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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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konnte es einfach nicht dabei bewenden lassen.
    Die Prügelstrafe gehörte zum Armeealltag. Es verging kaum ein Tag, da nicht irgendeiner der einfachen Soldaten anden eigens zu dem Zweck errichteten Pfahl gebunden wurde und die Peitsche zu spüren bekam. Es war die einfachste und wirksamste Methode, um in diesem Haufen rauer Gesellen Disziplin zu halten, denn die Männer fürchteten sich davor. Die weniger hart gesottenen schrien, dass man es im ganzen Lager hörte, aber in der Regel mussten sie auf Johns Mitgefühl verzichten. Meist waren sie betrunken oder überhaupt nicht zur Wache erschienen, hatten einen Kameraden bestohlen, französische Frauen vergewaltigt, eine Scheune geplündert oder Befehle verweigert – sie waren Gesindel und hatten nichts Besseres verdient. Doch für einen unschuldigen Jungen war es ein zu hartes Los.
    John sammelte seinen Mut. »Sire, ich weiß, die Umstände sprechen gegen ihn, aber ich bin von Daniels Unschuld überzeugt.«
    »Wie erklärt Ihr Euch dann, dass das Reliquiar in seinem Beutel war?«
    John konnte sich im letzten Moment davon abhalten, Scrope anzuschauen. Er wusste, es wäre ein Fehler gewesen. Stattdessen hob er hilflos die Schultern. »Das ist mir unmöglich. Vielleicht … vielleicht hat der Dieb es ihm unbemerkt zugesteckt, um selbst dem Risiko der Entdeckung zu entgehen, in der Absicht, es ihm später wieder abzunehmen. Vielleicht hat einer der anderen Jungen ihm einen Streich spielen wollen, aber …«
    Der König erhob sich ungeduldig und winkte ab. »Das ist reine Spekulation.« Er wandte sich zum Gehen.
    »Sire … ich verbürge mich für meinen Knappen«, stieß John verzweifelt hervor.
    Harry blieb noch einmal stehen und schaute ihn an. Einen Moment schien er zu schwanken. Dann schüttelte er den Kopf. »Es tut mir Leid, John. Vor einem Jahr hätte Euer Wort mir vielleicht genügt. Aber … die Dinge haben sich geändert.«
    John war nicht beleidigt. Erst jetzt verstand er wirklich, wie tief er den König persönlich gekränkt hatte. Harry hatte ihm von dem Moment ihrer ersten Begegnung an immer seinebesondere Aufmerksamkeit und Freundschaft geschenkt. Johns Ehe mit Juliana musste ihm daher als ein gänzlich unbegründeter Akt der Rebellion erscheinen, den er umso weniger nachvollziehen konnte, als er seit dem Tag seiner Krönung persönliche Wünsche immer hinter die Interessen seines Landes gestellt hatte.
    »Dann verbürge ich mich für Daniel«, sagte Somerset entschlossen und trat neben John.
    Arthur Scrope konnte sich nicht länger beherrschen. »Das ist doch nicht zu fassen«, knurrte er wütend. »Was geht Euch diese Geschichte an, Mylord of Somerset?«
    »Und was geht sie dich an, Scrope?«, konterte Owen Tudor abfällig.
    »Was hast du überhaupt hier verloren, du hergelaufener walisischer Lauchfresser …«
    »Mäßigt Euch, Sir Arthur!«, donnerte der König. Alle Anwesenden fuhren leicht zusammen, woraufhin er zufrieden nickte. Dann wandte er sich an seinen jungen Cousin: »Erklärt Euch, Somerset. Was könnte Euch veranlassen, für diesen Knappen einzutreten?«
    »Ich habe ihn beinah ein halbes Jahr lang erzogen und ausgebildet, während John sich in Jargeau für König und Vaterland die Knochen brechen ließ …«
    »Somerset!«, protestierte John entsetzt.
    »… und anschließend in Troyes das Herz der Prinzessin gewonnen hat, dieses Mal nur für den König, weniger für das Vaterland. Wir wollen all diese Dinge über seinen kleinen Fehltritt, der wirklich nicht von solch großer Bedeutung ist, Sire, ja vielleicht doch nicht völlig vergessen, nicht wahr? In all der Zeit war Daniel mein zweiter Knappe, und ich habe ihn auf mehr Proben gestellt, als er je gemerkt hat. Ich kenne ihn. Er ist ein Draufgänger und tut längst nicht immer, was man ihm sagt. Aber er ist weder ein Lügner noch ein Dieb.«
    Der König hob die Linke. »Moment. Einen Augenblick. Was ist damals in Jargeau geschehen, John?«
    John stierte zu Boden und schwieg beharrlich.
    »Er redet nicht darüber«, vertraute Somerset seinem Cousin an.
    »Was Ihr nicht sagt. Aber zufällig bin ich der König, also werde ich Mittel und Wege finden, es ihm zu entlocken.« Für eine leere Drohung klang es erstaunlich unheilvoll.
    John räusperte sich nervös. »Können wir das vielleicht vertagen, Sire?«
    »Ja, ich meine auch, die Aufklärung dieses Diebstahls ist von größerer Dringlichkeit«, bekundete Gloucester steif, offensichtlich verschnupft, dass ihm das Heft hier so gänzlich aus

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