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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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verkommen lassen, Raymond? Was für einen Nichtsnutz von Steward hast du nur, der sich nie um dieses Haus gekümmert hat?«
    Doch für seine Zwecke war es ausreichend.
    Sein Plan war noch vage. Er hatte erwogen, sich als Mönch oder Wachsoldat zu verkleiden, um sich Zugang zum Gefängnis zu ergaunern. Das war sozusagen ein altes Familienrezept für Fälle dieser Art. Aber ein Gefühl warnte ihn, dass die Kontrollen im Newgate besonders scharf waren. Vermutlich würde er einen anderen, einen schwereren Weg wählen müssen.
    Bei seinem Erkundungsgang im Obergeschoss des Hauses fand er neben der Halle ein Schlafgemach. Das Bett war breit und hatte staubige, mottenzerfressene Vorhänge. Er nahm die Satteltasche von der Schulter, packte das Werkzeug aus, das er mitgebracht hatte, und machte sich an die Arbeit. Nach kaum einer halben Stunde war alles getan.
    Dann zog er seine feinen Kleider aus, stieg in die waidblauen Hosen und streifte den Bauernkittel über, in dem sich sowohl sein Dolch als auch sein Beutel mühelos verbergen ließen. Nur seine guten Stiefel zog er wieder an und hüllte sich schließlichin einen knielangen Umhang, dessen große Kapuze sein Gesicht und seinen kurzen Schopf, der ihn als Edelmann auswies, verhüllte. So wurde er John, der Pferdeknecht. Ungezählte Male hatte er sich, in dieser Weise getarnt, in eine normannische Stadt geschlichen, um sie für König Harry auszukundschaften. Meist mit Somerset als Bettelmönch und Tudor als Schafhirte. Sie hatten sich einen Spaß daraus gemacht, ihre Kostüme zu vervollkommnen und die anderen mit ihrer Fantasie auszustechen. Als ginge es um einen Mummenschanz, nicht um ihr Leben. Wie leichtsinnig sie gewesen waren, dachte er heute oft. So als wären sie unsterblich …
    Weniger unbeschwert als damals, aber nicht weniger wagemutig verließ John das Haus und machte sich zu Fuß auf den Weg zum Newgate-Gefängnis.
    Er hätte nichts gegen besseres Wetter gehabt, denn im kalten Nieselregen waren nur die Menschen unterwegs, die dringende Geschäfte zu erledigen hatten. Vollere Straßen hätten ihm das Leben leichter gemacht. Aber es ging auch so. Ein stetiger Strom von Fuhrwerken und Karren zog in beiden Richtungen durchs Tor, sodass John den gewaltigen, schwarzen Komplex von einer Straßenecke aus unbemerkt beobachten konnte. Zur Mittagsstunde fand eine Wachablösung statt. Etwa zwei Dutzend schwer bewaffneter Männer kamen in einer ordentlichen Schar und angeführt von einem Sergeant anmarschiert, betraten das Gefängnis durch eine Seitenpforte, und wenig später kam eine ähnliche Gruppe durch dieselbe Tür heraus. Nur nicht so geordnet. Die Männer standen in kleinen Gruppen beieinander und redeten, gähnten, reckten sich und spuckten auf die Straße, ehe sie sich auf den Heimweg begaben. John nahm an, dass die Wachen in zwei Schichten arbeiteten und diese Männer seit Mitternacht Dienst getan hatten.
    Er wusste, dass die Verwaltung der Londoner Gefängnisse dem Stadtrat oblag. Dieser unterstellte jedes Gefängnis einem bezahlten Kerkermeister – meist ein ehemaliger Handwerker oder Kriegveteran –, der dafür zu sorgen hatte, dass seine Schäfchen nicht entwischten und nicht in gar zu großer Zahlwährend der Haft verreckten. Hin und wieder schaute einer der beiden Londoner Sheriffs vorbei und sah nach dem Rechten. Aber wenn es keine Klagen von einflussreicher Stelle gab, kümmerten sie sich oft jahrelang nicht um diese lästige Pflicht. Es interessierte sie nicht, was die Kerkermeister mit den ihnen anvertrauten Strolchen anstellten, und wenn sie ihren kärglichen Lohn aufbesserten, indem sie besagten Strolchen zu überhöhten Preisen schlechtes Essen und verwanzte Decken verkauften, dann war es ihnen auch gleich. Niemand, so wussten die Sheriffs von London, landete unverdient in einem ihrer Gefängnisse.
    Und nur die schlimmsten Halunken landeten im Newgate.
     
    John folgte drei der dienstfreien Wachen in ein nahes Wirtshaus, setzte sich mit dem Rücken zu ihnen an einen Tisch, bestellte einen Krug Bier und eine Schale Eintopf, der erstaunlich gut war, und aß, trank und lauschte. Als die Wachen sich nach einem ähnlichen Mahl auf den Heimweg machten, schlich John ihnen nach, wartete, bis sie sich trennten, und folgte dem, den er sich ausgesucht hatte. Er hatte Glück: Der Kerl wohnte offenbar in einer stillen Gasse unweit der Dean’s Lane, und ehe er in einem der bescheidenen Holzhäuschen verschwinden konnte, schloss John lautlos zu ihm auf, packte

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