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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Fährmann.«
    »Verstehe.«
    »Das bezweifle ich.« Er schlug die Decke zurück und enthüllte das blutbesudelte Gewand seines Stiefvaters, die grässliche, klaffende Wunde an Hals und Brust. »Sieh ihn dir an. Der Streich war für König Harry bestimmt.«
    »Gott segne deinen Stiefvater.«
    »Ja. Das will ich doch schwer hoffen.« Behutsam verhüllteTudor den fürchterlichen Anblick wieder, setzte sich dann auf einen nahen Schemel und legte die Linke auf die gefalteten Hände des Toten. »Sie hatten ihn in Aberystwyth eingesperrt. Das war Glendowers größte Burg. Nach der Geschichte mit meiner Mutter und der Klippe brachten Glendowers Vettern mich auch dorthin. Keiner wusste, was man mit mir anfangen sollte. Und wenn ich nicht artig war oder Ähnliches, sperrten sie mich für ein paar Stunden zu ihm. Manchmal war er krank von der feuchten Kälte da unten, manchmal hatten sie ihn auch heimgesucht und geprügelt. Sie waren wirklich schlecht auf ihn zu sprechen, verstehst du. Aber immer, wenn sie mich zu ihm brachten, hat er so getan, als sei alles in bester Ordnung, und er hat mir Geschichten erzählt und Lieder vorgesungen und mich zum Lachen gebracht.«
    John lächelte. »Und darum, nehme ich an, warst du weit öfter unartig, als nötig gewesen wäre. Damit sie dich zu ihm brachten.«
    Tudor nickte und wiegte den Kopf hin und her. »Das fiel mir nicht schwer.«
    »Ich glaub’s.«
    Tudor drückte die kalten Hände noch einmal, ehe er sich entschlossen erhob. »Vielleicht war er ein Schurke und ein Schlitzohr, mag wohl sein. Aber er war mir ein so guter Stiefvater, wie er konnte. Und darum bring ich ihn jetzt ordentlich unter die Erde.«
    »Und dann?«, fragte John. »Ich meine, was wird jetzt aus dir? Hast du Land in Wales? Was ich eigentlich sagen will, Owen: Wenn du ein Dach über dem Kopf brauchst, komm mit mir nach Waringham. Es … wäre mir eine Ehre.«
    Tudor starrte ihn ungläubig an, und es gelang ihm nicht ganz, seine Freude über diese Einladung und das, was sie aussagte, zu verhehlen. Aber dann schüttelte er den Kopf. »Danke, John. Ich weiß das zu schätzen. Aber der König hat mich in seinen Haushalt genommen. Sodass er ein Auge auf mich haben kann und ich die Finger von den Frauen anderer Männer lasse, damit ich nicht so ende wie mein Vater, hat er gesagt.«

Waringham, November 1415
    D er Tag nach Allerheiligen war sonnig, aber ein scharfer Wind fegte über die sachten Hügel wie eine Vorahnung auf den kommenden Frost. Am Morgen hatte Raureif auf den Wiesen geglitzert, und die Schafe standen frierend und missmutig zusammengedrängt.
    Auch im Gestüt herrschte eine schon winterlich anmutende Stille, was in Wahrheit jedoch mehr mit der Tages- als mit der Jahrezeit zusammenhing. Am frühen Nachmittag war es hier meistens ruhig. Nichts rührte sich, und nur im Stutenhof stand eine der Stalltüren offen.
    Conrad hatte den linken Vorderhuf der trächtigen Stute angehoben und wies mit besorgter Miene auf die Fesselgelenkbeuge. »Und? Was denkst du, Onkel? Mauke oder Pferdepocken?«
    Eingehend betrachtete Robin den pustelartigen Ausschlag. »Das wissen wir heute Abend«, sagte er schließlich. »Fieber hat sie nicht.«
    »Nein«, stimmte Conrad zu. »Das macht mir Hoffnung.«
    »Hm. Trotzdem sollten wir sie isolieren. Wenn es die Pferdepocken sind, ist es vermutlich schon zu spät, aber wir müssen wenigstens versuchen, eine Ausbreitung zu verhindern.«
    Conrad ließ den Huf los und richtete sich auf. »Du hast Recht. Ich bringe sie ins Liebesnest.«
    Das ›Liebesnest‹ war ein unansehnlicher Schuppen, der diskret am Rand der Anlage stand und wo im Frühjahr und Sommer die Paarungen der Zuchtstuten und -hengste stattfanden. Im Moment stand er leer.
    Robin nickte. »Und die Jungs sollen das Stroh hier zusammenkehren und verbrennen.«
    »Das mach ich lieber selbst.«
    Robin lächelte flüchtig. »Du willst immer alles selbst machen, Conrad. Darum schuftest du von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wie ein Knecht, und die Stallburschen machen es sich derweil bequem.«
    Conrad hob kurz die Hände. »Was erwartest du? Ich habe eben alles von dir gelernt …«
    Der Earl setzte zu einer spitzen Bemerkung an, doch in diesem Moment erschien ein Schatten an der Stalltür. »Ihr habt nach mir geschickt, Mylord?«
    Er wandte sich um. »Liz«, grüßte er lächelnd. »Sei so gut und schau dir das hier einmal an.«
    Dieses Mal hob er selbst den Huf an, und die Stute drehte den Kopf und sah ihn an, als wolle sie

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