist gerade aus Delhi mit dem Vermerk ›Dringend‹ hereingekommen.«
     Mountbatten las den Text und fluchte leise. »In Ordnung, Sie können gehen.«
     Der Adjutant zog sich zurück.
     »Schlechte Nachrichten?« fragte Stilwell.
     »Die Dakota, mit der Campbell unterwegs war, hat einen Motor verloren und ist kurz vor Delhi abgestürzt. Sie ist nach der Landung explodiert. Den Angaben zufolge wurden alle Dokumente zusammen mit meinen Berichten vernichtet.«
     »Ist Campbell tot?«
     »Nein, dieser Korporal hat es geschafft, ihn herauszuholen.
     Die gesamte Besatzung ist ums Leben gekommen. Campbell scheint eine schwere Kopfverletzung davongetragen zu haben. Er liegt im Koma.«
     »Hoffen wir, daß er durchhält«, sagte Stilwell. »Auf jeden Fall ist es ein Rückschlag für Sie, daß Ihr TschungkingAbkommen ein Opfer der Flammen wurde. Was werden Sie jetzt tun? Mao bewegen, ein zweites Mal zu unterschreiben?«
     »Ich bezweifle, ob ich jemals wieder so leicht an ihn heran­
    komme. Diese Situation stand von Anfang an unter dem Motto ›Etwas ist besser als nichts‹. Ich hatte eigentlich auch nicht erwartet, daß viel dabei herauskommen würde. Wie dem auch sei, nach meiner Erfahrung geben die Chinesen einem nur selten eine zweite Chance.«
     »Darin stimme ich Ihnen zu«, sagte Stilwell. »Höchstwahr­ scheinlich bedauert der gerissene Bursche längst, daß er seine Unterschrift unter das Ding gesetzt hat. Aber was ist mit seinem Nachschub?«
     »Nun, wir werden dafür sorgen, daß er ihn erhält, denn ich möchte, daß er aktiv auf unserer Seite gegen die Japaner mitkämpft. Diese Hongkong-Sache war eigentlich niemals ernst gemeint, Joe. Ich fand, für uns sollte irgend etwas bei dem Handel herausspringen, und die Hongkong-Frage war das einzige, was dem Premierminister und mir auf die Schnelle einfiel. Aber das tut jetzt nichts mehr zur Sache, wir stehen vor weitaus wichtigeren Entscheidungen.« Er trat wieder an die Wandkarte. »So, und nun zeigen Sie mir mal genau, wo die japanischen Vorauseinheiten stehen.«

    1993
    London

    1

    Norah Bell stieg in der Nähe der St. James’ Stairs in der Wapping

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