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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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»Gewaltig. Die Blüte des französischen Adels ist ausgelöscht, Gentlemen. Nur ein paar hochrangige Gefangene, wie die Herzöge von Orléans und Bourbon etwa, die von den andern getrennt von des Königs Leibgarde bewacht wurden, haben überlebt. Die Übrigen sind alle gefallen. Die Herzöge von Brabant, Alençon und Bar, der Konnetabel d’Albret, ein rundes Dutzend Grafen, fünfzehnhundert Ritter und ein paar tausend einfache Soldaten. Vier oder fünf, meint Exeter. Wir wissen es noch nicht genau.«
    Für einen Moment schwiegen alle. Keiner von ihnen hatte je von solchen Verlusten gehört.
    »Na ja«, sagte de Vere schließlich und schien sein Unbehagen mit einem Schulterzucken abstreifen zu wollen. »Das kommt wohl davon, wenn man Harry von England ein so riesiges Heer entgegenstellt.«
    Allein tausend Gefangene waren ermordet worden, schätzte John. Aber schon jetzt wollte sie keiner mehr erwähnen, wollten alle diesen dunklen Schatten auf dem so glorreichen Sieg schnellstmöglich vergessen. John fand das richtig. Aber er wusste, es würde viel Zeit vergehen, ehe er selbst den blond gelockten Guillaume de Miraumont vergessen konnte.
    »Und wie viele hat es nun bei uns erwischt?«, fragte de Vere und reichte Hungerford einen Becher dampfend heißen, erbeuteten Wein.
    Walter Hungerford nickte dankbar und trank. Dann sagte er: »Den Duke of York.«
    Alle schwiegen betroffen. Der Duke of York war zwar der Bruder des Verräters Richard of Cambridge gewesen, aber er selbst hatte mit der Verschwörung ja nichts zu tun gehabt, und er war ein Cousin des Königs gewesen. Ein herber Verlust für England.
    »Wie es aussieht, ist er gestürzt und konnte nicht wieder aufstehen.«
    Die Gefahr lauerte jedem Ritter, der zu Fuß in schwerer Rüstung kämpfte. War man erst einmal gefallen, war es so gut wie unmöglich, ohne Hilfe wieder auf die Füße zu kommen. Für einen beleibten Mann wie York erst recht. Und irgendwann erstickte man einfach unter dem Gewicht der Panzerung.
    »Den Earl of Suffolk«, fuhr Hungerford in seiner Aufzählung fort.
    »Michael de la Pole?«, fragte jemand erschrocken. »Lieber Gott, erst sein Vater in Harfleur, jetzt er. Das ist furchtbar. Er war nicht älter als wir.«
    »Tja, was soll man erwarten«, warf Arthur Scrope verächtlich ein. »Vor fünfzig Jahren waren die de la Pole noch raffgierige Pfeffersäcke. Sie sind eben doch nicht aus dem Holz, aus dem der echte Adel geschnitzt ist.«
    Wie dein Bruder etwa, dachte John angewidert. Aber das sagte er nicht. Die Schlacht war noch keine drei Stunden vorüber, und er war zu müde, um sich jetzt mit Arthur Scrope zu schlagen. Eines Tages würde er es tun, da war er sicher. Aber nicht heute.
    »Wer sonst?«, fragte de Vere.
    »Insgesamt weniger als dreihundert. Sechs von ritterlichem Stand, sieben, wenn man den mitzählt, den der König eben noch zum Ritter geschlagen hat, ehe er starb. Der Mann hat ihm das Leben gerettet, sagt Exeter.«
    »Wer war es?«, wollte Scrope wissen.
    »Irgendein Waliser. Davy Gam, glaube ich.«
    Scrope winkte ab. »Ach, Himmel, der Feuerkopf. Um den ist es nicht schade, weil … Ja, Waringham, wohin denn so eilig?«
    John antwortete nicht.
     
    Er fand Owen Tudor in einem kleinen Zelt am westlichen Rand des Lagers. Dort lag Davy Gam auf einer hölzernen Bahre, und sein Stiefsohn und Neffe war dabei, ihn für die Beerdigung herzurichten: Das leuchtend rote Haar des Toten war so ordentlich gekämmt, wie die eigenwilligen Locken es zuließen, das Gesicht gewaschen, die Augen geschlossen. Tudor tat seine Arbeit mit ruhigen Händen und sang leise in seiner Muttersprache vor sich hin.
    Unsicher war John am Zelteingang stehen geblieben. Er wartete, bis der Gesang verstummt war, ehe er sagte: »Ich habe es gerade erst erfahren, Owen. Ich wollte … ihm Respekt erweisen und dir mein Mitgefühl ausdrücken.«
    Tudor schaute auf. »Gut von dir, John.« Es sollte brüsk klingen, aber in den schwarzen Augen schimmerten Tränen. »Du hast nicht zufällig zwei Pennys für mich?«
    »Wie bitte?«
    »Hast du was mit den Ohren, Waringham?«
    John öffnete den kleinen Lederbeutel am Gürtel, schüttete den Inhalt in die hohle Hand und fischte zwei silbern glänzende Pennys heraus, die er seinem Freund reichte.
    »Danke.«
    Zu Johns grenzenloser Verwunderung legte Tudor die kleinen Münzen auf die geschlossenen Lider des Toten. Dann hob er mit einem verlegenen Lächeln die Schultern. » Sehr heidnischer Brauch. Der Lohn für den

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