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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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wie die meisten einfachen Soldaten am Hof fürchteten sich die Wachen vor dem Kardinal, dessen Miene immer so undurchschaubar war, dessen Macht man nie sehen konnte und der dennoch den König, dessen Kronrat und Verbündete zu beherrschen schien wie kein Zweiter. Kardinal Beaufort war ihnen unheimlich.
    John wandte sich ab, doch die Gefangene flehte: »Oh, geht nicht fort, Monseigneur. Bitte, bitte, bitte geht nicht gleich wieder fort.«
    »Du hast von diesen Männern nichts mehr zu befürchten«, versicherte er ihr.
    »Vielleicht nicht.« Sie hatte offenbar ihre Zweifel. »Aber Ihr seid seit Wochen der erste Mensch, den ich sehe, der meine Sprache spricht. Außer meinen Anklägern, meine ich. Der erste, der mir geholfen hat.«
    John schüttelte langsam den Kopf. »Erwarte kein Mitgefühl von mir, Jeanne.«
    »Warum nicht?«, fragte sie trotzig. »Was hätte ich Euch je getan?«
    »Du hast gegen deinen König rebelliert, der zufällig auch der meine und mir teuer ist, Truppen gegen ihn geführt …«
    »Ich habe meinem König die Krone aufgesetzt!«
    »Der Mann, den du so nennst, ist ein Usurpator. Und eine widerwärtige Kreatur obendrein.«
    »Wie wollt Ihr das wissen?« Es klang angriffslustig; sie hatte sich offenbar schnell von dem Schrecken erholt. »Ihr kennt ihn doch gar nicht!«
    »Doch, Jeanne. Ich kenne ihn. Und die Tatsache, dass er seit deiner Gefangennahme keinen Finger gerührt hat, um dir zu helfen, sollte dir zu denken geben, meinst du nicht?«
    Sie schüttelte wild den Kopf, so wie Kate es tat, wenn sie ein Vergehen leugnete, dessen sie längst überführt war. »Meine Stimmen haben mir gesagt, er ist der König, und Gott liebt ihn!«
    John seufzte. »Natürlich. Deine Stimmen. Haben sie dir auch gesagt, du sollst das Pferd des Bischofs von Senlis stehlen?«
    Jeanne schien erschrocken über den unvermittelten Themenwechsel, winkte dann aber ungeduldig ab. »Es taugte nichts.«
    »Und dennoch war es seins, nicht wahr?« John stellte einen Stiefel auf einen Mauervorsprung, verschränkte die Arme auf dem Oberschenkel und beugte sich ein wenig vor. »Und haben deine Stimmen dir befohlen, deinem Gefangenen, Francquet d’Arras, erst das Leben zu versprechen, sein Lösegeld festzusetzen und ihn dann doch als Verräter hinrichten zu lassen? Haben sie dir richterliche Gewalt über Leben und Tod verliehen, Jeanne?«
    Sie wich ganz an die Wand zurück und zog die Schultern hoch, als fühle sie sich von ihm bedrängt, entgegnete aber hitzig: »Ich habe nie etwas anderes als das Werk des Herrn getan!«
    Sie hat Schneid, fuhr es John durch den Kopf, da hat Raymondwirklich Recht. Aber die Tatsache allein konnte seine Sympathie nicht wecken. »Das zu beurteilen, überlasse ich deinen kirchlichen Richtern. Und wenn du nur einen Funken Verstand hast, unterwirfst auch du dich ihrem Urteil, bevor sie die Geduld mit dir verlieren. Für mich, Jeanne von Domrémy, hast du dich des Verrats, des Diebstahls und des Mordes schuldig gemacht. Jeder gewöhnliche Mann würde schon für eines dieser Vergehen aufgeknüpft, in Frankreich ebenso wie in England. Aber du nicht. Das ist ungerecht. Und das ärgert mich. Gute Nacht.«
    Er wandte sich brüsk ab und ging hinaus.
    »Ich komme von Gott!«, schrie sie ihm nach. »Ich kenne seinen Willen besser als Ihr, besser als Bischof Cauchon, denn er hat sich mir offenbart. Mir ! Und ganz gleich, was ihr mit mir tut, er wird euch aus Frankreich verjagen. Denn das ist sein Wille. Ich bin nur sein Werkzeug!«
    »Fahr zur Hölle«, knurrte John und legte einen Schritt zu, um Jeannes unmelodischem Gezeter schnellstmöglich zu entkommen.
     
    Doch es war nur noch ein letztes Aufbäumen.
    Am neunzehnten Mai wurde Jeanne noch einmal in die Kapelle der Burg geführt, welche als Gerichtssaal diente, und in zwölf Anklagepunkten schuldig gesprochen. Pierre Maurice, einer der Pariser Gelehrten, verlas die Schrift und erklärte Jeanne deren Bedeutung. Er war ein junger, gut aussehender Mann mit feurigen schwarzen Augen und der erste der Ankläger, welcher wohlwollend und in Güte zu ihr zu sprechen schien:
    »Dies ist deine letzte Gelegenheit, Tochter. Kehre um, rette deine Seele und komm heim in den schützenden Hafen der Kirche, die deine heilige Mutter ist. Das ist es, was wir dir befehlen, Jeanne, denn es ist Gottes Wille. Und überlege gut: Wäre ein Ritter an den Hof deines Königs gekommen und hätte sich geweigert, sich ihm zu unterwerfen, seine Befehle und die seiner Amtsträger zu befolgen,

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