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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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Waringham legte keinen Wert auf feines Gehabe oder Bequemlichkeit. Deswegen reiste er nicht mit persönlichen Dienern, Falknern und Pferdeknechten. Sein Gefolge bestand aus Daniel und zwei jungen Knappen. Letztere waren hinausgeschickt worden, um die Pferde zu satteln. Daniel lehnte an der Wand neben Raymonds Quartier und bewachte die Tür.
    John hielt vor ihm an und legte dem jungen Ritter wortlos die Hand auf den Arm. Jenseits der Tür war es ruhig. Nur dann und wann drang ein Laut heraus, und es klang, als verende dort drinnen ein Tier. Qualvoll.
    »Ich glaube … das wird ihn umbringen«, murmelte Daniel beklommen.
    John nickte. »Gut möglich.«
    »Was hat er getan?«
    »Er hat Warwick die Nase blutig geschlagen.«
    »Das hab ich lange kommen sehen. Warum?«
    »Ich habe keine Ahnung, Daniel. Vermutlich war Warwick im Recht und Raymond im Unrecht, aber das ist keine Rechtfertigung für das, was der König getan hat.«
    »Nein, Sir.«
    John fuhr sich kurz mit der Hand über die Stirn. »Bring ihn nach Hause, sei so gut.«
    »Ja. Da kann er dann mit seiner Gemahlin in einen edlen Wettstreit treten: Wer schafft es, sich als Erster zu Tode zu saufen …«
    »Sperrt Eugénie in ein Kloster, wenn sie ihm zusetzt. Das kann er jetzt wirklich nicht gebrauchen. Aber wenn irgendetwas ihm Trost spenden kann, dann ist es Waringham. Das Gestüt. Sein Sohn. Und deine Mutter.«
    »Meine Mutter ist keine hübsche junge Frau mehr, Onkel.«
    »Ich glaube, das macht nichts. Denkst du, du wirst mit ihm fertig?«
    Daniel nickte. Er wirkte bedrückt, aber das war alles. John hingegen hatte das Gefühl, als habe König Henry ihm mit einem plötzlichen Ruck den Boden unter den Füßen weggezogen, und er fiel immer noch. Wie mochte es Raymond erst ergehen?
    Er wartete, bis es hinter der Tür vollkommen still geworden war, dann trat er ein.
    »Raymond?«
    Es war ein schlichtes Gemach ohne allen Komfort, aber mit einem herrlichen Blick auf die Seine und die Felder am jenseitigen Ufer. Raymond stand am Fenster und schaute hinaus. »Sieh dir den Mond an, John.«
    Sein Bruder trat zu ihm, und als er den Vollmond über dem Fluss sah, fuhr er erschrocken zurück. Ein tiefroter Schleier hatte das silbrige Rund verhüllt. »Ein Blutmond …«
    Raymond nickte. Dann wandte er sich zu ihm um. Seine Augen waren gerötet, aber er wirkte gefasst. Und entschlossen. »John, du musst zu der kleinen Jeanne gehen und sie beschützen.«
    Der Jüngere wies aus dem Fenster. »Wie kommst du darauf, dass das etwas mit ihr zu tun hat?«
    Raymond berichtete ihm von Bischof Cauchons abscheulichem Vorschlag und was danach in der Kapelle vorgefallen war. »Sie werden einen finden, der es tut. Jeder Mann auf dieser Burg ist scharf auf die Jungfrau.«
    John nickte. »Ich weiß.« Er selbst war keine Ausnahme.
    »Wirst du dafür sorgen, dass ihr heute Nacht keiner an die Wäsche geht?«, bat Raymond.
    »Sicher.«
    In Wahrheit hätte John ihr lieber den Hals umgedreht. Er konnte nicht fassen, dass ausgerechnet sie der Anlass dieses Zerwürfnisses zwischen seinem Bruder und dem König sein sollte. Das war sie nun wirklich nicht wert. Aber er spürte, dass dieses Versprechen das Einzige war, womit er Raymond im Moment helfen konnte.
    »Und morgen, wenn ich fort bin, sprich mit Kardinal Beaufort. Sag ihm so viel von der Wahrheit, wie du für richtig hältst – du kennst ihn besser als ich. Aber ich weiß, er ist ein anständiger Kerl und wird nichts von Cauchons Plan halten. Darum wird er dafür sorgen, dass sie in ein Gefängnis der Kirche kommt, wo sie sicher ist.«
    »In Ordnung.«
    Dann standen sie da und sahen sich ratlos an, immer noch erschüttert.
    »Ich muss los«, sagte Raymond schließlich. »Sonst lässt die kleine Kröte mich noch einsperren.«
    Die kleine Kröte … »Er ist der König, Raymond. Und er ist Harrys Sohn. Ich bin überzeugt, er wird sich besinnen.«
    »Das bist du nicht, ich seh’s an deinem Gesicht. Er schlottert vor Warwick, und schon allein deswegen wird er sein Urteil nicht zurücknehmen. Sei’s drum. Ich bin gar nicht sicher, ob ich noch gewillt wäre, meine Knochen für ihn aufs Schlachtfeld zu tragen. Ich werde alt, John. Zu alt, um mich den Launen eines altklugen, frömmelnden Bengels zu unterwerfen, der auch in zwanzig Jahren nicht halb so ein Mann sein wird wie sein Vater.«
    Es waren der Zorn und die Kränkung, die aus Raymond sprachen, aber seine Worte drückten Johns heimliche schlimmste Befürchtung aus.
    Seufzend klopfte der

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