Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
Vom Netzwerk:
dass ihm etwas entgangen war, und ging noch einmal seine Strategie durch, um zu überprüfen, ob er irgendetwas versäumt hatte. Nein, er hatte jeden Winkel des Stadions abgedeckt. Mahmoud Fasil war seit dem Betreten des Stadions jede Sekunde von seinem Überwachungsteam beobachtet worden.
    Die ersten drei Elfmeter wurden von beiden Mannschaften verwandelt. Beim vierten war es genauso, doch der fünfte griechische Elfmeterschütze schoss am Tor vorbei. Das verschaffte dem palästinensischen Torschützenkönig, Abdel Sidr, die Chance, das Spiel zu gewinnen.
    Sidr legte den Ball mit dramatischer Geste auf den Elfmeterpunkt und zog den Moment in die Länge, als sich auf den Tribünen Totenstille ausbreitete, indem er mit gemessenen Schritten Anlauf nahm. Ben konnte sich das Chaos vorstellen, wenn Sidr den Ball im Tor versenkte. Er hatte europäische Fußballfans erlebt und rechnete auch hier mit einer beinahe hysterischen Reaktion über den Sieg.
    Ben fröstelte trotz der Hitze.
    Chaos … Hysterie …
    Wenn etwas passieren würde, dann jetzt!
    Ben drängte sich durch den Mittelgang zu den Plätzen in Spielfeldhöhe.
    Abdel Sidr lief an.
    Ben erhaschte einen Blick auf Mahmoud Fasil, bevor sich jemand hinter ihm zur Seite bewegte und ihn verdeckte. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. In dem Moment, als Sidr gegen den Ball trat, wurde ihm klar, wie alles ablaufen würde.
    Wann gab es einen besseren Zeitpunkt, einen besseren Ort …?
    »Alle Posten, Zugriff auf die Zielperson. Der Austausch findet statt!«, sprach er in sein Walkie-Talkie. »Ich wiederhole, der Austausch …«
    Der Rest von Bens Worten ging in Jubelgeschrei unter, als Abdel Sidr den Ball rechts ins Tor hämmerte. Ben versuchte weiterhin die Mitglieder seines Teams zu alarmieren, während er von freudetrunkenen Fans gestoßen und geschoben wurde, die aufs Spielfeld stürmen wollten. Er wurde von dem Menschenstrom erfasst und durch den Mittelgang mitgerissen, bis er in der ersten Reihe an der Seitenlinie landete.
    Er stürzte auf drei junge Fans und kämpfte sich auf die Füße, das Walkie-Talkie an den Lippen. »Hier Kommando. Hat jemand ihn? Ich wiederhole, hat jemand die Zielperson?«
    »Hier Posten vier. Spielfeldebene. Ich habe ihn. Ich habe ihn! Ein paar Meter vor dem Netz. Ich glaube … ja, das ist Fasil, der Sidr umarmt.«
    »Behalten Sie ihn im Auge! Jeder soll sich der Zielperson nähern, aber keine Festnahme versuchen, bevor Sie von mir hören.«
    »Er entfernt sich, drängt sich durch die Menge«, meldete Posten vier.
    »Ich habe ihn jetzt!«, ertönte die Stimme eines atemlosen Beamten.
    »Er drängt sich auf einen Ausgang zu«, meldete Posten vier. »Er wird von großen Kerlen begleitet, recht und links von ihm.«
    »Ich habe ihn verloren«, meldete der immer noch atemlose Beamte.
    »Posten vier«, sagte Ben. »Bleiben Sie bei ihm, nähern Sie sich jedoch nicht. Ich wiederhole, nicht nähern!«
    Ben drängte sich durch die Menge und versuchte, einen Blick aufs Spielfeld zu bekommen. Das Tor war voller Leute, und Fans rissen am Netz. Spieler bahnten sich mit den Ellenbogen einen Weg, um der tobenden Menge zu entkommen. Ben glaubte, den Helden des Spiels zu sehen, Abdel Sidr, der vom Sicherheitspersonal des Stadions eilig zum Gang eskortiert wurde, der zu den Spielerkabinen führte.
    »Kommando, hier Posten vier. Ich habe die Zielperson. Nähere mich jetzt!«
    »Nein, bleiben Sie nur …«
    Das Krachen von Feuerwerkskörpern ließ Ben verstummen. Jedenfalls klang es so. Doch die Schreie der in Panik geratenden Menge verrieten Ben, dass es Schüsse waren.
    »Posten vier, Posten vier, melden!«
    Während Ben auf eine Antwort hoffte, zog er seine Pistole und stürmte vorwärts, nicht länger um Geheimhaltung der Aktion bemüht.
    »Polizei!«, rief er. »Polizei! Machen Sie Platz!«
    Die Menge wich zur Seite, so gut es ging. Ben schob Leute aus dem Weg und sah, wie Mahmoud Fasil die Richtung änderte und zum anderen Ende des Spielfelds rannte. Seine zwei Bodyguards gingen unterdessen weiter zum nächsten Ausgang und bahnten sich einen Weg mit ihren gezogenen Waffen.
    Ben hob sein Walkie-Talkie, um seinen Männern den Befehl zu geben, den Leibwächtern zu folgen, doch jetzt blinkte das Warnlämpchen ständig und zeigte ihm an, dass die Batterie leer war. Ben schob das Gerät in die Tasche und näherte sich dem verletzten Polizeibeamten. Posten vier, kaum mehr als zwanzig Jahre alt. Er presste die Hände in die Seite, und zwischen

Weitere Kostenlose Bücher