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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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fensterlosen Holzgebäudes war es zu dunkel, um ihre Fessel zu untersuchen, und er wollte den Umschlag jetzt auch nicht lösen. Doch als er den Arm von unten um ihren muskulösen Hals legte, wusste er, dass sie nicht krank werden würde.
    »Noch eine Sorge, die sich als unbegründet erwiesen hat«, bemerkte er zufrieden, und dann traf ihn etwas, das sich wie ein gleißender Blitz in seinem Kopf anfühlte. Mit einem Laut der Verblüffung brach er in die Knie und starb als glücklicher Mann.

2. TEIL
1419 – 1423



Leeds Castle, Januar 1419
    J ohn dachte, dass Leeds wohl die schönste Burg in Kent, womöglich in ganz England sein müsse. Trutzig erhob sie sich auf zwei eng beieinander liegenden Inseln in einem stillen See, welcher von dem kleinen Fluss Len gespeist wurde. Der gelblich-graue Stein war dem Auge gefällig, und Mauern wie Türme fügten sich harmonisch in die liebliche, jetzt tief verschneite Landschaft.
    John ritt an der befestigten Mühle vorbei und über die Brücke zum Torhaus. Die Wache erkannte ihn und grüßte höflich. »Der Bischof ist in Winchester, Sir, aber wir erwarten ihn noch heute zurück.«
    John nickte. »Gut.«
    Über eine zweite Brücke und durch ein weiteres Tor gelangte er in den eigentlichen Burghof. Auch hier empfing ihn ein junger Wachsoldat, pfiff durch die Zähne und brüllte dann: »Jamie, lass dich blicken!«
    In Windeseile kam ein Knecht aus dem nahen Stall.
    John saß ab und klopfte seinem Pferd den Hals. »Ab mit dir, Achilles. Zur Abwechslung werden wir beide heute Abend mal satt und müssen nicht frieren …«
    Der Stallbursche nahm den großen Rappen am Zügel und betrachtete ihn mit leuchtenden Augen. Achilles schüttelte hochmütig die dichte, wellige Mähne. Er war bewundernde Blicke gewohnt. Rabenschwarz und ohne jede Blesse, was schon ungewöhnlich war, hatte die Natur ihn obendrein mit einer weißen Strähne in der Stirnlocke bedacht, die ihm etwas Verwegenes verlieh. John liebte ihn sehr, nicht zuletzt weil Achilleseines der Pferde war, die er damals aus dem brennenden Stall gerettet hatte.
    »Reib ihn trocken, sei so gut«, bat er den Burschen. »Und ich meine trocken , wenn ich trocken sage. Er hat sich erkältet und hustet. Am besten besorgst du ihm eine Decke.«
    »Natürlich, Sir.«
    John schnipste ihm einen Farthing zu. Der Stallknecht fing die Münze auf und führte Achilles davon.
    »Wenn Ihr in die Halle gehen wollt, Sir, wird man Euch sicher vortrefflich bewirten«, riet der Wachsoldat.
    John schüttelte den Kopf. Die Ritter des Bischofs und ihre Damen, die die Halle in Leeds bevölkerten, würden ihn mit Fragen bestürmen, doch der Anstand gebot, dass er seine Neuigkeiten zuerst Bischof Beaufort überbrachte. »Ich warte in der Kapelle. Sei so gut und richte dem Bischof aus, er möge nach mir schicken, sobald er die Zeit findet.«
    »Wie Ihr wollt, Sir.«
    John stapfte über den verschneiten Innenhof. Voller Bewunderung betrachtete er die makellos instand gehaltenen Mauern, die frisch geölten Holztüren und verglasten Fenster. Hier waren sogar die Fallgitter auf Hochglanz poliert. Von solchen Zuständen können wir in Waringham nur träumen, dachte John seufzend.
    Es war nicht sein erster Besuch in Leeds. Die Burg war Eigentum der Krone und wurde traditionell der Königin für ihre Zwecke zur Verfügung gestellt. Die amtierende Königinwitwe, Johanna von Navarra, residierte hier allerdings nicht, sondern wurde gefangen gehalten, weil sie einen Anschlag auf das Leben des Königs geplant hatte. Zumindest wurde ihr das vorgeworfen. Und weil Bischof Beaufort den Vorwurf bezweifelte und außerdem fand, dass es zu schade sei, eine so gute Burg ungenutzt liegen zu lassen und womöglich Vernachlässigung und Verfall preiszugeben, hatte er Leeds von König Harry geborgt, um hier gelegentlich zu weilen und seiner unglücklichen, verfemten Schwägerin Gesellschaft zu leisten.
    John betrat das Hauptgebäude durch einen Seiteneingangund gelangte über eine Hintertreppe zur Kapelle, die wie ein Schatzkästchen in einem Winkel der Burg versteckt lag. Und ein Schatzkästchen ist sie in der Tat, dachte John nicht zum ersten Mal, als er sie betrat. Die Kapelle war nicht groß, doch im Licht der Altarkerzen funkelten Edelsteine, schimmerten Gold und Silber der Reliquiare, Monstranzen und Kerzenleuchter. Diebstähle brauchte der Bischof nicht zu fürchten, denn genau wie sein Vater vor ihm und sein Neffe, der König, verstand er es, Ergebenheit zu wecken, und obendrein

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