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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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eine weise Frau, Liz.«
    Sie seufzte. »Wenn ich weise wäre, hätte ich viele Dinge in meinem Leben anders gemacht …«
    »Das glaube ich nicht. Wenn du ein Feigling wärst, vielleicht.«
    Sie fragte sich verwirrt, was dieser Mann über sie wissen mochte, dass er so etwas sagte, aber sie ging nicht darauf ein, sondern bat: »Reicht mir den Becher noch mal, seid so gut.« Dann lachte sie plötzlich. »Nun seht Euch das an. Er hört jedes Wort, das wir sprechen.«
    »Meinst du wirklich?« Es klang halb ungläubig, halb hoffnungsvoll. Seit Tudor Juliana hergebracht und abwechselnd mit ihr und Liz an Johns Krankenbett gewacht hatte, hatte er mehr als einmal geglaubt, er sehe seinen Freund sterben.
    Mit dem Finger wies Liz auf Johns zusammengekniffene Lippen. Dann schob sie die Rechte in seinen Nacken und führte mit der Linken den Becher an seine Lippen. »Ihr könnt meinen Tee trinken oder dürsten, Sir John. Sucht es Euch aus.«
    Johns Mundwinkel verzogen sich für einen winzigen Moment nach oben, und dann trank er.
    Als Liz ihr widerwärtiges Gebräu endlich absetzte, schlug er die Augen auf. Die beiden vertrauten Gesichter, die sich über ihn beugten, erschienen ihm unwirklich. Die Konturen waren zu scharf. Er wusste, wer sie waren, aber er konnte sich keinen Reim auf ihre Anwesenheit machen.
    »Owen.« Seine Lippen formten das Wort, aber er brachte keinen Laut hervor.
    Tudor legte ihm für einen Moment die Hand auf die Schulterund drückte sie untypisch sanft. »Du kommst wieder auf die Beine, Waringham.«
    John antwortete nicht, aber offenbar verriet seine Miene Skepsis.
    »Nein, ich mein’s ernst«, fuhr Tudor fort. »Gestern hätte ich noch keinen Farthing darauf gewettet, aber heute bist du über den Berg. Hier.« Er nahm Liz den Becher aus der Hand. »Trink noch einen Schluck.«
    John drehte den Kopf zur Wand und schlief schleunigst wieder ein.
     
    Als er das nächste Mal aufwachte, merkte er selbst, dass er auf dem Wege der Besserung war. Er blinzelte, verwirrt über die dramatische Veränderung seines Befindens, und stützte sich auf einen Ellbogen.
    Tudor half ihm, sich ein wenig aufzurichten, und stopfte ihm ein Kissen in den Rücken.
    »Danke.« Seine Stimme war rau, regelrecht eingerostet. »Was … tust du hier?«
    »Ich habe deine Frau nach Hause gebracht. Dein Bruder schickte uns einen Boten, aber der hat uns nicht auf Anhieb gefunden. Wir fürchteten schon, deine Beerdigung zu verpassen.«
    John grinste. Es sah geisterhaft aus, weil er so abgemagert war, aber es fühlte sich gut an. Er hatte selbst geglaubt, er werde sterben. Nie hätte er für möglich gehalten, dass man sich so schwach und elend fühlen und trotzdem weiterleben konnte. Er hatte bruchstückhafte, grässliche Erinnerungen an Schüttelfrost und wirre Fieberträume, quälenden Husten und Atemnot. Er fühlte sich immer noch schwach und fiebrig, aber die Erstickungsangst war verschwunden. Er hatte dem Tod – und Arthur Scrope – ein Schnippchen geschlagen.
    »Wo ist Juliana?«, fragte er und räusperte sich.
    »Du solltest besser noch nicht reden«, warnte sein Freund. »Sie hat sich ein paar Stunden hingelegt. Fünf Tage und Nächte hat sie praktisch ohne Pause bei dir gewacht.«
    Es war John ein bisschen peinlich, dass er allen solche Umstände gemacht hatte. »Denkst du, du könntest mir einen Schluck Wasser besorgen?«
    Tudor schüttelte grinsend den Kopf. »Tee.« John stöhnte, aber der Waliser blieb hart. »Wenigstens bis du kein Fieber mehr hast. Liz sagt, wenn du zu früh zu übermütig wirst, stirbst du uns doch noch, und ihre ganze Mühe war umsonst.«
    Folgsam trank John den bitteren Tee. »Ist es Nacht?«
    Tudor nickte. »Die erste richtige Frühlingsnacht. Sternenklar, aber nicht mehr eisig. Der Wind ist beinah mild. Euer Kent ist wahrhaftig ein von Gott gesegnetes Land.«
    »Ja. Und es hat einen fabelhaften Sheriff.«
    »Ich hab gesagt, du sollst nicht reden«, schalt Tudor.
    »Dann mach endlich das Maul auf und erzähl mir, was passiert ist. Was macht Arthur Scrope? Wo ist der Kardinal? Und wo die Königin? Wer hat …«
    »Katherine ist bei Hofe«, fiel Tudor ihm ins Wort.
    Das war gut. John war erleichtert, dass die Königinmutter Henry ein wenig Zeit widmete. Er wusste, der König hatte sich vernachlässigt gefühlt und sie während seiner zweijährigen Abwesenheit schrecklich vermisst.
    Tudor nahm einen Weinbecher vom Tisch, setzte sich in den Sessel am Bett, kreuzte die Füße auf der Bettkante und trank

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