Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
Sturmböen zerrten an den Rosenzweigen. Eine weiße und eine rote Blüte verfingen sich ineinander, schienen sich regelrecht zu umschlingen, verwelkten dann vor seinen Augen, und ihre Blätter fielen lautlos ins Gras, während ein Blitz aufflammte und der erste Donner krachte.
    John fuhr keuchend aus dem Schlaf und riss die Augen auf. Der Blitz war immer noch da, stellte er fest, und er kniff dieLider gleich wieder zu. Die Helligkeit schmerzte. Es hämmerte in seinen Schläfen.
    »John! Oh, bei allen Knochen Christi …«
    Raymond? Wohl kaum. Offenbar träumte er immer noch. Er wusste nicht mehr, wo er sich befand. Manchmal war ihm, als sei er eingesperrt, aber Victor de Chinon kam niemals.
    Er spürte einen Becher an den Lippen. Endlich hat einmal jemand eine brauchbare Idee, dachte er. Er verging vor Durst. Er öffnete die aufgesprungenen Lippen und trank, legte die Hand auf jene, die den Becher hielt, damit der ja nicht zu früh abgesetzt wurde.
    Dann konnte er nicht mehr schlucken, schob die Hand weg und schlug die Augen auf. »William Durham?« Das wurde immer verrückter. Durham war einst ein Ritter, später ein Vasall seines Vaters gewesen. Und inzwischen war er … Was war er doch gleich …
    Johns Kopf dröhnte. »Sheriff von Kent«, nuschelte er, sehr zufrieden, dass es ihm wieder eingefallen war.
    »Ganz recht, Sir John.« Durham tauschte einen erleichterten Blick mit Raymond. Eben hatte er für einen Moment gedacht, sie kämen zu spät. »Euer Bruder hat mich mit hergebracht, damit wir Euch ganz offiziell hier rausholen können. Denn ich vertrete im Namen des Königs das Gesetz in Kent und niemand sonst. Ganz bestimmt nicht Arthur Scrope, dieser verfluchte Bastard …«
    John hatte keine Ahnung, wovon Durham sprach. Er driftete. Das Licht der Fackel verschwamm und wurde trüb. »Wo ist Somerset?«, fragte er.
    Raymond musste heftig schlucken. Er kniete sich neben seinen Bruder ins Stroh und ergriff seine Linke. Die Hand glühte. »Ich bring dich nach Hause, John.«
    Der Jüngere nickte. »Gut. Ich wollte immer in Waringham begraben werden.«

Waringham, März 1432
    D er Puls wird kräftiger«, sagte Liz. »Oh, heiliger David, lass es wahr sein«, murmelte Tudor.
    »Ich kann noch nichts versprechen«, entgegnete Liz auf ihre etwas brüske Art, die sie immer dann an den Tag legte, wenn sie es mit einem wirklich schweren Fall zu tun hatte. »Aber er ist auch nicht mehr so bleich wie heute früh. Die Haut nicht mehr so klamm. Hier, fühlt selbst.«
    Tudor legte John die Hand auf die Stirn. »Du hast Recht.« Der Kranke hatte immer noch Fieber. Aber zum ersten Mal seit einer Woche sah er nicht todgeweiht aus. »Liz, du hast ein Wunder vollbracht.«
    »Wunder überlasse ich Gott und seinen Heiligen«, gab sie entschieden zurück. »Ich beschränke mich auf die Dinge, auf die ich mich verstehe: harte Arbeit und Geduld.«
    Johns heilkundige Tante Agnes hatte sie gelehrt, wie man dieses gefürchtete Winterfieber behandelte, das manche Heiler auch Lungenfieber nannten. Es war weiß Gott harte Arbeit: Man musste den Leib des Kranken mit feuchten Tüchern kühlen, wenn das Fieber brannte, und ihn warm halten, wenn der Schüttelfrost kam. Man musste ihm einen Umschlag aus Drudenmilch um die Brust legen und alle drei Stunden erneuern. Ein Kohlebecken musste beständig mit einem Sud aus Fichtennadel, Thymian und Wacholder übergossen werden, damit die Luft im Krankenzimmer warm und feucht blieb und die heilenden Dämpfe in die Atemwege des Kranken eindringen konnten. Nicht zuletzt musste man ihm unaufhörlich Tee aus kleiner Bibernelle, Brunnenkresse und Quecke einflößen. Mit alldem durfte man niemals nachlassen, weder Tag noch Nacht, solange es eben dauerte. Die meisten starben trotzdem, und die ganze Mühe war vergeblich.
    »Ein Wunder ist höchstens, dass er bis heute durchgehalten hat«, bemerkte Liz nach einem kurzen Schweigen. »Das ist wohl das einzig Gute am Krieg: Er macht die Männer zäh.«
    »Ihr Frauen schimpft immer auf den Krieg, aber wenn eureMänner ausziehen, streut ihr Blumen auf die Straßen, und einen Helden voller Narben habt ihr alle gern«, neckte der Waliser.
    »Das glaubt Ihr, Master Tudor. Aber ich habe meinen Bruder, meinen Sohn und dessen Vater viele Male in den Krieg ziehen sehen, und ich sage euch: Mir sind Männer lieber, die daheim bleiben und sich darum kümmern, dass ihre Kinder Brot auf dem Tisch haben.«
    Tudor betrachtete sie mit einem anerkennenden Lächeln. »Ich merke, du bist

Weitere Kostenlose Bücher