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Die Hosen Des Herrn Von Bredow

Titel: Die Hosen Des Herrn Von Bredow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willibald Alexis
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sie. Sein Pferd, blutig gespornt, keuchte, es wäre gestürzt, wenn die Engel es nicht gehalten. Dort fand er seinen Fürsten, nur mit wenigen Begleitern, die lustig umher tummelten, wie Jäger Art ist vor dem lustigen Waidwerk. Unser hoher Landesherr nur sprach mit meinem frommen Bischof von Brandenburg, dem Gott ein langes Leben schenke, gewiß tiefsinnige, gelehrte fromme Gespräche. Da keucht ein Reiter an. Sein Roß stürzt, er auch; er erhebt sich wieder. Er streckt beide Arme empor, er will sprechen, aber die Stimme versagte ihm. Dennoch spricht er, die Gedanken, die in ihm würgen, werden zu Worten: ›Zurück! Fliehe, Fürst! Verräther, Mörder lauern Dein im Walde!‹ Und der fromme Bischof Scultetus wendet des Herrn Roß: ›Das hat Gott gesprochen.‹ Da besinnt sich unser durchlauchtigster Herr, als sie dem Thor schon wieder nahe sind. Rasch kehrt er sein Roß: ›Ein Fürst soll nicht fliehen vor Mördern; er soll sie suchen gehen!‹ Wer hätte sich unterfangen ihn in seinem gerechten Zorne zu halten? Da führt der Zufall, sagt die Weisheit der Kinder dieser Welt, die geharnischten Dreihundert, die Kurt Schlabrendorf einüben will, zum Köpnicker Thor hinaus. Nun, wer den Engel Michael mit flammendem Schwerte nicht sehen will, der sehe diese wackere Schaar, vom Zufall geleitet, ihrem Fürsten folgen. Schaut, wie ihre glänzenden Panzer, ihre Schilde und Helme durch die Haide flimmern; die Krähen und Raben schreckten auf vor dem Glanze, die siebzig Mörder sahen sie nicht; vor dem Klirren der Stahlrüstungen, vor dem Getös und Getrampel der zwölf hundert Hufen flohen die Hirsche, man sah die Hasen in's Wasser springen, die Vögel entflohen, die Räuber hörten nicht, und flohen nicht. Sie ließen sich umzingeln wie ein blödes Thier. Siebenzig Dolche, siebenzig Schwerter, siebenzig Streitäxte, siebenzig verzweifelte Bösewichter wehrten sich nicht. Sie ließen sich fangen, binden, führen, richten, ohne einen Schwertschlag. Wer blendete, betäubte, lähmte sie, die sich vermessen, unsern Kurfürsten umzubringen, und das Reich umzudrehen? – O Berlin, Berlin, du große, reiche, sündhafte Stadt, wenn einst der Arm, der jene blendete, betäubte, lähmte, drohend über Dir sich erhöbe, würden alle die Sünder, die in Dir athmen, auch wie jene trotzen und fluchen, blind und taub, bis der Engel sein Feuerschwert über Euren Häuptern zückte? Würdet Ihr da erst schlotternd in Eure Knie sinken, zerschmettert von Eurem Schuldbewußtsein, und die Boten seines Zornes sind schon da! Hat der Sturm nicht Eure Dächer abgedeckt, hat er nicht die Seeraben in's Land geführt, haben die Dohlen und Raben nicht Krieg geführt in den Lüften, hat es nicht blutige Kreuze geregnet in der Priegnitz, in der Uckermark, im Lande Bellin, drüben in Teltow und hüben im Barnim. Dir, Dir, Dir da fielen sie auf's Busentuch, Dir auf den Nacken. O schau Dich nicht um nach der Nachbarin, ich sehe die Male auf Deiner eigenen Haut. O reißt doch die Augen auf, öffnet die Ohren, die Zeichen sind furchtbar, es kommt heran die Ruthe des Zornes. O ihr Geliebten, versäumt nicht die Stunde, nicht die Minute, denn sie ist kostbar, betet zum Schutzpatron dieser Kirche, daß der heilige Nicolaus Fürbitte für Euch einlege bei der allerheiligsten Mutter Gottes. – Hört, hört! Wieder schallt das Sterbeglöcklein, wieder werden Ihrer hinausgeführt zum letzten, schweren Gange. Auf Eure Knie, Ihr Alle, betet für sie, Ihr, betet auch für Euch, denn in wessen Herzen stiegen nicht auch arge Gedanken auf gegen die geheiligte Person unseres gottgeweihten Fürsten. Es sind nicht diese unbändigen Schloßherren allein, nicht diese Landschädiger nur, die ihm Verderben brüteten; schaut in Eure Herzenskammern, Ihr Reichen, Ihr Uebermüthigen, findet Ihr nicht auch da grollende Gedanken? Und wahrlich, ich sage Euch, es giebt kein ärger Verbrechen, nächst Ketzerei und Ungehorsam gegen Gott, als übel zu denken von der Obrigkeit, die er hat eingesetzt. Wozu setzte er sie ein? – Ich will' es Euch sagen. Wie die Kirche und ihre Priester denken und sorgen für das Heil Deiner Seele, soll der Fürst denken und sorgen für Dein Irdisches. Uebernommen bist Du durch diese göttliche Huld der Sorge selbst zu denken. Er denkt für Alle, er weiß Alles besser. Zerknirschten Herzens über dieses Uebermaß von Güte, dieses neue Mysterium seiner Gnade, solltest Du preisen den Herrn der Heerschaaren; aber der Verderber flüstert Dir in's Ohr: Was

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