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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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»Danke, Sir.«
    John nahm ihn unsanft am Arm, und kaum hatten sie Somersets Zelt betreten, ließ er ihn los und ohrfeigte ihn links und rechts. »Was fällt dir ein, du Halunke?« Zwei weitere Ohrfeigen folgten. »Ich hatte dir verboten, in die Stadt zu gehen, richtig?«
    Daniel summte der Kopf. Er nickte.
    »Hätte ich doch nur den Mund gehalten und zugelassen, dass sie dir das Fell gerben! Vielleicht hättest du dann endlich Gehorsam gelernt, du Lump!«
    Er hob wieder die Hand, aber Tudor fing sie ab. »Komm schon, Waringham, das reicht. Der Bengel hat den Schreck seines Lebens gekriegt, das ist Strafe genug. Im Übrigen hat er vier Monate lang französisches Blut von deiner Rüstung gekratzt und deine miserable Laune ausgehalten, ohne sich je zu beklagen. Vermutlich war er der Ansicht, er habe mal ein bisschen Spaß verdient.«
    »Misch dich nicht ein«, knurrte John unwirsch, bedachteDaniel nochmals mit einem finsteren Blick, ließ ihn aber zufrieden.
    Tudor zwinkerte dem Jungen verstohlen zu und ließ sich in einen von Somersets komfortablen Sesseln fallen. »Was für eine Natter Scrope ist«, murmelte er angewidert.
    Somersets Knappe Simon, der damit beschäftigt war, die Habe seines Herrn zusammenzupacken, und die Szene wortlos beobachtet hatte, bemerkte nun: »Er hat Daniel in die Stadt hinaufgeschickt.«
    »Wer?«, fragten die drei Männer wie aus einem Munde.
    Simon stopfte ein zusammengerolltes Paar Hosen in Somersets Helm und legte ihn in die aufgeklappte Truhe. »Sir Arthur Scrope. Mit einer Nachricht für Lord Waringham.«
    John wandte sich an seinen Knappen. »Was für eine Nachricht?«
    Daniel hob kurz die Schultern, ohne seinen Blick zu erwidern. Er war immer noch kränklich blass. »Keine Ahnung, Sir. Es war ein gefalteter Pergamentbogen. Nicht versiegelt, aber ich dachte, es gehört sich nicht, nachzuschauen.«
    »Warum hast du keinen Ton davon gesagt?«, fragte John.
    Daniel schüttelte den Kopf, schlug plötzlich eine Hand vor den Mund und rannte hinaus.
    »Armer Kerl«, murmelte Somerset. »Das ist kein Wunder, weiß Gott. So eine Geschichte würde wohl jedem auf den Magen schlagen.«
    »Er hat sich hervorragend gehalten«, meinte Tudor.
    »Was ist denn passiert?«, fragte Simon besorgt.
    Somerset berichtete seinem Knappen in einiger Ausführlichkeit von dem ungeheuerlichen Vorfall, und kaum hatte er geendet, kam Daniel zurück. Leise schlüpfte er durch den Eingang, als wünsche er sich, er wäre unsichtbar, und begann, die Siebensachen seines Herrn einzusammeln.
    John beobachtete ihn ein Weilchen, dann gab er sich einen Ruck. Er schenkte Wein in einen Becher und brachte ihn dem Jungen. »Hier. Trink das. Und setz dich hin. Das Packen hat bis morgen Zeit.«
    Daniel warf ihm einen verwunderten Blick zu, kam aber beiden Aufforderungen dankbar nach. Seine Knie kamen ihm butterweich vor, und ihm war immer noch schlecht.
    »Tut mir Leid, Junge«, murmelte John.
    Der Knappe hob plötzlich den Kopf und grinste. Es wirkte ein wenig geisterhaft, und trotzdem sah er seinem Vater mit einem Mal ähnlicher denn je. »Schon gut, Sir. Master Tudor hatte ganz Recht. Ich wollte in die Stadt. Wer weiß, vielleicht wär ich auch ohne Scropes Befehl gegangen.«
    »Oh, was bist du nur für ein Esel«, schalt Tudor. »Warum in aller Welt hast du das jetzt zugegeben? Du standest so gut da als zu Unrecht gemaßregeltes Unschuldslamm. Aber statt sein schlechtes Gewissen auszunutzen und ein paar Pennys oder einen freien Tag oder sonst irgendetwas herauszuschinden, wirfst du deine Chance einfach weg. Ich bin schwer enttäuscht, Daniel.«
    Alle lachten, aber insgeheim war John stolz auf seinen Knappen. »Daran kannst du sehen, dass er ein Waringham ist. Nicht immer übermäßig klug, aber aufrichtig. Das ist eine der wenigen Tugenden, die Raymond zu vererben hat.« Er legte Daniel kurz die Hand auf die Schulter.
    Hastig griff der Junge nach dem Becher und trank, damit niemand seinen Gesichtsausdruck sehen und erraten konnte, was dieser Augenblick ihm bedeutete. Es war das erste Mal, dass John ihn einen Waringham genannt hatte.
     
    Das kleine Haus der Königin am Rande des Lagers war nicht viel mehr als eine Blockhütte, und seine ländliche Schlichtheit erinnerte John ein wenig an die unbeschwerten Tage von Kennington. So wie dort ging es auch hier beim Essen eher ungezwungen zu. König Charles und Königin Isabeau speisten heute Abend nicht an der Tafel ihrer Tochter, und so waren lediglich König Harry, seine Brüder

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