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Die Hueter Der Rose

Die Hueter Der Rose

Titel: Die Hueter Der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gable
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ihr ebenso unerträglich, John oft wochenlang nicht zu sehen. »Wir reden noch darüber«, sagte sie schließlich.
    Sie meinte: Wenn wir allein sind, wusste John. Und daswar auf dieser Burg leider selten der Fall, meist nur dann zu bewerkstelligen, wenn sie sich abends in ihre Kammer zurückzogen. John hatte schon oft davon geträumt, auf der anderen Seite des Burghofs für sich und die Seinen einen weiteren kleinen Wohnturm zu bauen. Aber das würde ein Traum bleiben. Für solcherlei Luxus fehlte ihm das Geld.
    Robert kam zurück und setzte sich schweigend an seinen Platz. Er strahlte Verdrossenheit aus. Mochte sein Vater seinen Verweis von Westmorelands Hof auch auf die leichte Schulter nehmen, Robert selbst war offenbar zornig darüber. Doch genau wie Eugénie, schenkte John auch Robert keine weitere Beachtung und hatte sie beide nur mit einem kühlen Nicken begrüßt.
    »Tja, jetzt ist es offiziell«, berichtete er seinem Bruder und Juliana. »Gestern haben der König und der Kronrat in einer feierlichen Zeremonie die zukünftigen Machtverhältnisse niedergelegt. In allen wichtigen Fragen entscheidet der König. In Routineangelegenheiten muss der Kronrat ihn konsultieren, wenn nicht mindestens eine Mehrheit von zwei Dritteln zustande kommt. Tatsache ist: Von heute an regiert Henry England allein.«
    Raymond brummte. »Wurde auch Zeit. Nächsten Monat wird der König sechzehn. In dem Alter war sein Vater schon drei Jahre Soldat.«
    »Und der Schwarze Prinz hat mit sechzehn bei Crécy schon die Blüte des französischen Adels niedergemetzelt«, warf Robert ein.
    Sein Vater bedachte ihn mit einem warnenden Blick. »Nimm dich in Acht, Söhnchen.«
    Roberts Augen funkelten mutwillig. Er wusste ganz genau, dass in Waringham niemand den Schwarzen Prinzen erwähnte, wenn es nicht unumgänglich war. Der Prinz hatte Raymonds und Johns Großvater verraten und ermorden lassen. Er war ein Feind derer von Waringham gewesen, und darum nahm man seinen Namen hier nicht in den Mund.
    Ehe Vater und Sohn eines ihrer häufigen Wortgefechtebeginnen konnten, kam Rose herein und stellte einen dampfenden Krug Würzwein auf den Tisch. »Hier, Mylord. Lasst ihn Euch schmecken.«
    Raymond dankte ihr mit seinem Verführerlächeln, das Rose immer noch zum Lachen bringen konnte.
    »Wo steckt Alys?«, fragte der Earl zerstreut.
    »Das wüsste ich auch gern«, erwiderte die Magd gallig, füllte vier Becher und ging hinaus.
    Raymond nahm das Gespräch mit John wieder auf. »Gloucester und Kardinal Beaufort haben den König lange genug gegängelt. Das Beste wäre, er ginge für ein halbes Jahr mit Warwick auf den Kontinent. Schließlich ist er auch der König von Frankreich, oder? Ein paar Monate Krieg würden schon einen Mann aus ihm machen.«
    John verdrehte die Augen zur Decke. Das hörte er weiß Gott nicht zum ersten Mal. Er konnte verstehen, dass Raymond nicht gut auf den König zu sprechen war, denn Henry hatte sich nie die Mühe gemacht, ihr Zerwürfnis aus den lange vergangenen Tagen von Rouen auszuräumen. Nur er konnte den ersten Schritt tun, aber Raymond wartete immer noch vergeblich darauf. Diese Tatsache war auch für John schmerzlich und unverständlich, aber sie trübte seinen Blick nicht: »Er wird niemals so werden wie sein Vater, Raymond …«
    »Das hab ich ja immer gesagt.«
    »… aber deswegen kann er trotzdem ein guter König sein. Und das wird er, glaub mir.«
    »Ach, John, du willst mir doch nicht weismachen …« Raymond brach ab, weil es an der Tür klopfte. »Immer herein, nur keine Scheu!«, rief er.
    Patrick Fitzalan, einer seiner jüngeren Ritter, steckte den Kopf durch die Tür. »Sir John, ein komischer Kauz ist am Tor und wünscht Euch zu sprechen.«
    »Und hat er einen Namen?«
    »Falls ja, wollte er ihn mir nicht verraten. Soll ich ihn davonjagen? Er sieht abgerissen aus, fast wie ein Bettler, aber er hat nach Euch persönlich gefragt.«
    John stand ohne große Lust auf. In Waringham war es nicht Sitte, Bettler zu verjagen, doch ebenso unüblich war es, dass sie nach dem Steward verlangten. »Ich seh ihn mir mal an.«
    Er folgte dem jungen Fitzalan die Treppe hinab und über den Burghof. Ein eisiger Wind pfiff über die Hügel von Kent und verfing sich heulend im Torhaus. Die Wachen waren dementsprechend schlecht gelaunt und warfen dem Mann im zerlumpten Mantel und seinem altersschwachen Klepper finstere Blicke zu.
    John trat auf ihn zu. »Ihr wünscht mich zu sprechen? Ich bin John of Waringham.«
    Die Kapuze

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