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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Versuch es aus politischer, nicht aus persönlicher Sicht zu betrachten. Und politisch ist dies der beste Ausgang, den wir uns wünschen konnten: Der Dauphin ist diskreditiert, die Jungfrau auf Nimmerwiedersehen verschwunden, und deine Kommandanten erobern zurück, was sie uns gestohlen hat. Bald können wir Henry nach Paris führen und krönen. War es nicht das, was wir wollten?«
    Bedford nickte. Aber alle konnten sehen, dass er mit dem Ausgang der Ereignisse unzufrieden war.
     
    Und Bedford war nicht der Einzige. Im Laufe der nächsten zwei Tage wurde heftig darüber debattiert, was nun weiter mit Jeanne geschehen sollte. Die beiden Dominikanerpater, die seit ihrer Verurteilung fast ständig bei ihr waren, um für ihr spirituelles Wohl zu sorgen, forderten, man solle die Jungfrau schnellstmöglich in ein kirchliches Gefängnis überstellen, wie es sich in einem solchen Fall gehörte.
    Doch Cauchon lehnte ab. Als die Pater sich nach dem Grund erkundigten, erklärte er, er wolle die Engländer nicht verstimmen. Aber auch er selbst war noch nicht fertig mit der Jungfrau, die ihn gedemütigt, ihm seine Stadt gestohlen und ihn zum Narren gemacht hatte.
    »Wir können sie nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag in Rouen verwahren, Mylord Bischof«, erklärte Bedford verdrossen, der mit Raymond of Waringham, dem Earl of Warwick und den beiden höchsten Anklägern in der Kapelle zusammenstand. »Wie sollen wir sichergehen, dass der Dauphin nicht doch eines Tages versucht, sie zu befreien?«
    »Wenn er das vorhätte, hätten wir es längst gemerkt«, warf Raymond unbekümmert ein. »Er ist und bleibt ein jämmerlicher Feigling.«
    »Vielleicht, aber nicht jeder seiner Adligen und Ritter ist ein Feigling«, gab Warwick zu bedenken. »Er mag die Jungfrau fallen gelassen haben, aber sie hat immer noch viele Freunde an seinem Hof.«
    »Es ist ein verfluchtes Unglück, dass wir sie nicht einfach hinrichten und einen Schlussstrich unter diese leidige Geschichte ziehen können«, murmelte Bedford.
    Bischof Cauchon hob kurz die Hände. »Nun, wenn Ihr das wirklich wollt, ist es ja noch nicht unbedingt zu spät, nicht wahr?«
    Die drei Engländer und sein Amtskollege sahen ihn verwundert an.
    »Würdet Ihr uns erklären, wie Ihr das meint?«, bat Warwick.
    Cauchons Miene war unbewegt, aber seine wässrigblauen Augen funkelten. »Ein Geständnis kann widerrufen werden, Mylord. Und eine verurteilte Ketzerin, die rückfällig wird, gilt als unbelehrbar, wie Ihr sicher wisst. Die Kirche übergibt sie dem weltlichen Gesetz. Das seid Ihr.«
    »Aber das weiß auch Jeanne«, wandte Bedford ein. »Sie mag sich in der Märtyrerrolle großartig vorkommen, aber sie hängt offensichtlich an ihrem erbärmlichen Leben. Sonst hätte sie nicht klein beigegeben. Also was sollte sie plötzlich veranlassen, es wegzuwerfen?«
    »Tja.« Cauchon zuckte die Schultern, als sei er ratlos. Aber sie alle merkten, dass er einen Plan hatte. »Vielleicht könnte etwas geschehen, das sie umstimmt. Sie beispielsweise zu der Überzeugung bringt, dass ihre angebliche Tugend einfach nicht sicher ist, solange sie Frauenkleider trägt. Sollte sie morgen früh wieder ihre schamlosen Männergewänder anlegen – die, wie ich zufällig weiß, immer noch in ihrem Verlies liegen –, würde das als Beweis ihrer Rückkehr zur Sünde vollkommen ausreichen, nicht wahr?« Mit einem milden Lächeln sah er derReihe nach in die ungläubigen Gesichter. »Und nun wünsche ich Euch eine angenehme Nachtruhe, Mylords. Möge der Friede des Herrn alle Zeit mit Euch sein.«
    Die drei Engländer blieben allein in der Kapelle zurück, und es war lange still.
    »Ich weiß nicht«, murmelte der Duke of Bedford schließlich unbehaglich. »Gibt es keinen besseren Weg?«
    Warwick hob die Schultern und nickte Raymond zu. »Was meint Ihr, Waringham? Euch müsste der Vorschlag des Bischofs doch zusagen. Wollt Ihr nicht gehen und der hübschen Jungfrau die Unschuld rauben? Ist es nicht das, was Ihr am besten könnt und am liebsten tut?«
    Bedford schnalzte missbilligend. »Herrgott, Richard …«
    Mit einem liebenswürdigen Lächeln trat Raymond einen Schritt auf Warwick zu, ballte die Faust und schlug sie ihm mitten ins Gesicht.
    Warwick stieß einen Laut aus, der eher Verblüffung als Schmerz ausdrückte, taumelte zurück und sackte erstaunlich langsam zu Boden.
    »Du verfluchter heuchlerischer Hurensohn«, knurrte Raymond und wollte sich auf ihn stürzen, als zwei kräftige Paar Hände ihn an den

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