Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
Vom Netzwerk:
fragen, wo sie steckt. Früher oder später wirst du’s mir sagen.«
    »Wenn ich es wüsste, vielleicht.«
    Scrope zeigte wieder sein abscheuliches, träges Grinsen. »Ja, das hätte ich an deiner Stelle jetzt auch gesagt …«
     
    Eine Menge von Johns Blut gefror in dieser Nacht auf dem Kellerboden des Turms. Arthur Scrope war seit jeher ein brutaler Schläger gewesen, und er wusste, wie und wo man seine Fäuste wirksam einsetzte. Aber er war keine Bestie wie Victor de Chinon. Er brach John keine Knochen, und er versuchte auch nicht ernsthaft, ihm zu entlocken, wo Juliana sich aufhielt. Er wollte Genugtuung für alles, was John und die Seinen ihm angetan hatten, aber umbringen wollte er ihn nicht.
    John war nicht verwirrt, als er zu sich kam. Er wusste genau, wo er sich befand und was geschehen war. Verstohlen öffnete er das unversehrte Auge einen Spaltbreit und stellte erleichtert fest, dass Scrope verschwunden war. Zweifellos mit den guten Nachrichten unterwegs nach Dover, wo Gloucester den König erwartete.
    »Ich hoffe, du brichst dir unterwegs den Hals, Arthur Scrope«, murmelte John.
    Er stützte die gefesselten Hände auf den Boden und war verwundert, eine dicke Strohschicht zu ertasten. Behutsam stemmte er sich hoch. Jeder Knochen tat ihm weh, und er stöhnte, weil ja niemand hier war, der es hören konnte, aber alles in allem ging es besser als erwartet. Als er sich in eine sitzende Position gehievt hatte, schaute er sich um. Das Stroh am Boden war nicht die einzige Veränderung: Irgendwer hatte ihm eine raue Wolldecke gebracht und über ihn gebreitet. Eine frische Fackel brannte in der Wandhalterung und beleuchtete einen Holzteller mit Brot und Käse, einen Becher. Gar ein Eimer stand neben der Tür.
    John hängte sich die Decke um die Schultern und zog die Knie an. Appetit verspürte er nicht, aber er war furchtbar durstig. Er hob den Becher hoch und schnupperte. »Bier«, erkannteer fassungslos. »Glückwunsch, Waringham. Das hier ist mit Abstand das komfortabelste Verlies, in dem du je gelandet bist.«
     
    Aber es war auch das feuchteste, vor allem das kälteste Verlies, das er je gesehen hatte. Als er das nächste Mal aufwachte, kündigte sich ein böser Schnupfen an. Es war das Knarren der Tür, welches ihn aus dunklen, wirren Träum riss. John fuhr erschrocken auf und nieste gleichzeitig.
    »Wohlsein.«
    Nicht Arthur Scrope trat mit eingezogenem Kopf durch die Tür, wie John befürchtet hatte, sondern ein rundlicher Mann mit schulterlangem grauen Haar, einem kurzen Bart und einem Kranz tiefer Lachfalten um die Augen. Er reichte John eine dampfende Schale. »Da. Hammeleintopf. Meine Frau hat ihn gekocht, und ich schwöre Euch, Ihr habt nie einen besseren gegessen.«
    John war überwältigt. Was kommt als Nächstes?, fragte er sich. Daunendecken? »Habt vielen Dank, Master …?«
    »Richard Tropnell. Ich bin der Torhüter. Und der großmäulige Fatzke, der Euch hergebracht hat, hat mir befohlen, Euch zu verwahren, bis ich anders lautende Order bekomme. Im Namen des Königs, wollt’ er mir weismachen. Im Namen seiner hochwohlgeborenen Pissnelke, Lord Gloucester, das ist es, was ich glaube.«
    Es geht doch nichts über klare Fronten, dachte John und unterdrückte ein Grinsen. »Da liegt Ihr bestimmt nicht falsch, Master Tropnell.«
    Der Torhüter nickte zufrieden. »Wenn Ihr mir schwört, dass Ihr nicht wegzulaufen versucht, löse ich Euch die Fesseln.«
    John wog Für und Wider ab. »Wie wär’s, wenn ich Euch schwöre, dass ich nur weglaufe, wenn es möglich ist, ohne Euch in Schwierigkeiten zu bringen?«
    »Wie sollte das gehen?«
    »Wenn der großmäulige Fatzke zurückkommt, zum Beispiel.«
    Tropnell grinste verschwörerisch, zückte ein scharfes Messermit abgegriffenem Schaft und durchschnitt den Strick, der Johns Hände fesselte. »Er hat Euch ganz ordentlich zugerichtet, wie?«
    John rieb sich erleichtert die Handgelenke. Es war ein himmlisches Gefühl, sich wieder frei bewegen zu können. »Ordentlich«, bestätigte er und nieste.
    »Verflucht eisig hier unten«, bemerkte der Torhüter.
    John nickte. »Ich will Eure Freundlichkeit nicht ungebührlich strapazieren, aber ich wäre wirklich dankbar für ein Kohlebecken.«
    Tropnell schüttelte den Kopf. »Wir sind arme Leute. So was Vornehmes besitze ich nicht.«
    John ärgerte sich über seine Taktlosigkeit. Er nahm sich vor, in seine Börse zu schauen, sobald er allein war, und festzustellen, ob Scrope ihm seine magere Barschaft gelassen

Weitere Kostenlose Bücher