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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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hättest du nicht gesagt, dieser Rittertue unrecht und müsse verurteilt werden? Nicht anders verhält es sich mit dir und der Kirche. Gestehe und bereue deine Verfehlungen. Nur so kannst du deine Seele vor der Verdammnis und deinen Leib vor dem Feuer retten …«
    Danach ließen sie Jeanne noch einmal schmoren. In ihrem trostlosen Verlies, allein mit den widerwärtigen Wachen, die sie jetzt zwar zufrieden ließen, aber nie aufhörten, ihr zu drohen und sie zu verhöhnen, hatte sie reichlich Zeit, über das nachzudenken, was Maurice ihr in so eindringlichen Bildern beschrieben hatte: das Büßerhemd, den Pfahl, das Holz, das Feuer in dieser und in der nächsten Welt.
    Nach fünf Tagen war ihr Kampfgeist gebrochen. Als man sie zur ausgeklügelten Zeremonie ihrer öffentlichen Exkommunizierung auf den Friedhof von St-Ouen führte, brach sie zusammen und bekannte sich in allen Anklagepunkten schuldig. Die dicht gedrängte Menge auf dem Friedhof begrüßte dieses tränenreiche Geständnis teilweise mit unzufriedenem Murren, teils mit Seufzern der Rührung. Pierre Maurice hatte offenbar auf diese Wendung gehofft und ließ Jeanne, die für alle Welt sichtbar auf eine erhöhte Plattform gestellt worden war, eine vorbereitete Urkunde reichen:
    »Ich, Jeanne, genannt die Jungfrau, eine unwürdige Sünderin, habe nun erkannt, in welchen Abgrund des Irrtums ich gesunken bin. Durch die Gnade Gottes habe ich zu unserer heiligen Mutter Kirche zurückgefunden. Um zu beweisen, dass ich diese Umkehr nicht halbherzig, sondern aus voller Überzeugung und guten Willens unternehme, gestehe ich, dass ich schwer gesündigt habe, indem ich lügnerisch behauptete, Gott habe sich mir durch seine Engel und die Heiligen Katherina und Margarete offenbart. Ich widerrufe all meine Worte und Taten gegen die Kirche, denn in ihrer Gemeinschaft will ich bleiben und sie niemals verlassen.«
    Ihre Hand bebte, als sie ihr Kreuz unter das Geständnis setzte, doch sie tat es, ohne zu zögern, beinah hastig, so schien es.
    Bischof Cauchon sah aus, als habe er eine Wespe verschluckt.Ihm schien das unerwartete Einlenken der Gefangenen ganz und gar nicht zu gefallen. Doch er erholte sich schnell von seinem Schrecken. »So höre dein Urteil, Jeanne von Domrémy«, hob er mit feierlicher Miene an. »Kraft des uns verliehenen Richteramtes verurteilen wir dich im Namen Gottes und seiner heiligen Kirche zu lebenslanger Haft. Dort sollst du das Brot des Jammers essen und das Wasser des Leides trinken, deine Sünden beweinen und fortan keine weiteren begehen.«
    Jeannes Augen waren starr und geweitet, aber es war, als höre sie kaum, was er sagte. Sie erinnerte John an einen Mann, der nach einem Kampf schwer verwundet und orientierungslos auf dem Schlachtfeld umherirrte und seine Verletzungen nicht zu spüren schien. Sie stand unter Schock.
    »Und darf ich jetzt beichten und die Messe hören?«, fragte sie Cauchon schließlich. Sie hielt sowohl den Blick als auch die Stimme gesenkt, als habe sie nun endlich begriffen, wie sie zu einem ehrwürdigen Bischof zu sprechen hatte.
    Er nickte. »Sobald du deine schamlosen Männergewänder abgelegt hast.«
     
    »Lebenslange Haft?«, fragte der Duke of Bedford aufgebracht. »Und das ist alles ?«
    »Es ist genug«, entgegnete der Kardinal, nahm den Hut ab und fächelte sich damit Luft zu. Es war ein ungewöhnlich warmer Abend für Ende Mai, und die Gerüche, die von der Seine und den feuchten Uferwiesen aufstiegen und durch die Fenster in die Halle geweht wurden, hatten schon die unangenehm faulige Note, die eher für den Hochsommer typisch war.
    »Genug?«, wiederholte sein Neffe aufgebracht. »Was ist mit all den Engländern, die sie auf dem Gewissen hat? Sie schuldet ihr Leben! Hunderte Male.«
    Beaufort war selbst nicht geneigt, die Jungfrau als Soldaten zu betrachten, denn das war sie eben nicht, sondern eine Frau. Also war es Mord, wenn sie jemanden tötete. Dennoch hob er ergeben die Schultern. »In Anbetracht ihres Geständnisses hatte Cauchon gar keine andere Wahl.«
    »Davon habt Ihr kein Wort gesagt, als Ihr uns ein kirchliches Verfahren vorgeschlagen habt!«
    Der Hut hielt mitten in der Fächelbewegung inne, und der Kardinal sah dem Herzog in die Augen. »Entschuldige, dass ich deine juristischen Kenntnisse überschätzt habe.« Und ehe Bedford aufbrausen konnte, fuhr er fort: »Ich verstehe deinen Zorn. Aber wenn wir sie hinrichten, machen wir eine Märtyrerin aus ihr. Wenn wir sie einsperren, wird sie vergessen.

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