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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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allmählich seine Hosenbeine durchtränkte, und wartete. Die Fackel, die sein trostloses Verlies erhellte, war beinah ausgebrannt, als die Tür sich öffnete und Arthur Scrope eintrat.
    »Jetzt hab ich endlich Zeit für dich.«
    John stand auf.
    Es gab wohl kaum etwas, das so viel Mut erforderte, wie mit gebundenen Händen einem Feind entgegenzutreten. Es war vielschlimmer, als mit dem Schwert in der Faust vor einer feindlichen Übermacht zu stehen. Auch das war ihm schon passiert und hatte ihm Angst gemacht, aber es hatte ihn auch mit einem wilden Stolz erfüllt. Kämpfend unterzugehen war ehrenhaft. Außerdem nahm der Kampf einen so in Anspruch, dass man die Furcht manchmal ganz abschütteln konnte.
    Dies hier war anders. Es war persönlicher. Sie kannten sich und hassten sich und hatten beide gute Gründe. Dieser persönliche Hass machte die Wehrlosigkeit besonders entwürdigend. Was wird es sein?, fragte sich John. Wieder die Faust in den Magen? Ein Tritt in die Glocken? Ein Schlag ins Gesicht?
    Er zwang ein kleines Lächeln auf seine Lippen und machte einen Schritt auf Scrope zu. Was sonst blieb einem übrig?
    »Wie wundersam dein Schicksal sich gewendet hat, Scrope«, bemerkte er.
    Scrope hielt ein Stück Schinken in der Hand und biss herzhaft ab. »So wie das deine«, antwortete er kauend.
    John hob die Schultern. »Fortunas Launen.«
    »Tja. Jetzt darfst du mal erleben, wie es ist, wenn man ganz unten in ihrem verfluchten Rad hängt.«
    »Das kenne ich schon, weißt du.«
    »Wirklich?« Scrope grinste. »Vielleicht wirst du feststellen, dass du noch nie so weit unten warst wie heute.«
    »Vielleicht.«
    Scrope vertilgte den Rest seines Schinkens und rieb sich die fettigen Finger an den Hosenbeinen ab. »Gloucester wird deinen famosen Kardinal des Verrats beschuldigen.«
    »Ich beglückwünsche Gloucester zu seiner Fantasie und seinem Optimismus. Wirst du mir verraten, wieso er dich aus dem Tower gelassen und offensichtlich wieder ins Herz geschlossen hat? Obwohl du dich doch an seiner schönen Lady Eleanor vergehen wolltest?«
    Ohne jede Vorwarnung schlug Scrope ihm die geballte Rechte ins Gesicht. Er war so schnell, dass John den Kopf nicht rechtzeitig wegdrehen konnte. Die Faust landete auf seinem Auge, und die Braue platzte auf.
    »Ich hab Lady Eleanor niemals angerührt. Ich bin ja nicht wahnsinnig. Deine kleine Schlampe von Frau war’s, mit der ich mich ein bisschen vergnügen wollte. Schließlich schuldete sie mir was, stimmt’s nicht? Und geht sie zu ihrem Gemahl, um sich zu beschweren, auf dass er den Übeltäter fordert, wie es sich gehört? Nein. Anscheinend hat sie dir nicht zugetraut, dass du ihre Ehre – oder das, was in ihrem Fall als Ehre herhalten muss – verteidigen kannst. Sie ist zu ihrem Vater gerannt. Der wiederum wollte die Gefühle seines Töchterchens schonen. Oder deine? Jedenfalls hat er Lady Eleanor erpresst, diese Lügengeschichte zu erzählen.« Er packte John am Schopf und rammte seinen Kopf gegen die Mauer. »Jetzt staunst du, was?«
    John hatte den Mund voller Blut und konnte nicht antworten. Sein Kopf dröhnte. Aber er staunte in der Tat. Und ein so unbezähmbarer Zorn überkam ihn, dass er alle Vernunft fahren ließ, Scrope die gefesselten Fäuste in die Weichteile hieb und ihm gleichzeitig die Stirn vors Kinn rammte.
    Scrope taumelte zurück gegen die Tür und stützte sich an der Mauer ab, um einen Sturz zu verhindern. Er schüttelte den Kopf wie ein begossener Hund und schnitt eine abscheuliche Grimasse, die halb Schmerz, halb Belustigung ausdrückte.
    »Tja, irgendwann hat die schöne Lady Eleanor ihre Furcht vor dem mächtigen Kardinal – der ja immerzu in Frankreich war – abgeschüttelt und Gloucester die Wahrheit gestanden. Der holte mich umgehend aus dem Tower und überschüttete mich mit Gunstbeweisen. Er hatte ein schlechtes Gewissen, wie du dir vorstellen kannst. Es waren immerhin fast zwei Jahre. Jetzt gibt es praktisch nichts, was er mir abschlägt. Nichts, was er mir nicht vergeben würde. Darum erwäge ich, deine hinreißende Lady Juliana nochmals aufzusuchen und endlich die Tat zu begehen, für die ich schon gebüßt habe.«
    John wandte den Kopf ab und spuckte Blut aus. Augenblicklich begann es zu dampfen, ehe der eiskalte Boden es abkühlte und gefror. »Dazu müsstest du sie erst einmal finden«, entgegnete er scheinbar gelassen. Tatsächlich spürte er die Furcht um Juliana und Kate wie vergiftete Pfeilspitzen im Bauch.
    »Ich brauche dich nur zu

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