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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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und er fragte sich, wie lange er wohl »Ihr Schweine, ihr verfluchten französischen Schweine« gebrüllt hatte. Lange genug jedenfalls, dass seine Kehle sich wund anfühlte.
    Er schüttelte den Kopf und klopfte zweimal kurz mit dem Handschuh auf Raymonds Armschiene, um seinem Bruder zu bedeuten, dass er wieder bei Verstand war. Augenblicklich ließ Raymond ihn los, wandte sich um und wurde Zeuge, wie Davy Gam sich vor den König warf und mit seiner ungeschützten Brust einen Schwerthieb abfing, den Harry nicht hatte kommen sehen.
    Derweil schob John das Visier seines Helms hoch, packteden unbewaffneten französischen Ritter, den er um ein Haar erschlagen hätte, beim Arm und zerrte ihn aus dem Getümmel hinter die englischen Linien.
    Der Franzose nahm den Helm ab und verneigte sich mit versteinerter Miene. »Guillaume de Miraumont. Ich begebe mich in Eure Gefangenschaft.« Er war ein blond gelockter Jüngling, nicht älter als John.
    Der nickte. »John of Waringham.« Er zog seinem Gefangenen den rechten Handschuh aus und steckte ihn an den Schwertgürtel, ehe er kurz die Faust um die nackte Hand des Franzosen schloss. So schnell wie möglich ließ er sie wieder los. Wortlos stieß er seinen Gefangenen zwischen die Schultern und trieb ihn vor sich her zu der Stelle, wo schon eine große Schar ähnlich trauriger Gestalten mit gebundenen Händen und bewacht von einem runden Dutzend Soldaten auf das Ende der Schlacht wartete.
     
    Nach kaum einer Stunde war die Entscheidung gefallen. Eine Stunde harter, blutiger Schinderei. Die Kämpfe um Harry herum waren am heftigsten, denn die französischen Ritter, die doch noch am Abend zuvor um den englischen König gewürfelt und die immer noch nicht gemerkt hatten, was die Stunde geschlagen hatte, waren erpicht darauf, ihn gefangen zu nehmen. Aber Harry kämpfte, als sei er der Kriegsgott Mars selbst, wie der Earl of Warwick später sagte. Ohne jede Rücksicht auf seine persönliche Sicherheit fuhr er durch den französischen Ansturm wie die Sense durchs Korn, so als sei er unverwundbar, und sein Bruder Gloucester, der so große Zweifel am Ausgang dieses Tages gehabt hatte, war nicht der Einzige, dem der König in der Schlacht das Leben rettete.
    Nicht lange nachdem John ins Getümmel zurückgekehrt war, wurde der Strom der Franzosen merklich dünner, und immer mehr von ihnen ergaben sich nun. Die hintere, berittene Schlachtreihe der französischen Armee sah, dass das Unfassbare geschehen und die Schlacht verloren war. Sie wendeten die Pferde und ergriffen entsetzt die Flucht.
    Unterdessen machten die englischen Bogenschützen sich an das grausige Werk, die inzwischen mehr als mannshohen Hügelketten gefallener Franzosen zu durchsuchen, die Ritter aus ihren Rüstungen zu schälen und festzustellen, wer noch lebte. Es waren weit mehr als erwartet, und bald war die Schar der Gefangenen selbst schon fast so groß wie eine Armee. Die Schlacht war geschlagen.
    Doch dann erklang Hufschlag im Süden.
    »Diese verfluchten Bastarde«, knurrte der Duke of Clarence. Er war außer Atem, und als er das Visier hochklappte, konnte man sehen, dass sein Gesicht schweißüberströmt war. »Es ist die französische Reiterei, Harry. Sie haben den Wald umrundet und greifen uns von hinten an. Womöglich wollen sie den Tross überfallen.«
    Der König wandte sich um und ließ den Blick über das wimmelnde Durcheinander aus beutegierigen Engländern und gefangenen Franzosen schweifen. Am Waldrand tauchten die ersten Reiter auf. Harry erfasste die Lage und traf eine blitzschnelle Entscheidung. »Tötet die Gefangenen.«
    Die umstehenden Ritter starrten ihn ungläubig an.
    »Wie war das?«, fragte Clarence. Er war sicher, er habe sich verhört.
    Der König schaute ihm ins Gesicht, das dem seinen so verblüffend ähnlich war, und nickte grimmig. »Ein jeder soll seine Gefangenen töten. Jetzt gleich.«
    Der Duke of Exeter machte einen Schritt auf ihn zu und schüttelte entschieden den Kopf. »Sire, Ihr könnt nicht …«
    »Oh doch, ich kann!« Die Stimme überschlug sich, klang mit einem Mal sehr jung. »Ich habe diese verdammte Schlacht gewonnen, aber wenn die Reiterei uns angreift, werden die Gefangenen uns in den Rücken fallen, und das Blatt wird sich gegen uns wenden. Das lasse ich nicht zu! Nicht nach diesem Wunder, das Gott für uns gewirkt hat! Tötet eure Gefangenen, sage ich!«
    Keiner seiner Ritter rührte sich. Sie alle sahen, dass die französischen Reiter sich am Waldrand formierten, aber

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