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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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nickte. »Ich weiß, Sir John. Vermutlich werdet Ihr Euch kaum an mich erinnern. Mein Name ist Richard Tropnell.«
    Johns Verwirrung dauerte nur einen Herzschlag, dann entsann er sich des Torhüters von Sandwich. »Den Mann, der mir das Leben gerettet hat, werde ich schwerlich vergessen, Master Tropnell.« Er schüttelte ihm die Hand. »Kommt, lasst uns nicht in der Kälte herumstehen.« Er wandte sich an eine der Torwachen. »Bring das Maultier in den Stall, Paul. Sieh zu, dass es ordentlich versorgt wird, es hat einen weiten Weg hinter sich.«
    »Ja, Sir«, antwortete Paul ohne große Begeisterung.
    John sah ihn scharf an. »Ich meine ordentlich, wenn ich ordentlich sage. Und noch heute, wenn’s geht.«
    Paul nahm das Maultier am Zügel und brachte es weg.
    »Bitte, Sir John, ich will keine Umstände machen …«, sagte Tropnell verlegen.
    John nahm seinen Arm und führte ihn über den Hof zum Bergfried. »Unsinn. Ihr müsst Euch aufwärmen, und was Ihr mir auch zu sagen habt, höre ich lieber im Trockenen als hier draußen im kalten Nieselregen.« Was immer es sein mochte, John ahnte, dass es keine Freudenbotschaft war.
    Er brachte seinen unwilligen Gast zu seiner Kammer. Rose kam ihnen auf dem zugigen Korridor entgegen.
    »Ah, das trifft sich gut. Bring uns einen Krug heißen Weinund irgendwas Gutes zu essen für meinen Gast, Rose, sei so gut«, bat John.
    Rose machte kehrt und ging in die Küche hinunter.
    John wies Tropnell den bequemen Sessel am Kamin. Während der Torhüter seinen zu dünnen Mantel ablegte, schürte John das Feuer auf und legte zwei Scheite nach. »Hier, wärmt Euch, mein Freund.«
    Tropnell nahm dankbar Platz und streckte die Hände den prasselnden Flammen entgegen. »Man wird nicht jünger, Sir John …«
    Ehe John eine angemessene Erwiderung eingefallen war, öffnete sich ohne Vorankündigung die Tür, und Juliana kam mit einem Tablett herein. Sie stellte es auf dem Tisch ab und wandte sich lächelnd an den Fremden. »Ich will nicht stören, Gentlemen, aber ich war neugierig.«
    »Juliana, das ist Master Tropnell aus Sandwich.«
    Sie wusste sofort, wer der Mann war. »Master Tropnell!«, rief sie aus. »Das ist wahrhaftig eine große Freude.«
    »Zu gütig, Madam«, murmelte der einfache Mann, der sich in dem feinen Gemach und in Gesellschaft der Dame sichtlich unbehaglich fühlte und sehnsüchtig darauf wartete, wieder mit John allein zu sein.
    Juliana tat, als bemerke sie davon nichts, und setzte sich auf die Fensterbank. »Ich hoffe, Eure Frau ist wohl, Master Tropnell? Seit John Euer … Gast war, kann die Köchin hier ihn mit ihrem Hammeleintopf nicht mehr erfreuen.«
    Die Augen unter den buschigen Brauen glommen kurz auf, und Tropnell fasste Zutrauen. »Es geht ihr prächtig, Madam.«
    John schenkte Wein ein, dachte wohl zum tausendsten Mal, wie ähnlich Juliana in vieler Hinsicht ihrem Vater war, und wies einladend auf Brot und Fleisch. Dann lehnte er sich mit verschränkten Armen an den Tisch. »Vor meiner Frau könnt Ihr offen sprechen. Mir … ist inzwischen klar geworden, dass Ihr und Eure Freunde Lollarden seid. Ich billige weder Eure Bestrebungen noch das, was mein Bruder und mein Cousin hier tun. Aber ich bin Euch dankbar für das, was Ihr damalsfür mich getan habt, und weiß, dass ich Euch eine Gefälligkeit schulde.«
    Beinah erschrocken legte der Gast die Bratenscheibe zurück, von der er abgebissen hatte, und erwiderte kopfschüttelnd: »Deswegen bin ich nicht gekommen, Sir John. Womöglich ist es eher umgekehrt, ich weiß es nicht.« Behutsam trank er von dem heißen Wein. Dann fuhr er fort: »Seht Ihr, es ist so: Einer unserer Londoner Freunde hat einen Sohn, der mit dem Gesetz in Konflikt kam und eine Weile eingesperrt war. Nicht wegen Häresie, sonst wäre er wohl kaum wieder rausgekommen. Weswegen spielt auch gar keine Rolle. Der Junge hat im Gefängnis die Hölle erlebt. Es ist für jeden die Hölle, aber für einen hübschen, jungen Kerl …« Sein Blick flackerte in Julianas Richtung, und er brach ab.
    John nickte, aber seine Miene blieb unbewegt. Er konnte sich nicht vorstellen, worauf das hier hinauslaufen sollte, und war auf der Hut.
    »Er hatte einen Mitgefangenen, der versucht hat, ihm zu helfen. Ein mutiger Mann, der offenbar lange im Krieg und nicht so leicht einzuschüchtern war. Aber die Wachen hatten wohl Anweisung, diesen Mann Stück für Stück umzubringen. Sie gaben ihm nichts zu essen. Und sie …« Wieder unterbrach er sich, als sein Blick zu

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