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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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führen sehen wie Harry bei Agincourt. Und was das angeht, ist mein Bruder nicht sonderlich leicht zu beeindrucken«, versicherte Beaufort.
    »Nein, ich weiß.«
    Sie saßen allein in Robins Gemach, jeder einen dampfenden Becher Ipogras vor sich, der die kühle Luft im Raum mit seinem angenehmen Aroma nach erhitztem Wein, Zimt und Nelken erfüllte.
    Der Bischof berichtete Robin auch von den Taten seiner Söhne, und als Robin hörte, dass der gerade einmal sechzehnjährige John am Abend vor der Schlacht den Ritterschlag empfangen hatte und mit ins Feld gezogen war, empfand er Stolz im gleichen Maße wie Schrecken. Nur gut, dass er das nicht vorher gewusst hatte – er hätte kein Auge mehr zugetan.
    »Und nun liegt Frankreich am Boden, Robin«, schloss Beaufortohne erkennbare Häme. »Der französische Adel, jeder Mann mit Macht und Einfluss ist entweder tot oder Harrys Gefangener, wie der Herzog von Orléans.«
    »Was ist mit dem Dauphin?«, fragte Robin.
    Beaufort schüttelte langsam den Kopf. »Er glänzte bei der Schlacht durch Abwesenheit.« Dann hob er die Hand zu einer unbestimmten Geste. »Ich will dem Jungen nicht unterstellen, er sei ein Feigling, denn das ist er vermutlich nicht. Ich schätze eher, sein Vater hatte einen seiner lichten Momente und hat dem Prinzen verboten, in die Schlacht zu ziehen. Aber der Dauphin ist ein schwacher Charakter und seinem kranken Vater ein wertloser Ratgeber, das wissen wir alle, Robin. Orléans, Bourbon, Brabant und der Konnetabel d’Albret – das waren die Männer, auf die König Charles vertraute. Jetzt sind sie fort, und Charles ist ein alter, kranker Mann.«
    Robin nickte versonnen. »Du willst sagen, es könnte bald Frieden geben?«
    »Wenn wir unsere Trümpfe richtig ausspielen, ja.«
    »Mein Vater hat einmal prophezeit, dieser Krieg werde hundert Jahre dauern«, erinnerte Robin sich.
    »Es fehlt nicht mehr viel, bis sie voll sind. Ich sage auch nicht, es könnte morgen Frieden geben. Frankreich ist im Augenblick wie ein leckgeschlagenes Schiff, das steuerlos auf dem Meer treibt, aber es ist noch nicht gesunken. Harry muss sich des Steuers bemächtigen. Er muss Katherine heiraten, und zwar so schnell wie möglich. Und dann muss Druck auf König Charles ausgeübt werden, Harry zu seinem Erben zu erklären. Da der französische König seinen Sohn, den Dauphin, bekanntlich nicht ausstehen kann, sollte das so schwierig nicht sein.«
    Robin trank einen Schluck und dachte einen Moment nach. Schließlich sagte er versonnen: »Frieden … Das ist mein lang gehegter Traum und deiner auch, ich weiß. Ich hoffe nur, dass der kriegerische Harry sich mit der Vorstellung wird anfreunden können.«
    Beaufort lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränktemit einem zuversichtlichen Lächeln die Arme. »Warte, bis er Katherine de Valois sieht. Dann wird er anderes als den Krieg im Sinn haben, glaub mir.«
     
    Bei Einbruch der frühen Dämmerung überließ Robin seinen hohen Gast der Gesellschaft seiner Tochter und seines Stewards, um noch einmal kurz nach der kranken Stute zu sehen. Ohne Eile ging er den Burghügel hinab und überquerte den Mönchskopf, bewunderte beinah andächtig den halben Mond, der im Osten am klaren Abendhimmel schien. Und weil er sich Gott hier draußen auf den Hügeln immer näher fühlte als in einer Kirche, ergriff er die Gelegenheit, ihm für das Leben seiner Söhne zu danken. Welch gute Neuigkeiten Henry Beaufort gebracht hatte. Ein Frieden mit Frankreich schien tatsächlich in greifbarer Nähe. Robin hatte nie Friedenszeiten erlebt, denn dieser Krieg war runde zehn Jahre älter als er, und wann immer ein längerer Waffenstillstand geherrscht hatte, waren die Schotten oder Waliser zur Stelle gewesen, um dafür zu sorgen, dass die englischen Schwerter keinen Rost ansetzten. Doch wenn Harry König von Frankreich wurde, würde ihn das zum mächtigsten Herrscher in der ganzen Christenheit machen und die Schotten und Waliser gleichzeitig ihres verlässlichsten Verbündeten berauben. Und dann mochte tatsächlich eine Friedenszeit anbrechen, wie England sie nie zuvor gekannt hatte.
    Während er sich diesen schönen Träumen hingab, erreichte er das ›Liebesnest‹, schob den Riegel zurück und öffnete die Tür. Sie quietschte misstönend.
    »Wie wär’s mit einem Tröpfchen Öl, Conrad, mein Junge«, murmelte der Earl vor sich hin.
    Anais, die flämische Stute, wandte den Kopf, als sie seine Stimme vernahm.
    Robin trat zu ihr. Hier im Innern des

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