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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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der Hand genommen worden war.
    »Es ist bedauerlich, dass du nicht erkennst, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt, Humphrey«, sagte der König zerstreut. Dann sah er zu John und Somerset. »Bringt mir einen dritten Bürgen, und ich betrachte den Jungen als unschuldig.«
    Owen Tudor trat einen Schritt vor. »Daniel würde niemals eine Kirche bestehlen, denn er kommt auf seinen Vater: Ihm liegt überhaupt nichts an Reichtümern. Darum verbürge ich mich für ihn, Sire, wenn Euch das gut genug ist.« Es klang ausnahmsweise eher schüchtern als angriffslustig.
    Der König nickte. »Scrope, schafft die Schlüssel für die Ketten herbei und lasst den Jungen laufen.«
    Arthur Scrope war so außer sich vor Zorn über den Verlauf der Ereignisse, dass er alle Vorsicht vergaß. »Vettern- und Günstlingswirtschaft, ein walisischer Schurke als Bürge, und ein Dieb kommt ungestraft davon! Ist das die königliche Gerechtigkeit?«
    Mit erschreckender Plötzlichkeit packte der König ihn am Kragen. »Wenn Ihr diesen Mann noch einmal beleidigt, werdet Ihr es sein, der sich vor mir verantworten muss. Owen Tudor hat an meiner Seite bei Agincourt gekämpft und ist mir mindestens so teuer wie jeder englische Ritter, der sich dort in den hinteren Reihen herumgedrückt hat!«
    Arthur Scrope wurde bleich. Völlig zu Recht fühlte er sich angesprochen und war zu Tode beleidigt. Er hatte bei Agincourt seine Haut zu Markte getragen wie jeder andere. Und hätte derDuke of York ihn weiter nach vorne gestellt, hätte er es auch dort getan. Für den König, um den Makel auszumerzen, den sein Bruder auf dem Namen hinterlassen hatte. Aber in diesem Moment erkannte er, dass kein Scrope von einem Lancaster je Gerechtigkeit erfahren würde.
    Der König ließ ihn mit einem Ruck los, stieß ihn geradezu von sich. »Tudors Wort hat Gewicht, weil er mir seine Treue und seine Integrität seither viele Male bewiesen hat. Er ist über jeden Zweifel erhaben, so wie Waringham und Somerset. Ihr hingegen, Sir, stimmt mich heute ausgesprochen misstrauisch. Also seid klug und tut, was ich befohlen habe, ehe ich Euch auf die Bibel schwören lasse, dass Ihr nicht wisst, wie das Diebesgut in den Beutel des Jungen geraten ist!«
    Scrope starrte ihn einen Moment mit weit geöffneten Augen an. Dann verneigte er sich steif vor dem König und wandte sich ab. Im Hinausgehen warf er John einen so hasserfüllten Blick zu, dass der sich schwor, Arthur Scrope nie wieder so sträflich aus den Augen zu lassen wie in den vergangen Wochen und ihm niemals den Rücken zuzudrehen.
    John nahm seinen Knappen beim Ellbogen. »Komm, Daniel. Es ist vorbei. Steh auf.«
    »Augenblick, Sir.« Daniel befreite seinen Arm mit einem beiläufigen Ruck, wandte sich immer noch auf den Knien zu Harry um, ergriff den Saum seines Mantels und drückte ihn einen Augenblick an die Lippen. Weder wagte er, den König anzuschauen, noch brachte er ein Wort heraus.
    Mit einem beinah verlegenen Lächeln legte Harry ihm die Hand auf den Kopf. Dann zeigte er mit erhobenem Finger auf John. »Wir sprechen uns noch.«
    John lächelte matt. »Wann immer Ihr wünscht, Sire.«
    »Hm. Ich muss zurück zu Burgund. Er ist kein sehr geduldiger Mann – das haben wir gemein.« Er überlegte einen Moment. »Kommt in einer Stunde zum Haus der Königin.«
     
    »Wie es aussieht, bist du nicht länger in Ungnade«, bemerkte Tudor an John gewandt. »Der arme Scrope kann einem fast Leidtun. Er hatte sich das so schön ausgedacht, und nun hat er das erreicht, was er bestimmt am allerwenigsten wollte …«
    John wagte noch nicht so recht zu hoffen. Ungeduldig trat er von einem Fuß auf den anderen. Der Duke of Gloucester hatte sie ziemlich rüde aus dem Zelt verbannt, und nun warteten sie im unablässigen Novemberregen auf Scrope.
    »Er lässt sich Zeit«, brummte Somerset.
    Zu guter Letzt erschien Sir Randolph Atwood, der mit Scrope zusammen den vermeintlichen Dieb gestellt hatte, grinste achselzuckend in die Runde und schloss Daniels Ketten auf. »Nichts für ungut, Waringham. Es sah völlig eindeutig aus.«
    John nickte. Sir Randolph stand im Dienst des Earl of Salisbury und war nur zufällig zusammen mit Scrope für den Wachdienst eingeteilt gewesen. Von dessen bösem Spiel hatte er gewiss nichts gewusst.
    Sir Randolph nahm die schwere Kette in die Linke und drosch Daniel mit der Rechten auf die Schulter. »Nimm dich in Acht, Söhnchen. Irgendwer will dir was am Zeug flicken.«
    Der Junge senkte verlegen den Blick.

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