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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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nur was man ihm befiehlt.«
    »Nur nicht bös, Hans,« sprach das Mädchen. »Dank Dir auch.«
    Hans Jürgen schüttelte sich und murmelte etwas, was sie nicht verstand.
    »Trockne Dich, Hans, daß die Anderen es nicht merken. Sonst lachen sie über Dich und über mich auch.«
    »Ueber mich, Eva? Was thut's! Sie lachen ohnedem. Ich hab 'nen tüchtigen Pelz.«
    Eva Bredow sah sich um: »Ach, die Bank, die Bank! Hans, sie schwimmt fort. Dann merken sie's. Die Bank wieder, Vetter Hans. Die muß wieder an ihre Stelle.«
    Die Bank war schon um ein gutes Stück weiter getrieben und schwamm drüben am Ufer hin; aber Hans Jürgen machte keine Anstalt, ihr nachzustürzen.
    »Um Dich, Eva, hab' ich's gethan, und thät's noch mal, wenn Du mir auch nicht so viel danken wolltest; ja Du möchtest mich auch noch mal auslachen; aber um das alte Stück Holz spring ich nicht rein.«
    »Ein Brummbär bist Du, aber kein gefälliger Vetter, Hans.«
    »Hans Jürgen heiß ich,« sprach der Bursch verdrießlich. »Du hast ja andere Vettern, die heißen auch Hans. Ruf den Hans Jochem. Wenn du ihn bittest, schwimmt er wohl dem Brette nach.«
    Ein böser Zug streifte um die Lippen des hübschen Kindes, ja es schien, als zerdrücke sie mit ihren Sammtwimpern ein Etwas, das sie sich schämte sehen zu lassen.
    »Ich konnt's von Dir erwarten.«
    »Hans Jürgen taugt zu nichts, hast's ja oft genug von Deiner Mutter gehört.«
    »Wenn Du nur anders wärst.«
    »Bin wie ich bin. Mach Dich nur auf die Beine, Eva, daß Dich Keiner bei mir sieht. Um die Waschbank brauchst Du nicht angst zu sein. Die Waschbank plaudert nicht. Da kann der Strick gerissen sein, als Du an's Ufer sprangst, und der Wind trieb sie fort. Keiner sah's; da ist ja Alles gut.«
    »Alles ist nicht gut. Du zitterst, Hans Jürgen, Du frierst.«
    »Ich zittere nicht, ich friere auch nicht, das bilde Dir nur ja nicht ein.«
    »Hans Jürgen,« sprach das Mädchen mit sanftem Ton und streckte ihm ihre kleine Hand entgegen. »Du wirst zu Niemand was davon sagen, das weiß ich –«
    »Da habe ich wohl mehr zu thun. Und bis da hab ich's auch vergessen.«
    »Aber so gehe ich nicht von Dir. Es ist nicht recht von Dir –«
    »Daß ich Dir die Meise haschte und lebendig brachte, und den Käfig wollte ich Dir von Rohr binden, Du hättest den ganzen Winter durch Spaß gehabt, und vorher konntest Du nicht genug sagen, wie Du solche Meise liebtest, und als Du sie hattest, ließest Du sie fliegen, rein mir zum Possen. Und mit dem jungen Fuchs war's auch so. Alles was ich thun mag und aufstellen, Du thust, als wenn's gar nichts wäre, und nur mir zum Schabernack. Und als Du Dich verspätet hattest drüben im Kloster, ach was Furcht hattest Du vor dem Knecht Ruprecht, der mit langen Schritten hinter Dir kam und die Fichten auseinanderbog, und aus jeder Wurzel schoß die Frau Harke auf. Und wenn's in den Büschen lispelte, da drücktest Du Dich an mich, und hast's so gern geduldet, daß ich meinen Mantel um Dich schlang und Du konntest die Augen zumachen. Da war ich Dein lieber Hans Jürgen, und Du streicheltest mich mit den Fingern auf die Backe, und was klopfte Dein kleines Herz. Aber als der Wald lichter ward, da ward's Dir zu warm an meiner Seite, und als die Hunde bellten, da waren Dir die Hunde lieber als Hans Jürgen, Du hast sie geherzt als wär es Bruder und Schwester. Ueber die Zugbrücke sprangst Du mit ihnen um die Wette, als wäre Feuer hinter Dir. Die Knechte hätten sie aufziehen mögen: ob ich draußen blieb, Dich kümmerte es nicht.«
    Man sah, es war ein verhaltener Unmuth, der aus ihm sprach; was in ihm lange gekocht, brach, von einem Funken entzündet, mit einem Male heraus. Eva hätte kein Weib sein müssen, wenn nicht auch ihr Gefühl verletzt worden wäre und der bittere Angriff eine eben so bittere Vertheidigung vorgelockt hätte. Die hübschen Lippen kniffen sich zusammen, aber man sah auch, daß sie einen Kampf mit sich kämpfte, aus dem sie wenigstens zum Theil als Siegerin hervorging.
    »Hans Jürgen, was hast Du denn gethan, das Dir ein Recht giebt, so zu sprechen,« sagte sie nach einer Pause mit einer Stimme, aus der die Leidenschaftlichkeit, aber auch die Wärme fort war.
    »Ich, ich habe gar nichts gethan. Nichts thue ich, ich kann ja nichts thun.«
    »Was Du thatest, hätte jeder Andere auch gethan. Ich danke es Dir. Aber der Martin, der Wenzel, auch der verdrießliche Ruprecht, die wären alle auch in's Wasser gesprungen. Was war denn für große Gefahr dabei? das

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