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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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und Vertrauten versammelt. Die Tafel wies indessen ein makellos weißes Tischtuch auf, und die Speisen waren erlesen. Ganz anders als die beinah ungenießbare Feldküche von einst.
    John, der so lange von diesem inneren Kreis ausgeschlossen gewesen war, fielen auch noch einige andere Veränderungen auf: Harry und Katherine saßen auf Sesseln, die mit golddurchwirktem Brokat bezogen und so prunkvoll waren, dass sie geradezu thronartig wirkten. Und die augenfälligste Veränderung war natürlich die Königin selbst. Nach all der Zeit traf ihre Schönheit ihn wieder aufs Neue. Es war wie ein Schock. Seine Hände wurden kalt, seine Beine schwach, und er hatte Mühe, sie nicht anzugaffen.
    Dem König schien es nicht viel besser zu ergehen, obwohl er an ihren Anblick inzwischen doch hätte gewöhnt sein müssen. Nur mit einem Ohr lauschte er den gemurmelten Ausführungen seines Bruders Clarence, den Blick unverwandt auf seine Gemahlin gerichtet, und seine Augen leuchteten. Er sprach allerdings nur selten mit ihr. John mutmaßte, dass weder sein Französisch noch ihr Englisch große Fortschritte gemacht hatten, und er fragte sich, wie sie zurechtkamen, wenn sie allein waren.
    Zu seiner Überraschung war die Königin offensichtlich erfreut, ihn zu sehen. »Jean! Wo habt Ihr nur so lange gesteckt? Wieso wart Ihr nicht bei unserer Vermählung?«
    Anscheinend hatte ihr niemand brühwarm erzählt, dass er in Ungnade gefallen war, erkannte John erleichtert. Die Sprachbarriere hatte unzweifelhaft ihre Vorteile. »Das bedauert niemand mehr als ich, Madame. Leider hatte ich daheim ein neues Amt angetreten und war unabkömmlich.«
    Sie bestand darauf, dass er ihr gegenüber Platz nahm. Tudors eifersüchtiger Blick entging John nicht, aber auch der Waliser wurde aufgefordert, sich in ihre Nähe zu setzen, und mit einem erleichterten Lächeln glitt er neben John auf die Bank.
    »Wie geht es meiner Comtesse, Jean?«, fragte Katherine ihn schließlich. »Ist sie glücklich in Eurem schönen Kent, von dem Ihr mir so vorgeschwärmt habt?«
    »Das solltet Ihr lieber meinen Bruder fragen«, antwortete er ausweichend.
    »Nun, das ist unmöglich, weil der nichts als Eure abscheuliche Krächzsprache spricht, genau wie Arry.«
    Tudor musste so lachen, dass er um ein Haar seinen Wein ausgespuckt hätte.
    Die junge Königin lächelte nachsichtig, beinah spitzbübisch über seinen komischen Hustenanfall, fuhr dann aber an John gewandt mit gestrenger Miene fort: »Also frage ich Euch, Jean.«
    John legte die Hasenkeule aus der Hand. »Nein, Madame. Ich glaube nicht, dass die Comtesse in Waringham besonders glücklich ist. Alle dort geben sich Mühe, damit sie sich heimisch fühlt, aber bei meiner Abreise hatten diese Bemühungen noch keine Früchte getragen.«
    Sie lauschte mit besorgt gerunzelter Stirn. »Denkt Ihr, ich sollte sie an den Hof holen, wenn ich nach England komme?«, fragte sie.
    »Ich bin sicher, sie vermisst Euch schmerzlich«, antwortete er wahrheitsgemäß.
    Katherine warf einen nachdenklichen Blick auf Raymond, der zwischen Gloucester und Salisbury saß und diese mit einer – wahrscheinlich schlüpfrigen – Geschichte erheiterte. »Im Grunde wäre es naheliegend, da ihr Gemahl ja ständig mit Arry im Krieg ist«, murmelte Katherine.
    John trank aus dem Becher, den er mit Tudor teilte, sagte aber weiter nichts zu dem Thema. Er hatte seine Saat ausgebracht. Die Zeit würde zeigen, ob sie Früchte trug.
    »Denkst du, dein Bruder wird dir besonders dankbar sein, wenn er erfährt, dass du seine Frau quasi an den Hof geschickt hast?«, raunte Tudor ihm zu.
    »Ganz bestimmt«, antwortete John ebenso verstohlen. »Ihr letztes trautes Beisammensein hat beinah in einem Blutbad geendet.«
    Tudor betrachtete ihn einen Augenblick von der Seite und bemerkte dann: »Er kann sich wahrlich glücklich schätzen, dass er dich hat. Du regelst mehr als seinen Gutsbetrieb, scheint mir.«
    »Du solltest meine Selbstlosigkeit nicht überschätzen«, gab John trocken zurück. »Je weniger Raymond und die Comtessevoneinander sehen, desto größer die Chance, dass sie nie einen Sohn zeugen.«
     
    Das zweisprachige Tischgespräch verlief heiter. Der Erfolg der langen Belagerung stimmte Harry und die Lords übermütig, und sie redeten über Paris und vor allem über England. Viele der Männer hier waren genauso lange nicht zu Hause gewesen wie der König, und ebenso wie er konnten sie es kaum erwarten.
    »Und was habt Ihr für Pläne, John?«, fragte Harry

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