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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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Einer so, der Andere so, aber Ihr wißt, als Ihr damals mit dem Lindenberg ausrittet –«
    »Sprecht nicht davon.« Der Junker erblaßte. »Ich kam ja darum nicht, auch nicht darum.«
    »Dann ist es für uns beide gut, daß wir von dem schweigen, was wir wissen, vor allem aber für Euch«, sagte der Dechant, und fing wieder an, seinen Fuß behaglich über dem Kohlenbecken zu wärmen, das vor ihm stand. »Warum kommt Ihr denn?«
    »Dechant!« sagte der Junker, sein Baret drückend. »Das Haar steht Einem doch zu Berge.«
    »Kämmt es glatt.«
    »Die Galgen und Hochgerichte und Stangen draußen wie ein Wald! Jeden Tag Neue eingefangen, schubweise führt man sie hinaus. Soll man fliehen, soll man bleiben.«
    »Ich bleibe.«
    »Wenn ich mich versteckte –«
    »Lauft Ihr Gefahr, daß man vergäße, Euch zu suchen,« sagte mit einem hochmüthigen Lächeln der Dechant. »Der Adel muß ein ander Kleid anziehen, mein Lieber, das alte taugt nicht mehr. Das ist der beste Rath, den ich Euch als Freund geben kann. Geht zu Eurem Schneider, und fragt nach der neuesten Mode. Wenn's Euch auch zuerst unbequem sitzt, Ihr werdet Euch darin zu finden wissen. Ihr seid ein Mann, den man am Ende überall brauchen kann.« – »Ja, lieber Junker,« sprach der künftige Prälat, und legte seine Hand mit der behaglichen Miene eines Gönners Peter Melchior auf die Schulter, »bleibt; so ich mich recht bedenke, grad Ihr seid jetzt am Flecke. Nun kommt Eure Zeit. Lehrt Eure Zunge Knoten schlingen, Euren Rücken, wie einen Aal biegen. Edelleute wird man bei Hofe immer brauchen, aber nicht im Eisenkleid, keine graden Nacken. Mit denen ist es aus. Der Adel muß in die Schule gehen. Aber tröstet Euch: Was Hänschen nicht lernen wollte, ich meine, diesmal wird es Hans doch lernen.«
    Peter Melchior ist nicht geflohen und hat sich nicht verborgen. Hier scheiden wir von ihm für dieses Mal.
    Aber am selben Sonntag Nachmittage ritt ein hoher, stolzer Ritter mit stattlichem Gefolge in Berlin ein. Sein Gesicht war blaß, seine Augen rollten fast zornig von dem, was er gesehen. Es hätte auch Andere erschreckt, die langen Reihen von Galgen, der Kopf auf der Eisenstange über dem Köpnicker Thore, der ihn schon von fern angrinste. Es war Otterstädts Kopf. Ein Karren mit zerrissenen Gliedern peitschte an den Reitern vorüber. Es waren Otterstädt's Glieder.
    Der Graf von Giech trat in glänzender Silberrüstung, als Abgesandter seines Herrn, des Markgrafen Friedrich des Aeltern, vor den Kurfürsten von Brandenburg. Der Vertreter des Oheims sprach zu dem Neffen seines Herrn. In ihm sprach mit der Zorn des großen, freien Edelmanns, vielleicht auch das verwundete Herz des Menschen. Nicht alle Gesandte sprechen so vor einem Fürsten, in dessen Hand noch das Richtschwert zittert. Die Hofleute sahen es mit Schrecken und hörten es doch mit heimlicher Freude.
    »Mein Herr sende mich, war ich des Glaubens,« so schloß er, »in ein Land des deutschen römischen Reiches christlicher Nation, aber, heiliger Gott, ich glaube jetzt in ein Reich zu treten, wo der Großtürke und seine Bassen Gericht hielt!«
    »Beim Kurfürsten von Brandenburg seid Ihr, Herr Graf von Giech,« unterbrach ihn Joachim, »der dies Land hat von Kaiser und Reich, daß er richte nach dem Recht, gleich über Alle.«
    »Heißt das gleich richten über Alle, so Ihr die hochstehen und edel vor dem Volke, schlachtet und hängt wie seinen Auswurf? Der Fürsten Blut und Macht ging aus dem deutschen Adel hervor, und auf den Adel müssen die Fürsten sich lehnen, wenn sie bestehen wollen vor dem Volke. Das trug mein Herr auf, seinem Neffen zu sagen, den er der Vormundschaft entließ, weil er ihn für mündig hielt. Soll er Kaiser und Reich wieder angehen, daß sie ihm die Regentschaft, nach der der fromme Fürst nie getrachtet, wieder zurück geben, weil, der sie führt, vergißt, daß er hier ein Exempel giebt, so allen Fürsten zum Schaden ist? Welcher Fürst den Adel nicht achtet, achtet sich selbst nicht; welcher des Adels Ansehen vernichtet, vernichtet sein eigenes, er untergräbt die heiligen Satzungen, auf denen alles Regiment ruht, er wüthet gegen sein eigenes Blut, er beschimpft sich selbst, denn er ist nur ein deutscher Edelmann, der glücklicher war als die andern. Weil aus einem Dienstmanne ein Herr ward, soll er nicht vergessen der Mannen, die seines Gleichen sind an Blut und Abkunft, so spricht mein Herr durch meinen Mund.«
    Der Graf von Giech hatte vielleicht erwartet, daß der

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