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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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verständnislosen und gleichzeitig wütenden Blick zu.
    »Tut mir Leid«, raunte John ihm im Vorbeigehen zu. »Ich erklär’s Euch später …«
    »Warum?«, fragte Harry, als sie Seite an Seite zum Kommandozelt eilten.
    »Sie sagen, er habe Kircheneigentum gestohlen.«
    Der König wandte den Kopf und sah ihn kurz an, sagte aber nichts mehr, bis sie das Zelt betraten.
    Die Szene dort hatte sich kaum verändert. Daniel kniete immer noch vor dem Duke of Gloucester und kauerte sich furchtsam zusammen, während der Herzog und Somerset einander mit finsteren Blicken maßen. John erfuhr später, dass Somerset Zweifel an Gloucesters Verstand geäußert hatte, unmittelbar bevor er mit dem König zurückgekommen war.
    »Humphrey, was geht hier vor?«, fragte Harry brüsk.
    Gloucester schüttelte seufzend den Kopf. »Ich bedaure, dass Ihr mit dieser Lappalie behelligt werdet, Sire.«
    »Wieso?«, fragte sein Bruder, es klang ehrlich erstaunt. »Ist es nicht eine der obersten Pflichten eines Königs, Recht zu finden und zu sprechen?«
    John atmete verstohlen auf. Er hatte gewusst, dass Harry dieser Aufgabe in der Tat große Bedeutung beimaß. Und er schämte sich, weil er für einen Moment gezweifelt hatte, dass der König sich der Sache annehmen würde, nur weil er derzeit nicht gut auf seinen einstigen Ritter zu sprechen war. Die Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten ihn eigentlich lehren sollen, dass dieser König zu jeder Zeit ein offenes Ohr für die Rechtssuchenden hatte.
    »Im Übrigen würde ich das Leben eines jungen Menschen nicht als Lappalie bezeichnen«, fügte Harry hinzu. Der Vorwurf in seiner Stimme war sanft, aber unüberhörbar.
    In diesem Moment betrat Arthur Scrope mit einem hageren, lang aufgeschossenen Priester das Zelt.
    Der König wandte sich mit einem höflichen Lächeln an den Geistlichen. »Es tut mir Leid, dass man Euch herbemüht hat, Vater. Aber Eure Dienste werden nicht benötigt. Hier wird heute niemand hingerichtet.«
    Johns Erleichterung war so überwältigend, dass sein Herz einen Schlag aussetzte und ihm für einen Augenblick schwindelig wurde.
    Weil der König gerade nicht hinschaute, verdrehte Gloucester mutig die Augen. »Sire«, begann er dann scheinbar geduldig. »Dieser Knappe ist ein Kirchendieb. Ich war der Auffassung, Eure Gesetze für diesen Fall seien eindeutig.«
    Harry fuhr zu ihm herum. »Und ich war der Auffassung, es sei klar, dass wir keine Kinder aufhängen!«
    Gloucester erkannte, dass sein königlicher Bruder unzufrieden mit ihm war, und wie aus eigenem Antrieb wanderte der Nagel seines linken Zeigefingers zwischen seine Zähne.
    Harry umrundete John und seine Freunde, die beiden Ritter und den Beschuldigten, der ihn nicht anzuschauen wagte, undsetzte sich in den Sessel, welcher der traurigen Gruppe genau gegenüber stand.
    »Sieh mich an, Daniel.«
    Wie bringt er es nur fertig, sich all die Namen zu merken?, fuhr es John durch den Kopf. Der König kannte Hunderte Männer mit Namen, nicht nur seine Lords und Ritter, sondern auch viele Knappen und einfache Soldaten.
    Daniel hob den Kopf. Sein Atem hatte sich ein wenig beschleunigt, und er blinzelte einige Male.
    »Hast du etwas gestohlen?«
    Wieder schüttelte der Knappe heftig den Kopf. »Nein, Sire.« Die Stimme klang belegt und dünn – nicht sehr überzeugend, dachte John nervös.
    Harry sah wortlos zu Gloucester.
    »Sir Arthur hier und Sir Randolph kontrollierten jeden unserer Männer, die aus der Stadt herunterkamen, mein König, wie Ihr befohlen habt. Das hier wurde im Beutel des Jungen gefunden.« Gloucester nahm den kleinen Gegenstand vom Tisch, legte ihn auf die ausgestreckte Hand und hielt ihn Harry zur Begutachtung hin. Selbst im schummrigen Licht der einzelnen Öllampe auf dem Tisch sah man die Edelsteine funkeln. »Ein Fingerreliquiar des heiligen Laurentius«, erklärte er ehrfürchtig.
    Der Schutzheilige aller Ischias-Geplagten, erinnerte sich John. Dieses Reliquiar hätte der Bischof sicher gern gehabt …
    Harry betrachtete es eingehend, dann sah er auf den gefesselten Jungen hinab, der längst wieder zu Boden starrte. Schließlich schaute der König zu John. »Euer Knappe ist ein Dieb und ein Lügner, Sir, und für beides wird er gezüchtigt. Ich hoffe, Ihr seid zufrieden.« Es klang sehr kühl. Ehrloses Verhalten von Knappen warf kein gutes Licht auf deren Herrn.
    John senkte scheinbar demütig den Kopf. Er wusste, er hätte Gott und dem König auf Knien danken sollen für dieses Urteil, aber er

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